Magnat Transpuls 1000
Die Magnat Transpuls 100 wird manchen HiFi-Fan an seine Jugend erinnern: Diese Box ist massiv, herrlich altbacken, klingt jedoch fesch und furios. Bezahlbar ist sie noch dazu.
Ohne despektierlich sein zu wollen: Aber irgendjemand bei Magnat raucht zu viele Tütchen oder trinkt zu viel Kaffee. Wo andere Lautsprecherhersteller umfangreich erforschen, was die Menschen da draußen so wollen, da füttert Magnat ein Orakel. Wie in Delphi, wo eine Priesterin in einem verräucherten Raum sitzt und seltsame Dinge sagt. Einer der jüngsten Sprüche: Schaue in die Vergangenheit, gehe weit zurück, erwarte Aufschreie und großes Geld. So in etwa. Herausgekommen ist die Transpuls- Serie. Vielmehr ist es ein Duo: eine große Box und eine etwas kleinere. Wir haben das Einstiegsmodell Transpuls 1000 getestet.
Wenn Sie die 50 Lebensjahre überschritten haben, dann sah so der Traumlautsprecher Ihrer Jugend aus. Vielleicht würden oben rechts noch einige Regler für Höhen und Tiefen prangen, dazu ein Aufkleber mit dem Frequenzgang und ein Lamellenvorhang vor dem Hochtöner. Damals unerschwinglicher Luxus und nun wieder da, dazu bezahlbar. 800 Euro verkündet Magnat für das Paar in seinem Webstore. Aufgepasst: Es gibt zwei Modelle, einen Lautsprecher für links, einen für rechts – der Hochtöner sollte stets an der Außenseite aufspielen.
Hier denkt keiner an Spikes. Die Quader werden einfach auf den Boden gestellt, basta. Der Höhenwinkel ist unveränderlich, das fette Magnat- Logo am Boden – cool. Ist das retro oder schon postmodern? Moderne Membranlegierungen haben hier nichts zu suchen: Es gibt Papier und Gewebe – Schluss, Aus, Nikolaus. Der Tieftöner misst 26 Zentimeter. Ab 750 Hertz reicht er das Signal weiter an den Tiefmitteltöner mit 13,5 cm, geformt aus der gleichen Papiermasse. Bei
3800 Hertz übernimmt eine Kalotte, die in eine Hornkonstruktion vertieft wurde.
Dieser Lautsprecher muss selbst die Magnat- Chefs beflügelt haben. Auf der Webseite wird der Slogan ausgesprochen – das ist so schön, wir müssen ihn zitieren: „Der Lautsprecher, vor dem uns unsere Eltern immer gewarnt haben.“Das ist irgendwo zwischen HiFi und PA.
Könnte ich hier auch meine E- Gitarre anschließen? Nicht direkt, aber über einen passgenauen Amp. Magnat verspricht, dass die Chassis hochbelastbar sind. Also warum nicht in der Garage eine private Rockparty veranstalten? Jetzt geht die Botschaft ihre eigenen Wege. Magnat sagt selbst, dieser Lautsprecher sei „klangoptimiert für Rock, Urban und impulsreiche Musikstile“. Also laut, laut und richtig fett.
Doch das stimmt so nicht. Wir starteten unseren Testlauf mit dem krachigen Nirvana- Klassiker „Nevermind“, stilgerecht von der Schallplatte. Wer auf diesen fülligen Mix mit Superbass steht, der wird von der Transpuls 1000 belohnt. Es könnte nicht schöner sein. Unser Lebensgefühl schreit nach mehr. Der Vollverstärker wird im Volume fast an den Anschlag getrieben. Da fühlt man sich nochmals wie mit Mitte Zwanzig und mit langen Haaren.
Also doch ein indirekter Spielverderber, der nur eine Musikrichtung bedienen kann? Das wäre eine Fehlinterpretation. Wir haben auch Klassik herbeigestreamt, Bartoks „Konzert für Orchester“. Herbert von Karajan steht auf dem Chefpult, die Berliner Philharmoniker spielen. Wir verwendeten einen DSDRip von der SACD. Die Vorurteile würden besagen, dass der Transpuls bei mittleren und leisen Tönen einbricht. Nichts davon – das war ein plastisches Klangbild. Toll die Staffelung in die Weite des Aufnahmeraumes. Diesen Lautsprecher dürfen wir ohne Herzschmerzen auch jedem Klassik- Freund empfehlen. Das Feine war da, dazu herrschaftlicher Druck von hart rechts aus der Ecke der Kontrabässe. Und das komplette Klangbild stand vor der Membranebene. Achtung: Röhrenverstärker stehen hier auf verlorenem Posten. Die Transpuls 1000 sehnt sich nach harter Hand und vielen PS.