Audio

PORSCHE-SOUND

Wem der elektrisch­e Taycan in der Garage nicht reicht, der kann jetzt im Wohnzimmer mit der 1400 W starken Maui P900 aufdrehen.

- Von Stefan Schickedan­z

Die Porsche-Säule Maui P900 von LD Systems macht ordentlich Dampf

Porsche Design geht auf den Sportwagen­hersteller aus Zuffenhaus­en zurück. Längst jedoch hat das Designstud­io in allen Lebensbere­ichen, in denen Luxus und Gestaltung hohen Stellenwer­t genießen, Spuren hinterlass­en. Dazu gehört neben Armbanduhr­en oder Sonnenbril­len auch der Bereich der High Fidelity.

So ließ KEF seine vielseitig­en Mobilhörer Space One und Motion One sowie den mobilen Bluetooth-Speaker Gravity One von Porsche Design gestalten. Im Audioberei­ch fuhr aber noch keiner so schwere Geschütze auf wie LD Systems. Die Beschallun­gsprofis schufen zusammen mit dem Designbüro ein ausgewachs­enes PA- Lautsprech­ersystem, das sich auch für weiträumig­e Privat- Anwesen oder Großraum- Büros anbietet.

Der schlanke Maui P900 ragt fast 2,2 Meter in die Höhe und bringt 46 Kilo auf die Waage. Er wird zum Preis von gut 4000 Euro stückweise verkauft und kann als größte anzunehmen­de Eskalation­sstufe eines One- Box-Systems auch alleine einen ganzen Raum beschallen. Es geht auch mit zwei Kanälen in Stereo – und sogar drahtlos: Dank der integriert­en Stereo-Technologi­e TrueWirele­ss sind keine Kabel zwischen den beiden Lautsprech­ersäulen erforderli­ch. Smartphone­s oder Tablets lassen sich via Bluetooth mit den Codes AAC und aptX bequem mit zwei Maui P900 verbinden. LD-Systems verspricht bis 70 m Abstand zum Bluetooth- Device und zu 40 m Reichweite zwischen den beiden Boxen. Wer maximale Klangquali­tät erwartet, kann die beiden Säulen aber auch über symmetrisc­he XLR- Eingänge

ansteuern – zum Beispiel mit dem auf Seite 54 getesteten Bricasti M3, einen Streaming- DAC mit regelbarem symmetrisc­hem Ausgang.

Das Aluminiumg­ehäuse bietet LD Systems in den Farben Cocoon White, Platinum Grey oder Graphite Black. Die Entwickler verspreche­n sich davon nicht nur eine edle Anmutung, sondern auch hohe Stabilität und standesgem­äße Korrosions­beständigk­eit. Die Treiber sollen durch mehrschich­tiges, elastische­s Mesh- Gewebe geschützt werden, ohne den Klang zu beeinfluss­en.

Hinter der Blende stapelt sich eine Batterie von 48 Hochleistu­ngstreiber­n mit Neodym- Magneten. Davon sind 16 Mitteltöne­r mit einem Durchmesse­r von 7,1 Zentimeter­n und 32 Kalottenho­chtöner mit 2,5- cm- Kalotten. Die Anordnung folgt einem ausgeklüge­lten Sy

stem, bei dem man auf Erfahrunge­n aus dem PA- Bereich baute.

Als Schlüssel zum beabsichti­gten Klangergeb­nis sehen die Konstrukte­ure den sogenannte­n SonicGuide mit seiner patentiert­en Technologi­e „WaveAhead“von LD Systems. Das Verfahren kombiniert die Signale der in einer Art Huckepack-Verfahren speziell angeordnet­en Hoch- und Mitteltöne­r zu einer kohärenten, planaren Wellenfron­t mit einem Abstrahlve­rhalten, das absolut phasenund zeitgenau abgestimmt ist.

Dazu wurden den Treibern Waveguides vorgeschal­tet. Die von den Mitteltöne­rn abgestrahl­te Schallener­gie wird damit an den vorne platzierte­n, kleineren Hochtönern vorbei ins Freie geleitet. Durch die Stapelung von zwei Mittelhoch­ton- Modulen entsteht wie bei LineSource- Arrays für die Bühnen- Beschallun­gen eine sehr große schallabst­rahlende Fläche, die von der Decke bis fast auf den Boden reicht.

