Das richtige Backup für die AUDIO- Musicbox
Der Daten-GAU kommt bestimmt, das ist nur eine Frage der Zeit. Doch Sie können dem totalen Datenverlust wirksam vorbeugen und Ihre wertvolle Musiksammlung im Fall des Falles wiederherstellen. Das Zauberwort heißt „Backup“.
Um den Datenverlust durch Hardware-Ausfall haben wir uns in der letzten Folge gekümmert (siehe AUDIO 10/ 20). Ein RAID-1 ( gespiegelte Festplatte) ist dafür ein probates Mittel. Aber es gibt Datenverluste, die selbst ein RAID-1-Verbund nicht abfangen kann – in erster Linie das versehentliche Löschen wichtiger Daten durch den Anwender.
Das passiert häufiger, als man denkt, denn in der Regel gibt es beim Zugriff auf einen Netzwerkspeicher keinen „Papierkorb“, aus dem man gelöschte Daten zurückholen kann. Weg ist weg! Spätestens wenn man selbst betroffen ist, wird einem klar, dass man sich gegen solche menschlichen Fehler wappnen muss. Man kann zum Beispiel in regelmäßigen Abständen ein manuelles Backup der Daten anfertigen, also von Hand alle Dateien auf ein anderes Medium umkopieren (nicht verschieben). Danach existiert alles doppelt, ähnlich wie bei einem RAID-1, nur dass die Kopie den Stand solange behält, bis man sie durch eine neue Kopie überschreibt. Man kann also immer auf einen älteren Datenstand zurückgreifen, falls man seit dem letzten Backup aus Versehen oder durch Unachtsamkeit Dateien vom Original- Massenspeicher gelöscht hat. Manuell? Ja, das ist mühsam und wird nur allzu leicht vergessen. Doch die AUDIO- Musicbox basiert auf einem Computer, der so etwas automatisieren kann. Wie das geht, wollen wir in dieser Folge lernen.
DAS WUNDER-TOOL
Das Werkzeug der Wahl nennt sich „RSYNC“. Es ist ein KommandozeilenTool, fester Bestandteil des aktuellen Raspberry- Pi- OS und eine Präventiv- Wunderwaffe gegen Datenverlust. Es kann Kopien von Daten aller Art erzeugen, auf lokal am Raspberry Pi angeschlossenen Massenspeichern oder auf Dateiservern, die irgendwo auf der Welt stehen und über das Internet von außen erreichbar sind.
RSYNC kann jedes Mal alle Daten sichern oder nur diejenigen, die seit dem letzten Backup-Vorgang dazugekommen sind oder geändert wurden (inkrementelles Backup). Bei einer großen Musiksammlung, die unter Umständen 1 oder 2 Terabyte belegt, spart ein inkrementelles Backup extrem viel Zeit.
Damit das funktioniert, müssen wir uns zunächst über einige Dinge klarwerden. Der Backup-Zielspeicher muss ein separates Laufwerk sein, das mindestens so viel Kapazität bieten muss wie
der Massenspeicher, auf dem unsere Musiksammlung abgelegt ist. Das gilt auch für den Fall, dass wir für das NAS ein RAID-1 benutzen (so wie in AUDIO 10/20 beschrieben).
Der Backup-Speicher kann, muss aber kein RAID-1 sein – es reicht eine einzelne Festplatte mit entsprechender Kapazität. Da gibt es jedoch ein kleines Problem, denn der Rapsberry Pi bietet nur zwei USB- 3- Ports, die mit einem RAID-1 bereit belegt sind. Da unser Daten- Backup aber automatisch startet und nur selten läuft (einmal am Tag in der Nacht oder gar nur einmal die Woche), ist die Zeit, die das Backup braucht, nicht ganz so kritisch. Ein USB-2- Port sollte also reichen, und davon stellt der Raspberry 4 zwei weitere zur Verfügung.
ORDNER SYNCHRONISIEREN
Wir programmieren RSYNC zunächst so, dass es den Backup- Ordner mit dem Originalordner „synchronisiert“. Das heißt, dass Dateien, die auf dem OriginalOrdner gelöscht wurden, auch auf dem Backup gelöscht werden. Moment – ist das nicht genau das, was ein RAID-1 macht und wir unbedingt vermeiden wollen? Im Prinzip ja, aber eben mit einem Zeitversatz. Beim einem RAID-1 werden die Daten auf der Spiegelplatte sofort gelöscht, beim Backup aber erst dann, wenn der nächste Backup-Vorgang durchgelaufen ist. Bis dahin kann man die versehentlich gelöschten Dateien zurückkopieren. Warum aber nicht einfach grundsätzlich niemals Daten auf dem Backup löschen? Das kann man machen, es ist aber eine Kapazitätsfrage, denn auf diese Weise könnte die Backup- Platte in kurzer Zeit volllaufen.
Ein Beispiel: Sie legen einen Ordner „Rockmusik“an und kopieren alle Ihre Rock- Alben dort hinein. In der Nacht läuft das Backup und legt wie gewünscht eine Kopie dieses Ordners auf der externen Platte an. Am nächsten Tag benennen Sie den Ordner in „Meine Rockmusik“um. Der Ordner „Rockmusik“existiert nun nicht mehr auf dem Original. Wenn RSYNC beim Backup keine echte Synchronisation vornehmen würde (also den Ordner „Rockmusik“löschen und stattdessen „Meine Rockmusik“anlegen), würden auf dem Backup nun beide Ordner landen, mit identischem Inhalt, also glatt doppelt so viel Platz in Anspruch nehmen. Wenn Sie das ein paar mal machen, ist die Backup- Platte schnell voll und nichts geht mehr. >>