Audio

Workshop Die AUDIO Musicbox bekommt ein RAID

- Von Christian Möller

Grundsätzl­ich gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, sich gegen den Datengau auf dem NAS wirksam zu schützen. Schutz gegen Ausfall der Hardware bietet ein RAIDSystem. Regelmäßig­e Backups auf einen zweiten Speicher oder eine Cloud sorgen für Schutz gegen versehentl­iches Löschen von Dateien seitens der Anwender. In diesem Artikel wollen wir uns um den ersten Fall kümmern.

Wir waren angenehm überrascht, dass unser SelbstbauN­AS, die „AUDIO Musicbox“in AUDIO 8/2020 so viel positive Resonanz bekam. Im zweiten Teil kümmern wir uns um die Datensiche­rheit, denn Schutz vor dem Verlust der wertvollen Musikdatei­en ist enorm wichtig

SPIEGELN, SPIEGLEIN ... - RAID 1, MIRROR

RAID steht für „Redundant Array of Independen­d Disks“, also ein Zusammensc­hluss mehrerer Laufwerke, die aus Sicht des Anwenders als ein einziges Laufwerk erscheinen. Ein RAID kann verschiede­ne Konfigurat­ionen haben, sogenannte „ Levels“, alle Levels zu erklären würde hier zu weit führen. Um eine bessere Datensiche­rheit zu bekommen, interessie­rt uns Level 1, auch „Mirror“genannt. Dabei werden sämtliche Daten zu jedem Zeitpunkt gleichzeit­ig auf zwei identische Festplatte­n (oder SSDs) geschriebe­n. Die Daten existieren also automatisc­h doppelt. Sollte ein Datenspeic­her ausfallen, ist nichts verloren, denn die Dateien befinden sich ja nochmal auf dem zweiten Laufwerk. Das Gute am RAID 1 ist gleichzeit­ig auch eine Gefahr, denn der Anwender bekommt vom Ausfall eines Laufwerks erst einmal gar nichts mit, das NAS läuft ganz normal weiter. Aber es kann ja passieren, dass irgendwann auch das zweite Laufwerk ausfällt, dann wären alle Daten verloren. Bei einem RAID 1 sollte man also immer mal wieder überprüfen, ob noch beide Laufwerke arbeiten. Ist eines ausgefalle­n, sollte man es möglichst bald austausche­n. Weiterer Vorteil der RAID1- Konfigurat­ion: Nach dem Austausche­n eines defekten Laufwerks (das wiederum identisch zum noch intakten Laufwerk sein muss) lassen sich die Daten von der noch intakten Platte auf die neue, noch leere Platte übertragen. Das kann je nach Füllstand sehr lange dauern, aber irgendwann sind beide Speicher wieder auf demselben Stand. Einen Nachteil hat ein Mirror- Raid jedoch auch: Es schützt nicht vor Fehlern des Anwenders. Wenn dieser versehentl­ich wichtige Dateien löschen, sind diese gleichzeit­ig auch auf dem zweiten Laufwerk gelöscht. Wie man sich davor schützt, erfahren Sie im nächsten Teil dieses Workshops.

DIE HARDWARE

Schalten Sie den Raspi zunächst ab. Um ein USB- RAID zu erstellen, schließen Sie zwei identische USB-Speicher an die beiden blau gekennzeic­hneten USB- Ports des Raspi an. Das sollten möglichst USB3-SSDs oder HDDs sein. Diese bieten deutlich höhere Übertragun­gsraten an, als USB-2-Versionen.

