Triangle Borea BR02
In diesem Fall haben wir bewusst ganz naiv getestet – wir wollten den Preis der Triangle Borea BR02 nicht vorab wissen. Das könnte ein Tausender sein. Der wahre Preis hat uns den Atem stocken lassen.
Fragen wir einmal ganz pathetisch: Warum verliebt man sich? Steuern wir das wirklich selbst oder werden wir gesteuert? In diesem Testfeld sind mir fünf kompakte Lautsprecher begegnet – und ganz ungefiltert, ganz dumm hat es mir die Triangle Borea BR02 angetan. Weil sie einen Archetypen hochhält.
Sie ist kantig und könnte als Muster für alle Zwei-Wegler der letzten 20 Jahre dienen. Aber auf die richtige Farbwahl kommt es an. In unseren Hörraum stand das Modell in „Light Oak“, also in heller Eiche (siehe auch oben rechts). Von allen anderen Farben raten wir ab. Denn dieser Mix ist betörend. Ein heller Holzton, die Frontplatte in Weiß gehalten, der Tiefmitteltöner in strahlendem Metallton. Sehr beliebt in modernen Wohnräumen. Doch wie wir wissen: Der Klang entscheidet. Wir haben die Lautsprecherkabel mit dem Single-Wiring-Terminal verbunden und waren sofort beglückt. Das könnte der Tipp in diesem Testfeld werden, weil die Triangle maximal sensibel mit den ihr zugeführten Impulsen umgeht. Das erhebt sie über die Konkurrenten. Und das bei einem unfassbar kleinen Preis von 310 Euro – für das Paar, wohlgemerkt.
Da bricht mit aller Gewalt ein Konflikt über uns herein. Dieser Lautsprecher könnte unsere Bestenliste sprengen. Dabei wird hier keine Alchemie betrieben: Die Box sieht aus wie ein Klassiker und misst sich wie ein Klassiker, aber der Aufbau hat erstaunliche Meriten. Grund: Die Franzosen haben ihre besten Chassis aus den Edelserien nach unten dekliniert. So stammt der Tiefmitteltöner recht offensichtlich aus der weit teueren Esprit-Serie. Da schwingt eine Membran mit 13 Zentimetern im Durchmesser. Das Material sieht aus wie Aluminium, ist aber nach offiziellem Statement reines, eben eingefärbtes Papier. Der Phase Plug in der Mitte ist eine Art Camouflage – es sieht so aus, als ob er stringent statisch wäre, aber in Wirklichkeit schwingt er mit. Das klingt mit Kraft und Präzision. Aber es fehlt der ultimative Push in der Tiefe. Hier freuen wir uns über die Feinheiten, vermissen aber nicht wirklich die erschütternde Macht des Basses. Viel klangentscheidender ist für mich der Hochtöner. Das ist eine Gewebemembran. Davor sitzt ein Diffusor, sehr schlau berechnet und konstruiert – die Abstrahlcharakteristik könnte nicht schöner sein. Dieser Lautsprecher ist vor allem eines: schnell, brillant, elegant. Er mag auch ein exemplarisches Zeichen dafür sein, dass in unserer Bestenliste die Kleinen auch mal Überflieger sein dürfen.
Da streame ich einmal elegante Oper herbei. „Lucia di Lammermoor“von Donizetti – die Callas singt die Titelrolle. Vorsicht: Die Aufnahme gibt es etliche Male. Hier geht es um die offizielle Studioversion der EMI in Stereo. Toll, wie sich die alten Bän
der gehalten haben. Vor einigen Monaten ist die Neuabmischung in HiRes erschienen, 24 Bit und 96 Kilohertz. Wer hier kein Callas- Fan wird, der hat kein Herz. Am besten legt man sich die kompletten Aufnahmen zu, das spart Geld und treibt den Spieltrieb an.
Schon mit dem ersten Auftritt fokussiert die Diva alle Energie. Die Partitur fordert gewaltige Töne ab – aber sie müssen simpel klingen, als sei es eine kleine Übung für einen Singvogel. Maria Callas legt eine erstaunliche Energie dahinter. Kaum ein Lautsprecher in diesem Testfeld war dieser Urgewalt gewachsen. Ausgerechnet die erschwingliche Triangle lag auf Kurs – das Flirren des Hochtöners traf direkt in unsere Hörschnecke. Das ist ein Wunder der Klangwiedergabe. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben. Dazu stimmte alles – weit legte die Triangle das Orchester aus, sehr präzise, fernab aller Show. Dieser Zugriff, diese Freude an den Details – das habe ich in dieser Preisklasse noch nicht erlebt.