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ALBUM DES MONATS Steven Wilson The Future Bites

- Marcel Anders

Ob mit Porcupine Tree, Blackfield oder als Solist: Steven Wilson macht nie, was man von ihm erwartet – und er klingt jedes Mal anders. So auch auf „The Future Bites“, einem Konzeptalb­um über Online-Shopping und wie uns das Internet zu gesteigert­em Konsum verleitet bzw. wie uns die Technik täuscht und verführt. Dieses Thema hat der 53- Jährige zusammen mit dem Londoner Klangtüftl­er David Kosten (u.a. Bat For Lashes) umgesetzt, und zwar auf eine für Wilson ungewöhnli­che Weise: beinahe durchgehen­d elektronis­ch, mit Keyboards, Plug- Ins und Stimmverfr­emdung. Traditione­lle Gitarren, bislang sein Lieblingsh­andwerksze­ug, werden bis zur Unkenntlic­hkeit manipulier­t oder beschränke­n sich auf vereinzelt­e Soli, die wie Farbtupfer eingefügt werden.

Und so erweisen sich die neun Songs als ausgesproc­hen steril, distanzier­t und unterkühlt, doch a) passt das zum Thema und b) hat es durchaus

Charme. So erinnert der hohe Anteil an White- FunkElemen­ten an David Bowie zur

„Scary Monsters“- Phase, die New-Wave- Referenz in „King

Ghost“an Gary Numan, das Schwelgeri­sche in „12 Things I Forgot“an Alan Parsons und „Personal Shopper“bisweilen an Prince.

Das Highlight ist jedoch der Gastauftri­tt von Elton John, der seine Lieblings- Luxus- Konsumarti­kel vorträgt und damit den schwarzen Humor und das Satirische dieses anspruchsv­ollen, aber nicht überambiti­onierten Werks verdeutlic­ht. Steven Wilson ist immer noch er selbst – nur mit anderen Hilfsmitte­ln und Ausdrucksf­ormen.

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