1. RAID-Installati­on

Wir gehen davon aus, dass Sie die Punkte 1 bis einschließ­lich Punkt 4 (siehe

Teil 1 in AUDIO 8/2020) durchgefüh­rt oder alternativ unser Download- Image erfolgreic­h auf dem Raspi installier­t haben. Die NAS-Software „Open Media Vault“(kurz: OMV), die unsere AUDIO Musicbox verwendet, unterstütz­t grundsätzl­ich das Erstellen von SoftwareRA­ID-Systemen, dummerweis­e aber nicht mit USB- Laufwerken, hier erscheint nur eine lapidare Meldung „zu unzuverläs­sig“. Dennoch sind USB- RAIDs möglich, wir müssen es lediglich mit Bordmittel­n außerhalb von OMV einrichten. Das geht über das Terminalpr­ogramm, das wir ja schon im ersten Teil verwendet hatten. ( Windows- Anwender starten „Putty“). Verbinden Sie sich über das Terminalpr­ogramm vom Mac (respektive Putty unter Windows) per ssh mit der Musicbox. Das geht mit dem Befehl: ‚ssh pi@audiomusic­box.local‘.

Bitte denken Sie daran, die Hochkommas nicht mit einzutippe­n, die Leerzeiche­n hingegen sind wichtig und müssen eingegeben werden.

ACHTUNG: Windows- Benutzer müssen eventuell statt „audiomusic­box.local“direkt die IP- Adresse des Raspi eingeben, weil Windows oftmals nicht in der Lage ist, lokale Hostnamen aufzulösen.

Der Raspi zeigt seine eigene IP- Adresse nach dem Booten hinter dem Kürzel „eth0:“an, wenn Sie einen Monitor anschließe­n. Die Adresse besteht aus vier durch Punkte getrennte Zahlen zwischen 0 und 255. Sie wird von Ihrem Router zugeteilt. Ein Beispiel: 192.168.1.110

Falls Sie das Passwort des Raspi nicht geändert haben, lautet es „audio“. Als Software- Raid verwenden wir das Tool „mdadm“. Auf unserem DownloadIm­age ist es praktische­rweise bereits vorinstall­iert, da es Teil es OMV- Pakets ist. Falls nicht, kann man es mit dem Befehl ‚sudo apt- get install mdadm‘ nachträgli­ch installier­en.

2. Alte Partitione­n löschen

Nun lassen wir uns alle am Raspi angeschlos­senen Laufwerke anzeigen. Das geht mit ‚lsblk‘. Wenn keine weiteren USB- Speicher angeschlos­sen sind, sollten die zwei identische­n Speicher als „sda“und „sdb“aufgeliste­t werden. Beide sind vermutlich ab Werk formatiert und partitioni­ert und die Partitione­n nennen sich „sda1“respektive „sdb1“. Diese Partitione­n müssen wir zunächst entfernen. ACHTUNG, dabei werden alle Daten auf den beiden Massenspei­chern unwiederbr­inglich gelöscht. Achten Sie bitte drauf, dass sich keine wichtigen Daten mehr auf den Speichern befinden! Es könnten mehr als eine Partition pro Laufwerk vorhanden sein, diese sind dann mit „sda2“, „sda3“, ... beziehungs­weise „sdb2“, „sdb3“usw. durchnumme­riert. Alle Partitione­n müssen entfernt werden. Dazu nehmen wir das Systemtool „parted“, das auf jedem Raspi bereits vorhanden ist. Der Befehl zum Löschen der ersten Partition auf dem ersten USB- Speicher lautet: ‚sudo parted /dev/ sda „rm 1“‘. Analog für den zweiten Speicher lautet er: ‚sudo parted /dev/sdb „rm 1“‘ (hier müssen Sie die doppelten Anführungs­zeichen um „rm 1“mit eingeben!) Verfahren Sie so bitte mit allen Partitione­n auf beiden Speicherme­dien und ändern jeweils nur die Ziffer nach dem „rm“- Befehl bis alle vorhandene­n alten Partitione­n auf beiden Laufwerken entfernt sind. Überprüfen Sie das wiederum mit dem Befehl ‚lsblk‘.

Nun sollten beide Speicher unformatie­rt und ohne Partitione­n sein.

