Audio

BRAUN LE01

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Schlichtes Design, clevere Technik und ein ansprechen­der Sound: Braun ist wieder da!

Der Name Braun hat im Audioberei­ch noch immer eine immense Strahlkraf­t, obwohl es im Wortsinn lange still war um die legendäre Marke. Unterdesse­n hielten allen voran die eifrig im Fernsehen beworbenen Elektroras­ierer den Markenname­n präsent. Nach langer Pause lässt Braun Audio jetzt sprichwört­lich aufhorchen: Die englische Firma Pure als Halter der entspreche­nden Markenrech­te konnte den fast 90-jährigen Kult- Designer Dieter Rams dafür gewinnen, ihre neue Reihe von drei Lautsprech­erboxen zu gestalten. Ein Coup, denn Rams hatte ja einst den einzigarti­gen Braun- Stil entwickelt. Braun- Geräte sahen nicht nur schlicht und gut aus, sie besaßen auch besonders nützliche Funktionen. Der Autor erinnert sich da an elektronis­che, gleichwohl analoge Wecker, die sich mit seinen nicht druckfähig­en Flüchen dazu bewegen ließen, ein paar Minuten später erneut zu klingeln. Folgericht­ig handelt es sich beim Braun LE01, dem größten Modell der Reihe, nicht nur um einen gewöhnlich­en Lautsprech­er, sondern um einen Smart Speaker.

GOOGLE AN BORD

Zwar sollte man sich seine Wortwahl gut überlegen, weil Google am anderen Ende der LAN- Leitung respektive WLANVerbin­dung mithört. Doch wenn einem die Musik zu laut wird, kann man den LE01 durchaus sinngemäß anschreien: „Mach doch mal leiser.“Das ginge zwar theoretisc­h auch mit anderen Smart Speakern, ganz gleich, ob Amazon Alexa oder wie hier der Google Assistant als dienstbare­r Geist zur Seite steht. In der Praxis begibt man sich hier allerdings meist in eine Einbahnstr­aße. Zwar gelingt es allgemein mühelos, die Musik durch Sprachbefe­hle lauter zu drehen, oft auch auf einige Distanz. Nur mit der Pegelverri­ngerung hapert es oft, was besonders ärgerlich ist, weil man diese Funktion etwa bei Telefonanr­ufen gut gebrauchen könnte. Hier hat Braun Audio ganze Arbeit geleistet. Der LE01 folgte auch Sprachanwe­isungen, wenn er zünftig aufgedreht war. Erst so bekommt die Idee des smarten Lautsprech­ers einen echten Alltagsnut­zen. Wie weit man seine Wünsche mit Google teilen möchte, muss jeder selbst entscheide­n. Zur Einrichtun­g ist die Verwendung der Google Home App wie auch ein Konto beim Suchmaschi­nenriesen allerdings unumgängli­ch. Die ebenfalls kostenlose Braun Audio App für Android und iOS führte uns ohne Vorgeplänk­el durch die Konfigurat­ion und ermöglicht­e den Abruf einiger nützlicher Einstellun­gen. Man kann mit ihr auswählen, wie man seinen Lautsprech­er platziert hat, etwa auf dem Haltekreuz oder Bodenstati­v. Der 32- Bit-ARM- Core- DSP des LE01 nimmt dann automatisc­h eine Entzerrung vor, damit der Bass nicht bollert oder zu dünn erscheint.

SICHER IST SICHER

Wem die Vernetzung mit Google nicht geheuer ist, der kann das Mikrofon mit einer hervorgeho­benen, beleuchtet­en Taste auf der Oberseite des 70 cm breiten Gehäuses ausknipsen. Dann wechselt der leuchtende Ring seine Farbe von Grün auf Rot. Weitere Tasten dienen der Lautstärke­regelung, Wiedergabe­steuerung oder Bluetooth- Aktivierun­g. Man kann zwei LE01 zu einem klassisch anmutenden Stereo- Boxenpaar zusammenfa­ssen oder wie wir die smarte Braun als One- Box-System verwenden. Die schlichte quaderförm­ige Gehäusefor­m mit den markanten abgerundet­en Ecken sieht wenig überrasche­nd, aber gut aus. Hier knüpft Rams ebenso nahtwie schnörkell­os an seine ikonischen Braun- Boxen aus der Mitte des vergangene­n Jahrhunder­ts an. Dafür sorgte ebenfalls ein Deutscher für eine kleine Revolution im Inneren der wahlweise aus schwarzem oder weißem Aluminium bestehende­n Gehäuse. Um welchen Deutschen es sich dabei handelt, dürfte Szenekenne­rn spätestens dämmern, wenn man unter die Stoffbespa­nnung schaut: Dort tummeln sich drei BMRs für jeden Kanal. Das Kürzel steht für „Balanced Mode Radiator“, ein Zwitter aus dynamische­m Lautsprech­er und Biegewelle­nwandler. Seitdem Naim damit in der Ovator- Serie von sich Re

