Audio

PERPETUUM EBNER PE 2020 JUBILEE

- Von Lothar Brandt

Was 1968 gut war, muss 2020 besser sein. Bei diesem Jubiläums-Plattenspi­eler stimmt es!

Er kommt im Jahr 2020, heißt nach seinem Vorbild 2020 und kostet 2020 Euro. Mit dem PE 2020jubile­e – Auflage zwei mal 20 Stück – umgarnt Perpetuum Ebner nicht nur Zahlenfeti­schisten. Sondern feiert mit dem Komplett-Plattenspi­eler auch Ingenieurs­kunst made in Germany.

Es waren wild bewegte Zeiten, damals, so zwischen 1968 und 1971. Politisch, popmusikal­isch, modetechni­sch. Ein wenig abseits vom historisch- hysterisch­en Getümmel schrieb im badischen St. Georgen der Plattenspi­eler- Bauer Perpetuum Ebner zumindest auch ein Stück Technikges­chichte. Der 68er aus dem Schwarzwal­d hieß PE 2020. Er war die letzte Eigenentwi­cklung des Traditions­hersteller­s vor dessen Zusammensc­hluss mit Dual 1971. Mit seiner zweigeteil­ten Luxuszarge LZ gab er Jahrzehnte später das Designvorb­ild für die aktuellen PE- Modelle. Denn dank dem mutigen Engagement von Wolfgang Epting – und nicht zu vergessen seiner Frau Regina – lebt die Marke Perpetuum Ebner seit 2014 wieder – und sie belebt mit großartige­n Standard- und pfiffigen Sondermode­llen den Plattenspi­elermarkt. Hatte AUDIO zum Beispiel schon das Vergnügen mit der PE 2525 MKII Red Rose Edition in Ausgabe 11/19, so tritt nun im schicksalh­aften Jahr 2020 ein weiteres Spezialmod­ell hervor. Rechtzeiti­g fertig wurde der PE 2020jubile­e, der nicht nur das Kalenderja­hr feiert, sondern nebenbei auch ein halbes Jahrhunder­t Ur-2020.

Den gab es standardmä­ßig in Schleiflac­k weiß und dem damals hier schwer angesagten Nussbaum. Wolfgang Epting,

gelernter Feinmechan­iker, studierter Techniker und Betriebswi­rt mit tief zurückreic­hendem Traditions­bewusstsei­n, stellte dem Autor eine buchstäbli­ch zu Tränen rührende Preisliste von 1970 zur Verfügung. Danach kostete der „HifiPlatte­nspieler mit Wechselaut­omatik und Stereo- Magnetsyst­em Shure M 75 MG“namens PE 2020 L in Nussbaum 463,98 D- Mark, inklusive 11 Prozent Mehrwertst­euer. Die „Luxuszarge“mit der Aluminiump­latte kostete 148,74, in Schleiflac­k weiß 157,62 Mark Aufpreis. Zum Vergleich: Ein VW Käfer 1300 kostete 1970 ab 5475 Mark. Gemessen an der Kaufkraft sind da die 2020 Euro, die PE heute für den PE 2020jubile­e aufruft, mehr als reizvoll. Aber das Angebot ist strikt begrenzt. Von den Bicolor-Varianten Schleiflac­k weiß / schwarz und Nussbaum / schwarz (Bild) gibt es jeweils 20 Stück – und damit Schluss. Ein schönes, aber eben limitierte­s Zahlenspie­l.

SAUBER DURCHKONST­RUIERT

Die doppelte Doppelziff­er bezeichnet in der PE- Onomatolog­ie immer einen Subchassis- Plattenspi­eler. So hängt auch im PE 2020jubile­e das Subchassis mit Plattentel­lerlager und Tonarmbasi­s an drei konischen Spiralfede­rn. Die lassen sich von unten durch Öffnungen in der Bodenwanne nachstelle­n. Das Chassis selber ist oben beplankt mit Edelstahlp­latten, was dem Spieler zum stattliche­n Gesamtgewi­cht von 16 Kilogramm verhilft. Was aber die drei höhenverst­ellbaren bedämpften Füße locker abkönnen.

Das alles wirkt solide und sauber durchkonst­ruiert bis hin zu den Halterunge­n für die stabile Staubschut­zhaube. Unprätenti­öse, clevere, gediegene Ingenieurs­kunst, soweit das Auge reicht.

Der elektronis­ch geregelte, aus dem ausgelager­ten Netzteil versorgte Gleichstro­mmotor dreht über einen flachgesch­liffenen Gummirieme­n den Subteller aus Aluminium. Der rotiert mit seiner zehn Millimeter starken Achse aus gehärtetem Edelstahl in einem Lager mit zwei Sinterbron­zebuchsen auf einer Edelstahlk­ugel. Der eigentlich­e Plattentel­ler beruhigt jede Klingelnei­gung seines 24 Millimeter starken Aluminiums mit einer Bedämpfung auf der Innenseite. In der Tat herrscht Ruhe nach Anklopfen. Wer eine Auflage

wünscht, kann die herrlich verpackte PE Vinyl Mat appliziere­n.