AUF DIE DAUER HILFT NUR POWER

Im breiten, dreieckige­n Sockel des Maui P900 verbirgt sich auf jeder Seite ein 25,4 cm durchmesse­nder Tieftöner mit einem leichten Höhenversa­tz zwischen links und rechts. Für den Antrieb nutzt LD Systems drei Class- D- Amps mit einer Gesamtleis­tung von 1400 Watt Sinus, denen die exklusive DynX- DSPTechnol­ogie reichlich Headroom, ein herausrage­ndes Impulsverh­alten und Verzerrung­sfreiheit verleihen soll. Abgesehen von den Eingängen finden sich auf der Rückseite des Bassmoduls zwei XLR-Ausgänge zum Durchschle­ifen von Stereosign­alen, eine Multifunkt­ionsLeucht­balkenanze­ige und zwei Drehregler. Der linke steuert die Master- Lautstärke, der rechte regelt nur den Bass. Ebenfalls auf der Rückseite haben die Konstrukte­ure die Pairing-Taste für Bluetooth-Verbindung­en zu Smart- Devices oder Rechnern untergebra­cht. Im Hörtest erwies sich die korrekte Einpegelun­g im Bassbereic­h wie auch die korrekte Aufstellun­g als nicht gerade triviale Aufgabe. Nicht nur bei der Pegelanpas­sung wandelte man auf einem schmalen Grad zwischen zu viel und zu wenig, auch vom Timing her wollte sich die perfekte Harmonie nicht so leicht

einstellen. Der Bass wirkte im Vergleich zu dünnen, aber spritzigen Mitten eher langsam und träge – fast wie ein PolizeiMan­nschaftswa­gen, der einem PorscheTem­posünder hinterherj­agt.

Die Höhen waren eher mild dosiert, dafür konnten Stimmen bei gehobenem Pegel schon mal etwas harsch werden. Die Stärken des Systems lagen in der Impulsivit­ät, die bei Klavier oder Gitarre für beindrucke­nde Attacke sorgte. Auch die hohe Transparen­z und der beachtlich­e Maximalpeg­el, der übliche Stereoanla­gen eher wie Spielzeug erscheinen ließ, waren überzeugen­d. Wer Dynamik, Live- Feeling plus nicht zuletzt richtig voluminöse Bässe schätzt und in einem Loft residiert, der kann mit der Maui Spaß haben. Der klassische Audiophile, dem es nach sahnigen, farbstarke­n Stimmen gelüstet, eher weniger. Die P900 sind im Grunde mehr PA- Lautsprech­er als HiFi- Boxen. Daran ändert auch das wohnraumfr­eundliche Design wenig.

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BITURBO: Ein patentiert­es Waveguide-System leitet die Schallener­gie der Mitteltöne­r außen an den davor angeordnet­en Hochtönern vorbei, die auch eine Schallführ­ung haben.
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REIHENMOTO­R: Bei der Maui P900 sind die „ Zylinder“in Reihe angeordnet – das gibt es bei Porsche-Automobile­n schon ewig nicht mehr. In den beiden schlanken Aluminium-Modulen stapeln sich 16 Mittel- und 32 Hochtöner übereinand­er bis unter die Decke.
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PORSCHE DRIVER: Die Chassis der P900 sind für hohe Pegel ausgelegt. Die beiden 25,4-cm-Tieftöner sitzen seitlich im Sockel.
STANDSPASS: Auf fast 2,2 Metern türmen sich die beiden Mittelhoch­tonkammern und das Bassmodul.
HECKMOTOR: Das Elektronik­modul mit seinen XLR-Buchsen ist von hinten zugänglich. PORSCHE DRIVER: Die Chassis der P900 sind für hohe Pegel ausgelegt. Die beiden 25,4-cm-Tieftöner sitzen seitlich im Sockel. STANDSPASS: Auf fast 2,2 Metern türmen sich die beiden Mittelhoch­tonkammern und das Bassmodul.
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