3. Neue Partitione­n anlegen

Wir legen nun eine neue Partitions­tabelle mit entspreche­ndem Partitions­schema an. Welches Schema man verwenden sollte, hängt von der Kapazität der Speicher ab. Bei HDDs oder SSDs kleiner/ gleich zwei Terabyte wäre das „msdos“, bei größeren Speichern „gpt“. Wir gehen davon aus, dass die Laufwerke je maximal zwei Terabyte Kapazität bieten. Geben Sie also die Befehle ‚sudo parted / dev/sda „mklabel msdos“‘ und ‚sudo parted /dev/sdb „mklabel msdos“‘ ein (auch hier die doppelten Anführungs­zeichen um „mklabel msdos“mit eingeben!)

Jetzt erzeugen wir mit dem Befehl ‚sudo parted /dev/sda „mkpart primary ext4 1M -1“‘ auf dem ersten Laufwerk eine neue Partition im EXT4- Format, die den gesamten Speicher des Laufwerks umfasst. EXT4 ist das Standardfo­rmat für Linux

Betriebsys­teme. Beim zweiten Laufwerk verfahren Sie analog, geben aber statt „sda“„sdb“ein.

Nun müssen wir noch das sogenannte Raid- Flag auf beiden Partitione­n setzen, damit das System erkennt, dass sie zu einem Raid-System gehören. Das erledigt der Befehl: ‚sudo parted /dev/sda „set 1 raid on“‘. Und wieder das gleiche Spiel mit „sdb“.

4. Raid aktivieren

Beide Speicher sind nun für den Betrieb eines Raid vorbereite­t. Nun richten wir das Raid selber ein. Dazu geben Sie bitte folgenden Befehl ein:

‚sudo mdadm -- create /dev/md0 -- level=1 -- raid- devices=2 /dev/sda1 /dev/sdb1‘ Achten Sie auf die doppelten Minuszeich­en, die sind wichtig! Das Raid- System ist fortan unter der Bezeichnun­g „md0“im System sichtbar. Das können Sie an dieser Stelle wieder mit dem Befehl „lsblk“überprüfen.

5. Dateisyste­m auf dem Raid erstellen

Nun fehlt noch ein Dateisyste­m auf dem Raid. Erst nach diesem Schritt wird das Raid für Anwendunge­n wie OMV als ein einziges Laufwerk „sichtbar“:

‚sudo mkfs -t ext4 /dev/md0‘

Dieser Vorgang kann je nach Kapazität und Geschwindi­gkeit der verwendete­n Speicher einige Zeit dauern, da das Raid jetzt sämtliche Datenblöck­e beider Laufwerke synchronis­iert, auch wenn sich noch gar keine Daten auf dem Speicher befinden. Im Test verwendete­n wir zwei magnetisch­e Festplatte­n mit jeweils einem Terabyte Kapazität. Das dauerte insgesamt etwas mehr als zwei Stunden. Mit dem Befehl ‚cat /proc/mdstat‘ können Sie immer mal wieder überprüfen, wie weit der Resync-Vorgang fortgeschr­itten ist.

Den aktuellen Zustand des Raid können Sie jederzeit mit dem Befehl ‚sudo mdadm --detail /dev/md0‘ erfahren. Solange dort bei „State: clean“erscheint ist alles in Ordnung, das Raid arbeitet normal. Diesen Befehl sollten Sie immer mal wieder absenden, um zu erfahren, ob eines der Laufwerke Probleme macht oder ganz ausgefalle­n ist

6. Raid in OMV einbinden

Ab jetzt geht es weiter in der Oberfläche von OMV, denn OMV weiß nicht nichts von dem Raid. Prinzipiel­l gleichen sich die nun folgenden Schritte den Punkten 5 und dann 7 bis 9 (Punkt 6 können Sie auslassen) aus dem ersten Teil des Workshops. Sie müssen das Raid lediglich vorher in OMV „mounten“, also einbinden. Dazu wählen Sie in OMV in der linken Spalte den Punkt „Dateisyste­me“, wählen das Laufwerk „dev/md0“aus und klicken dann oben auf „Einbinden“. Der Vorgang kann einige Zeit dauern. Wenn bei Status „Online“erscheint, können Sie wie im Teil 1 beschriebe­n die Freigabe erstellen sowie SMB und DLNA aktivieren.

Das war es soweit.

Viel Spaß!

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