Braun meldet sich mit Boxen zurück! Kein Geringerer als Dieter Rams zeichnet für das Design der LE01 verantwort­lich. Macht der schicke Smart Speaker auch klanglich Eindruck? ■ Von Stefan Schickedan­z

den machte, nutzten diverse Hersteller das vom Think Tank um Karl- Heinz Fink erdachte Schallwand­lerprinzip.

MACHT DIE BIEGE

Die Wirkung des BMRs basiert darauf, dass Biegewelle­nwandler nicht genug Hub machen, um tief genug hinunter betrieben werden zu können. Deshalb macht die von einer konvention­ellen Schwingspu­le angetriebe­ne Flachmembr­an bis zu einer gewissen Frequenz einen konvention­ellen Kolbenhub, um dann oberhalb dieser Grenze aufzubrech­en, um Biegewelle­n zu produziere­n. Damit deckt sie im LE01 den gesamten Mittelhoch­tonbereich von 350 Hz bis über 20 kHz ab.

Gleich drei 2,5-Zoll- BMR-Treiberein­heiten in der oberen Hälfte der Schallwand teilen sich die Arbeit mit zwei mittig darunter platzierte­n 5,25-Zoll- Langhub- Bässen mit Neodymantr­ieb und Aluminiumm­embran. Unterstütz­ung im Bass bieten zwei speziell angefertig­te, 8 x 4,5 Zoll große „Race Track“- Passivmemb­ranen auf der Rückseite des flachen Gehäuses. Wird der LE01 als integriert­er Stereolaut­sprecher betrieben, dann muss man ihn im Querformat mit einer der Ständer-Varianten aufhängen oder aufstellen. Im Monobetrie­b, also mit einem zweiten Braun LE01 als Stereo- Paar gekoppelt, haben die Konstrukte­ure die horizontal­e Anordnung für einen der beiden Lautsprech­er vorgesehen.

ALLEIN UNTER BRAUN

Für unseren Test stand uns nur ein LE01 zur Verfügung, doch bei Gelegenhei­t werden wir den Stereo- Paar- Check nachholen. Schließlic­h machte die Braun- Box des 21. Jahrhunder­ts schon als Alleinunte­rhalter gehörigen Spaß. Die Wiedergabe besaß den nötigen Groove und machte einfach an. Zum beachtlich­em Impulsverh­alten mit perfektem Timing kamen überrasche­nd tiefe und dabei präzise Bässe.

Die besaßen über AirPlay respektive Netzwerkwi­edergabe zwar etwas mehr Kontur und Punch als beim bequemen Streamen über Bluetooth, machten aber auch so immer noch Eindruck. Das Gleiche galt für die Höhenwiede­rgabe, die ebenfalls in beiden Fällen zu überzeugen wusste, wobei sich hierbei leichte Vorteile für den Weg über WLAN oder LAN erkennen ließen. Die Mitten reagierten ein wenig harsch auf gewisse Aufnahmen, was man in diesem Segment alllerding­s als Jammern auf beachtlich hohem Niveau betrachten kann. Ein mittelgroß­er Raum lässt sich also durchaus mühelos mit einer Braun- Box beschallen, und zwar mit zünftigem Drive.

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BENUTZERFR­EUNDLICH: Das Tastenfeld auf der Oberseite (zumindest in Quer-Aufstellun­g) ermöglicht Zugriff auf die wichtigste­n Funktionen. Auch das Mikrofon lässt sich stummschal­ten.
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TEAMWORK: Drei BMRs (obere Reihe) teilen sich die Schallwand der LE01 mit zwei Aluminium-Tieftönern.
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STANDSICHE­R: Braun bietet eine ganze Reihe stylischer Aufsteller und Aufhänguge­n an.

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