CAMBRIDGE AXR100D
Der schlichte, aber kraftvolle Receiver Cambridge AXR100D macht so heiße Musik, dass ihm sein „Windrad“Luft zufächeln muss, um den Klimakollaps zu verhindern.
Das rockt! Cambridge stattet den Vollverstärker nun mit einem DAB+-Digitalradio aus.
Früher wäre so einer wie der Cambridge AXR100D Mainstream gewesen. Inzwischen ist ein klassischer Receiver schon eine Rarität. Auf der einen Seite drängt sich Streaming auf. Auf der anderen schüren besonders die japanischen Hersteller gerade den Trend zu HDMI- Konnektivität wie man sie von reinrassigen AV- Receivern kennt. Da verkörpert der Brite fast schon so etwas wie Purismus. Schließlich lockt er einzig mit DAB+Tuner und Bluetooth- Schnittstelle. Letztere verleiht ihm die Fähigkeit zum drahtlosen Streamen, kommt aber ohne die Installation einer speziellen App aus und erspart beispielsweise auch die umständliche Eingabe von WLAN- Passwörtern. Damit schlägt er lässig die Brücke zwischen simplem Plug & Play klassischer Receiver aus einer Zeit, als dieser Modebegriff noch gar nicht erfunden war und den Segnungen der Neuzeit. Zusammen mit seinem erschwinglichen Preis sucht sich der Cambridge AXR100D seine eigene Nische. Neben besagtem DAB+ empfängt sein TunerTeil auch UKW mit RDS. Neben fünf Analog- Eingängen (darunter einer für MM- Phono-Systeme) und einem TapeAusgang verfügt der Brite über drei Digital- Eingänge – zwei Toslinks für optische Signalübertragung und einen koaxialen für elektrische Verbindungen.
Dort lassen sich Digital- Signale mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit/ 192 kHz einspeisen. Außerdem findet sich auf der Rückseite des Cambridge AXR100D neben zwei Paar Lautsprecherausgängen ein Hochpegelausgang für aktive Subwoofer.
Die mitgelieferte Fernbedienung wirkt sehr aufgeräumt und ist ein wesentliches Komfortmerkmal des englischen Stereo- Receivers. Dass diese Zugabe aus schwarzem Plastik besteht, ist angesichts des scharf kalkulierten Preises überhaupt keine Diskussion wert. Jedoch muss man sich bei dem ebenfalls aus Kunststoff gefertigten und vor allem sehr wackelig laufenden und dadurch billig wirkenden Lautstärkeknopf an der Front schon die Frage stellen: Warum
hat Cambridge ausgerechnet an dieser für den Qualitätseindruck maßgeblich verantwortlichen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine gespart? Das Gerät wirkt nämlich ansonsten sehr solide und wirkt in seinem Auftritt ansonsten deutlich hochwertiger als die meisten japanischen Mitbewerber.
Leider ergab sich nach einigen Titeln im Hörtest eine weitere kleine Eintrübung des ansonsten uneingeschränkt positiven Eindrucks. Nachdem sich der Cambridge AXR100D sehr kraftvoll, konturiert und ausgewogen durch ein paar Test-Tracks aus den Bereichen Pop, Rock und Klassik gearbeitet hatte, liefen nicht nur den Testern wohlige Schauer den Rücken herunter. Dem Receiver wurde offensichtlich ob seiner emotionalen, packenden Performance so heiß, dass sein hinter einem Lochgitter auf der Rückseite angebrachter Lüfter ansprang, um der Endstufensektion frische Luft zuzufächeln. Das summende Geräusch, dass er dabei machte, überschattete etwas den bravourösen Auftritt des Engländers. Der brottrockene, tiefreichende Bass und die zackige Attacke litten nicht darunter. Wohl aber die klar artikulierten, gut fokussierten Stimmen. Wie für Windräder empfiehlt sich daher eine Abstandsregelung zwischen Gerät und Hörplatz. Immerhin konnte der AXR100D mit seiner lebendigen, nuancierten und breitbandigen Bluetooth- Wiedergabe weitere Punkte sammeln, auch wenn wir dabei eine Lautstärke- Synchronisation mit dem Handy vermissten.