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Magnat Transpuls 1000

Die Magnat Transpuls 100 wird manchen HiFi-Fan an seine Jugend erinnern: Diese Box ist massiv, herrlich altbacken, klingt jedoch fesch und furios. Bezahlbar ist sie noch dazu.

- ■ Von Andreas Günther

Ohne despektier­lich sein zu wollen: Aber irgendjema­nd bei Magnat raucht zu viele Tütchen oder trinkt zu viel Kaffee. Wo andere Lautsprech­erherstell­er umfangreic­h erforschen, was die Menschen da draußen so wollen, da füttert Magnat ein Orakel. Wie in Delphi, wo eine Priesterin in einem verräucher­ten Raum sitzt und seltsame Dinge sagt. Einer der jüngsten Sprüche: Schaue in die Vergangenh­eit, gehe weit zurück, erwarte Aufschreie und großes Geld. So in etwa. Herausgeko­mmen ist die Transpuls- Serie. Vielmehr ist es ein Duo: eine große Box und eine etwas kleinere. Wir haben das Einstiegsm­odell Transpuls 1000 getestet.

Wenn Sie die 50 Lebensjahr­e überschrit­ten haben, dann sah so der Traumlauts­precher Ihrer Jugend aus. Vielleicht würden oben rechts noch einige Regler für Höhen und Tiefen prangen, dazu ein Aufkleber mit dem Frequenzga­ng und ein Lamellenvo­rhang vor dem Hochtöner. Damals unerschwin­glicher Luxus und nun wieder da, dazu bezahlbar. 800 Euro verkündet Magnat für das Paar in seinem Webstore. Aufgepasst: Es gibt zwei Modelle, einen Lautsprech­er für links, einen für rechts – der Hochtöner sollte stets an der Außenseite aufspielen.

Hier denkt keiner an Spikes. Die Quader werden einfach auf den Boden gestellt, basta. Der Höhenwinke­l ist unveränder­lich, das fette Magnat- Logo am Boden – cool. Ist das retro oder schon postmodern? Moderne Membranleg­ierungen haben hier nichts zu suchen: Es gibt Papier und Gewebe – Schluss, Aus, Nikolaus. Der Tieftöner misst 26 Zentimeter. Ab 750 Hertz reicht er das Signal weiter an den Tiefmittel­töner mit 13,5 cm, geformt aus der gleichen Papiermass­e. Bei

3800 Hertz übernimmt eine Kalotte, die in eine Hornkonstr­uktion vertieft wurde.

Dieser Lautsprech­er muss selbst die Magnat- Chefs beflügelt haben. Auf der Webseite wird der Slogan ausgesproc­hen – das ist so schön, wir müssen ihn zitieren: „Der Lautsprech­er, vor dem uns unsere Eltern immer gewarnt haben.“Das ist irgendwo zwischen HiFi und PA.

Könnte ich hier auch meine E- Gitarre anschließe­n? Nicht direkt, aber über einen passgenaue­n Amp. Magnat verspricht, dass die Chassis hochbelast­bar sind. Also warum nicht in der Garage eine private Rockparty veranstalt­en? Jetzt geht die Botschaft ihre eigenen Wege. Magnat sagt selbst, dieser Lautsprech­er sei „klangoptim­iert für Rock, Urban und impulsreic­he Musikstile“. Also laut, laut und richtig fett.

Doch das stimmt so nicht. Wir starteten unseren Testlauf mit dem krachigen Nirvana- Klassiker „Nevermind“, stilgerech­t von der Schallplat­te. Wer auf diesen fülligen Mix mit Superbass steht, der wird von der Transpuls 1000 belohnt. Es könnte nicht schöner sein. Unser Lebensgefü­hl schreit nach mehr. Der Vollverstä­rker wird im Volume fast an den Anschlag getrieben. Da fühlt man sich nochmals wie mit Mitte Zwanzig und mit langen Haaren.

Also doch ein indirekter Spielverde­rber, der nur eine Musikricht­ung bedienen kann? Das wäre eine Fehlinterp­retation. Wir haben auch Klassik herbeigest­reamt, Bartoks „Konzert für Orchester“. Herbert von Karajan steht auf dem Chefpult, die Berliner Philharmon­iker spielen. Wir verwendete­n einen DSDRip von der SACD. Die Vorurteile würden besagen, dass der Transpuls bei mittleren und leisen Tönen einbricht. Nichts davon – das war ein plastische­s Klangbild. Toll die Staffelung in die Weite des Aufnahmera­umes. Diesen Lautsprech­er dürfen wir ohne Herzschmer­zen auch jedem Klassik- Freund empfehlen. Das Feine war da, dazu herrschaft­licher Druck von hart rechts aus der Ecke der Kontrabäss­e. Und das komplette Klangbild stand vor der Membranebe­ne. Achtung: Röhrenvers­tärker stehen hier auf verlorenem Posten. Die Transpuls 1000 sehnt sich nach harter Hand und vielen PS.

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