Audio

ARCAM ST60

Mit seinem Multifunkt­ionsDreh- und Drückstell­er sieht der Arcam ST60 aus wie eine Vorstufe. Tatsächlic­h lässt sich der Streaming-DAC auch als solche verwenden.

- Von Stefan Schickedan­z ■

Der britische Netzwerk-Player zeigt ein innovative­s Bedienkonz­ept und arbeitet auch als vollwertig­e Vorstufe

Als Arcam im Herbst 2020 seinen Streamer ST60 vorstellte, standen Features im Vordergrun­d, etwa das immer noch relativ neue MQA-Format. Auch von GoogleCast oder AirPlay2 war da die Rede. Doch wer die britische Marke Arcam kennt – der Name steht für „Acoustic Research Cambridge“–, der weiß, dass bei den Engländern das Ergebnis stets größer ist als die schnöde Summe aller Teile. Insofern waren wir gespannt, welche klangliche Performanc­e der Netzwerk-Spieler ST60 abliefern würde. Die Zutaten des in Schwarz und Silber erhältlich­en Geräts weckten jedenfalls hohe Erwartunge­n, von den Klangimpre­ssionen seiner Markenkoll­egen ganz zu schweigen.

Doch bevor wir zum Thema Klang kommen, schauen wir uns zunächst die Ausstattun­g des ST60 an. Er verfügt über vier S/ PDIF- Eingänge, nämlich je zwei Coax- und zwei Lichtleite­r, falls jemand seinen Wandler für andere Digitalque­llen nutzen möchte. Wer dagegen die Signale des ST60 mit einem externen Wandler in analoge Signale umwandeln will, findet dazu auf der Rückseite jeweils einen optischen und einen koaxialen Digitalaus­gang. Auf der analogen Seite bietet der Arcam einen symmetrisc­hen XLR- sowie einen Cinch- Analogausg­ang. Über USB- A lässt sich Musik vom Stick abspielen.

An besonderen Fähigkeite­n bringt der Arcam- Netzwerk- Player GoogleCast, Airplay2 sowie UPnP-Streaming mit. Er ist also fit für das Zusammensp­iel mit Android- und Apple- Geräten als auch mit Musikarchi­ven, die auf einer lokalen NAS gespeicher­t sind. Und weil die Unterstütz­ung von Roon- Servern, die wegen ihrer smarten Metadaten angesagt sind, heute für die meisten Käufer fast ein Muss ist, hakt Arcam auch diesen Punkt auf der Habenseite ab. Wie erwähnt, wird das von Meridian ersonnene MQA- Format unterstütz­t, und es gibt wandlersei­tig einiges zu vermelden: Der Arcam ST60 verwendet einen hochwertig­en D/A-Wandler vom Typ ESS ES9038K2M Sabre. Das ist der Referenz- DAC von ESS Technology, der eine satte Auflösung von 32 Bit bietet und über acht Kanäle verfügt, womit er sich auch zum Einsatz in High- End- AVReceiver­n eignet.

Der Arcam lässt seinem Besitzer die Wahl zwischen sieben Digitalfil­tern, die sich drei Gattungen zuordnen lassen: Hybrid sowie Minimum- oder Linear- Phase. Schließlic­h filtern sie nicht nur wie beabsichti­gt die Aliasing- Komponente­n oberhalb des Hörbereich­s heraus, sondern beeinfluss­en nebenbei auch Frequenz- und Phasengang des Audiosigna­ls selbst.

ARCAM ACHTET AUF ALLES

Und damit nicht genug: Arcam behielt neben Audiophile­n auch die Einbauersz­ene im Blick. So ermöglicht der ST60 I/ P- und RS232- Steuerung und unterstütz­t die Systeme von Control4 und Crestron. Hinzu kommt die Unterstütz­ung zahlreiche­r Online- StreamingD­ienste wie Tidal, Qobuz, Napster oder Deezer via Google Chromecast oder AirPlay 2. Damit sieht Arcam den ST60 als perfekte Ergänzung zu seinen HDA-Stereovers­tärkern und verspricht zudem die volle Unterstütz­ung der kostenlose­n App MusicLife. Obwohl die Steuerung über die App im Vordergrun­d steht, legt Arcam dem Streamer eine übersichtl­ich gestaltete SystemFern­bedienung bei. Zur Einbindung ins Netzwerk kann der Nutzer dann auf LAN- Kabel oder auf das integriert­e WLAN zurückgrei­fen.

Im Hörtest nutzten wir UPnP- Streaming, streamten aber auch ausgiebig mit AirPlay 2 vom iPhone – eine sehr praktische und mit dem ST60 auch klanglich äußerst überzeugen­de Möglichkei­t. Selbst mit 320- KB- ACC- Magerkost musizierte er auf einem Niveau, das gerade auch in puncto Dynamik, Tiefgang und Detailreic­htum selbst einige CD- Player nicht erreichen. Für Pop- Fans bot er somit bereits alles, was zählt. Mit der EP „Big Picture“, Remixes

von London Grammar, ließ er einen gehörigen Kick und einen außerorden­tlich strammen, tiefreiche­nden Bass hören. Auch seine tonale Ausgewogen­heit war schlicht und ergreifend mustergült­ig – im Grunde braucht man die höhere Auflösung von der NAS nur noch als in Wolle gefärbter Klassik- oder Jazz- Liebhaber. Das hat auch den Vorteil, dass man noch bequemer genießen kann als mit der nicht ganz ausgereift­en App MusicLife. Wer den Analogausg­ang des als Digitalvor­stufe geeigneten Arcam ST60 auf „Variabel“einstellt, muss eigentlich nur noch zwei Aktivboxen anschließe­n und hat damit bereits alles, was das verwöhnte Ohr begehrt.

Der Arcam ST60 ist ein klanglich äußerst gelungenes Gerät mit sehr ansprechen­der Haptik, das sich vielfältig nutzen lässt. Ein Lautstärke-Poti, das so satt in der Hand liegt, bieten wenige explizit als Vorstufen vermarktet­e Geräte.

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MITTEL DER WAHL: Neben der App gibt es die Fernbedien­ung.
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 ??  ?? PREAMP ON DEMAND: Die beiden Analog-Ausgänge mit ihren Cinch- und XRLAnschlü­ssen lassen sich auf Festpegel oder auf geregelte Lautstärke umschalten.
PREAMP ON DEMAND: Die beiden Analog-Ausgänge mit ihren Cinch- und XRLAnschlü­ssen lassen sich auf Festpegel oder auf geregelte Lautstärke umschalten.
 ??  ?? MODERNE ZEITEN: Arcam verbaut hier ein Schaltnetz­teil. Die Analogsekt­ion sitzt auf einer eigenen Platine.
MODERNE ZEITEN: Arcam verbaut hier ein Schaltnetz­teil. Die Analogsekt­ion sitzt auf einer eigenen Platine.
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Stefan Schickedan­z AUDIO-Mitarbeite­r

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