PORSCHE-SOUND
Wem der elektrische Taycan in der Garage nicht reicht, der kann jetzt im Wohnzimmer mit der 1400 W starken Maui P900 aufdrehen.
Die Porsche-Säule Maui P900 von LD Systems macht ordentlich Dampf
Porsche Design geht auf den Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen zurück. Längst jedoch hat das Designstudio in allen Lebensbereichen, in denen Luxus und Gestaltung hohen Stellenwert genießen, Spuren hinterlassen. Dazu gehört neben Armbanduhren oder Sonnenbrillen auch der Bereich der High Fidelity.
So ließ KEF seine vielseitigen Mobilhörer Space One und Motion One sowie den mobilen Bluetooth-Speaker Gravity One von Porsche Design gestalten. Im Audiobereich fuhr aber noch keiner so schwere Geschütze auf wie LD Systems. Die Beschallungsprofis schufen zusammen mit dem Designbüro ein ausgewachsenes PA- Lautsprechersystem, das sich auch für weiträumige Privat- Anwesen oder Großraum- Büros anbietet.
Der schlanke Maui P900 ragt fast 2,2 Meter in die Höhe und bringt 46 Kilo auf die Waage. Er wird zum Preis von gut 4000 Euro stückweise verkauft und kann als größte anzunehmende Eskalationsstufe eines One- Box-Systems auch alleine einen ganzen Raum beschallen. Es geht auch mit zwei Kanälen in Stereo – und sogar drahtlos: Dank der integrierten Stereo-Technologie TrueWireless sind keine Kabel zwischen den beiden Lautsprechersäulen erforderlich. Smartphones oder Tablets lassen sich via Bluetooth mit den Codes AAC und aptX bequem mit zwei Maui P900 verbinden. LD-Systems verspricht bis 70 m Abstand zum Bluetooth- Device und zu 40 m Reichweite zwischen den beiden Boxen. Wer maximale Klangqualität erwartet, kann die beiden Säulen aber auch über symmetrische XLR- Eingänge
ansteuern – zum Beispiel mit dem auf Seite 54 getesteten Bricasti M3, einen Streaming- DAC mit regelbarem symmetrischem Ausgang.
Das Aluminiumgehäuse bietet LD Systems in den Farben Cocoon White, Platinum Grey oder Graphite Black. Die Entwickler versprechen sich davon nicht nur eine edle Anmutung, sondern auch hohe Stabilität und standesgemäße Korrosionsbeständigkeit. Die Treiber sollen durch mehrschichtiges, elastisches Mesh- Gewebe geschützt werden, ohne den Klang zu beeinflussen.
Hinter der Blende stapelt sich eine Batterie von 48 Hochleistungstreibern mit Neodym- Magneten. Davon sind 16 Mitteltöner mit einem Durchmesser von 7,1 Zentimetern und 32 Kalottenhochtöner mit 2,5- cm- Kalotten. Die Anordnung folgt einem ausgeklügelten Sy
stem, bei dem man auf Erfahrungen aus dem PA- Bereich baute.
Als Schlüssel zum beabsichtigten Klangergebnis sehen die Konstrukteure den sogenannten SonicGuide mit seiner patentierten Technologie „WaveAhead“von LD Systems. Das Verfahren kombiniert die Signale der in einer Art Huckepack-Verfahren speziell angeordneten Hoch- und Mitteltöner zu einer kohärenten, planaren Wellenfront mit einem Abstrahlverhalten, das absolut phasenund zeitgenau abgestimmt ist.
Dazu wurden den Treibern Waveguides vorgeschaltet. Die von den Mitteltönern abgestrahlte Schallenergie wird damit an den vorne platzierten, kleineren Hochtönern vorbei ins Freie geleitet. Durch die Stapelung von zwei Mittelhochton- Modulen entsteht wie bei LineSource- Arrays für die Bühnen- Beschallungen eine sehr große schallabstrahlende Fläche, die von der Decke bis fast auf den Boden reicht.
AUF DIE DAUER HILFT NUR POWER
Im breiten, dreieckigen Sockel des Maui P900 verbirgt sich auf jeder Seite ein 25,4 cm durchmessender Tieftöner mit einem leichten Höhenversatz zwischen links und rechts. Für den Antrieb nutzt LD Systems drei Class- D- Amps mit einer Gesamtleistung von 1400 Watt Sinus, denen die exklusive DynX- DSPTechnologie reichlich Headroom, ein herausragendes Impulsverhalten und Verzerrungsfreiheit verleihen soll. Abgesehen von den Eingängen finden sich auf der Rückseite des Bassmoduls zwei XLR-Ausgänge zum Durchschleifen von Stereosignalen, eine MultifunktionsLeuchtbalkenanzeige und zwei Drehregler. Der linke steuert die Master- Lautstärke, der rechte regelt nur den Bass. Ebenfalls auf der Rückseite haben die Konstrukteure die Pairing-Taste für Bluetooth-Verbindungen zu Smart- Devices oder Rechnern untergebracht. Im Hörtest erwies sich die korrekte Einpegelung im Bassbereich wie auch die korrekte Aufstellung als nicht gerade triviale Aufgabe. Nicht nur bei der Pegelanpassung wandelte man auf einem schmalen Grad zwischen zu viel und zu wenig, auch vom Timing her wollte sich die perfekte Harmonie nicht so leicht
einstellen. Der Bass wirkte im Vergleich zu dünnen, aber spritzigen Mitten eher langsam und träge – fast wie ein PolizeiMannschaftswagen, der einem PorscheTemposünder hinterherjagt.
Die Höhen waren eher mild dosiert, dafür konnten Stimmen bei gehobenem Pegel schon mal etwas harsch werden. Die Stärken des Systems lagen in der Impulsivität, die bei Klavier oder Gitarre für beindruckende Attacke sorgte. Auch die hohe Transparenz und der beachtliche Maximalpegel, der übliche Stereoanlagen eher wie Spielzeug erscheinen ließ, waren überzeugend. Wer Dynamik, Live- Feeling plus nicht zuletzt richtig voluminöse Bässe schätzt und in einem Loft residiert, der kann mit der Maui Spaß haben. Der klassische Audiophile, dem es nach sahnigen, farbstarken Stimmen gelüstet, eher weniger. Die P900 sind im Grunde mehr PA- Lautsprecher als HiFi- Boxen. Daran ändert auch das wohnraumfreundliche Design wenig.