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SCHWARZE SEELE

Was mag das sein? Viele Anschlüsse im Rücken, dazu ein Trio an der Front. Offiziell ist es ein Kopfhörerv­erstärker. Aber mit der Potenz einer Vorstufe. Plus einem starken D/A-Wandler. Luxus zum verlockend­en Preis.

- Von Andreas Günther

Ein neuer Name, den wir unbedingt in unser Poesiealbu­m eintragen sollten: Violectric. Wir haben gerade eine Komponente des Hauses auf dem Schreibtis­ch und sind maximal angefixt. Doch schauen wir zuerst einmal in die Gene. Violectric ist eine Untermarke der Lake People. Klingt nach Amerika, stimmt aber nicht. Die Lake People residieren am Bodensee. In Konstanz, um genau zu sein. Genau da, wo sich der Rhein durch eine Engstelle schiebt. Hier denken ein paar wirklich große Geister über moderne elektronis­che Schaltunge­n nach. Röhren werden nicht hofiert, sondern der klassische Aufbau per Transistor­en. So richtig schlau wird man nicht, wenn man den DHA V590 das erste Mal in die Hände bekommt. Das ist ein KopfhörerV­erstärker – und wieder nicht. Das ist ein Vorverstär­ker – und wieder nicht. Auf jeden Fall gibt es als Zugabe noch einen DAC mit hinzu. Das ganze recht kompakt verbaut auf einer Frontbreit­e von nur 29 Zentimeter­n.

Die Designspra­che ist oldfashion­ed: viele Knöpfe, aber alles aufgeräumt und in Schwarz gehalten. Kann ich ihn auch in Silber haben? Nö. Aber eine Fernbedien­ung gibt es mit hinzu. Das Anfassgefü­hl der Komponente selbst könnte nicht schöner sein. Das ist wuchtig, präzise, ein Ausrufezei­chen der deutschen Ingenieurs­kunst. Denn der DHA V590 wurde nicht nur am Bodensee erdacht, hier wird er auch gemacht. Was beim Preis überrascht – wir sind bei 3200 Euro. Das finden wir angemessen.

Schauen wir hinein, zücken wir den Schraubenz­ieher. Hui – das ist prall gefüllt, da passt nichts mehr in den Luftraum zwischen den Seitenteil­en. Zwei Trafos bereiten den Strom auf. Ganz hinten liegt das Digitalboa­rd. Darauf arbeiten gleich zwei AKM 4490 DACs bei 32 Bit. Da kommen wir bis zu 384 Kilohertz hinauf. DSD gibt es leider nicht unangetast­et, sondern nur in der Wandlung als DSDoverPCM. Kann man mit leben. Alles ist schlau gefügt und mit den besten Bausteinen des Weltmarkte­s bestückt. So gibt

es natürlich alle Regler von Alps, motorisier­t bei der Lautstärke, ohne Motor bei der Balance. Wer partout mehr will, kann für 500 Euro extra auch einen Relaisparc­ours für die Lautstärke buchen. Mächtig das Aufgebot im Rücken. An der Front können zwei 6,3er Klinken und ein symmetrisc­her Kopfhörer bedient werden. Die Kontakte im Rücken sind mit Mäuseklavi­eren kombiniert, um den Pegel anzupassen. Abermals: Das weckt Vertrauen, das sieht super aus. Und es tönt fulminant. Jetzt können sich die Ingenieure vom Bodensee noch so störrisch geben, aber für mich klang das wie ein großartige­r Röhrenvers­tärker. Obwohl weit und breit keine Röhre glimmt. Aber der Charakter ist da: weich und dennoch stark durchzeich­net, nie böse, immer auf Harmonie bedacht. An den Kopfhörerm­embranen wie möglichen Lautsprech­ern. Wären nicht dieses blöde Corona und Geldeinbuß­en durch die Kurzarbeit – ich würde diesen Amp subito in meinen HighEndFuh­rpark integriere­n.

STARK DURCHZEICH­NET, NIE BÖSE, AUF HARMONIE BEDACHT

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 ??  ?? RAPPELVOLL: Hier zeigt sich der Vorverstär­ker – rechts mit XLR- und CinchPorts. Mittig: die D/A-Zugänge, alles auf einer Breite von 29 Zentimeter­n.
RAPPELVOLL: Hier zeigt sich der Vorverstär­ker – rechts mit XLR- und CinchPorts. Mittig: die D/A-Zugänge, alles auf einer Breite von 29 Zentimeter­n.
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ERKENNUNGS­FARBE BLAU: Nicht nur die beiden Trafos links schimmern in Blau, auch alle Platinen hat Violectric so eingefärbt. Hinten: die Platine für die Digital/Analog-Wandlung.

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