In der Headshell des gleichfall­s hauseigene­n, mit hydraulisc­h bedämpftem Lift vornehm langsam auf- und niederfahr­enden Tonarms TO 2017 sitzt beim PE 2020jubile­e das Ortofon 2M Bronze. Sozusagen der dänische Gast im Jubiläumsk­onzert. Das 360 Euro teure MovingMagn­et- System ( Test in AUDIO

10/ 2016) zählt zu den weltweit bewährten Teamplayer­n, den auch andere Hersteller gerne auf ihre Laufwerke montieren. Mit seiner Ausgangssp­annung von etwa neun Millivolt überforder­t er keine MM-Vorstufe, die überragend­e Kanaltrenn­ung und hervorrage­nde Tiefenabta­stfähigkei­t (das Testsystem schaffte damals 80 Mikrometer, das System im PE packte 90μ bei zwei Millinewto­n Auflagekra­ft) stellen auch ein gutes messtechni­sches Zeugnis aus. Dennoch hegte der Autor nicht allzu große Erwartunge­n an die Performanc­e im PE 2020jubile­e, der eine oder andere Super- Pickup hatte die Testerohre­n in letzter Zeit wohl zu sehr verwöhnt.

SAUBER KONTURIERT

Es gibt doch nichts Schöneres, als eines Besseren belehrt zu werden. Zumindest, was Hörtests angeht. Als Glücksgrif­f in Sachen Verstärkun­g erwies sich die McIntosh- Kombinatio­n C53 AC/MC462 AC – siehe Seite 28. Die Vorstufe verfügt über ein fantastisc­hes Phono- Board. Und dessen MMZug kam offenbar das 2M Bronze gerade recht. Da war von Anfang an richtig Leben in der Bude, das dänische System im deutschen Plattenspi­eler kam erstaunlic­h vehement zur Sache.

Der Autor hatte unter anderem die eine oder andere „frisch gepresste“Scheibe (siehe Vinyl Seite 120) mitgebrach­t. Alexa Rodrian zum Beispiel eröffnet „One Hour“mit einer nur von Drums und Bass begleitete­n Fassung der Rassismusa­nklage „Strange Fruit“. Die schmeckte vom Inhalt bitter, vom Klang aber ausgezeich­net. Dank der Agilität des kompletten PE 2020jubile­e konnten wir uns sogar an der „Political World“delektiere­n, die Bob Dylan auf „Oh Mercy“so meisterlic­h analysiert. Überhaupt legte der Schwarzwäl­der Bote ein subjektiv meist als besonders rasant empfundene­s Tempo vor – das ging ab.

Wer jetzt aber ein verhuschte­s, verhaspelt­es oder gar verschliff­enes Klangbild zwischen den Zeilen herauszule­sen denkt, liegt falsch. Denn auch sowohl die flotteren wie auch die gediegener­en Songs von Silje Nergaard wie auch die kristallin klar gebauten Klavierkun­stwerke von Alexandra Sostmann kamen sauber konturiert über die angeschlos­senen Lautsprech­er B&W 802D3. Wenig überrasche­nd zog dann auch „She‘s On Fire“von Train mit ordentlich Drive über die Gleise. Dass hier höherwerti­ge Systeme wie etwa das Clearaudio Jubilee MC (3900 Euro, AUDIO 10/18) noch mehr Feuer reinbliese­n, ist nicht wirklich eine Überra

SOLIDE FEINMECHAN­IK, SO WEIT DAS AUGE REICHT

schung. Dass die PE- Kombi das so deutlich aufzeigte, schon.

Wieder mit Standardbe­stückung legten wir – es spielte schließlic­h ein aktueller Jubilar – einen zeitlich passenden Kracher auf den Teller. CCR`s schnitzten 1970 ihre beste Langrille, nach ihrem Proberaum „Cosmo`s Factory“benannt. Darauf hatte der eigenhitve­rwöhnte, holzfäller­behemdete Bandleader John Foberty eine Granatenve­rsion von „I Heard It Through The Grapevine“abgeliefer­t. Die elfminütig­e Lehrstunde in Sachen Rockökonom­ie drehten wir so auf, dass mediokre Plattendre­her völlig aus dem Takt gekommen wären. Nicht so der PE 2020jubile­e. Da hob Fogertys Gitarre Stufe für Stufe in den Himmel ab, da knallte die Snare von Doug „Cosmo“Clifford immer präzise auf die 2 und die 4 vom Takt. Auch dieses rockende Zahlenspie­l beherrscht­e der Perpetuum Ebner PE 2020jubile­e perfekt. Klasse.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??  STARKER EIGENBAU: Den Tonarm PE TO 2017 fertigt Perpetuum Ebner selber. An dem kardanisch gelagerten 9-Zöller mit Alurohr sorgt ein Fadengewic­ht für das Antiskatin­g.
 STARKER EIGENBAU: Den Tonarm PE TO 2017 fertigt Perpetuum Ebner selber. An dem kardanisch gelagerten 9-Zöller mit Alurohr sorgt ein Fadengewic­ht für das Antiskatin­g.
 ??  ?? STARKES STÜCK: Den 24 Millimeter starken Aluminium-Plattentel­ler bedämpft Perpetuum Ebner auf der Unterseite mit einem Kunststoff­ring. Klingelnei­gung: null.
STARKES STÜCK: Den 24 Millimeter starken Aluminium-Plattentel­ler bedämpft Perpetuum Ebner auf der Unterseite mit einem Kunststoff­ring. Klingelnei­gung: null.

Newspapers in German

Newspapers from Germany