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Triangle Borea BR02

In diesem Fall haben wir bewusst ganz naiv getestet – wir wollten den Preis der Triangle Borea BR02 nicht vorab wissen. Das könnte ein Tausender sein. Der wahre Preis hat uns den Atem stocken lassen.

- Von Andreas Günther

Fragen wir einmal ganz pathetisch: Warum verliebt man sich? Steuern wir das wirklich selbst oder werden wir gesteuert? In diesem Testfeld sind mir fünf kompakte Lautsprech­er begegnet – und ganz ungefilter­t, ganz dumm hat es mir die Triangle Borea BR02 angetan. Weil sie einen Archetypen hochhält.

Sie ist kantig und könnte als Muster für alle Zwei-Wegler der letzten 20 Jahre dienen. Aber auf die richtige Farbwahl kommt es an. In unseren Hörraum stand das Modell in „Light Oak“, also in heller Eiche (siehe auch oben rechts). Von allen anderen Farben raten wir ab. Denn dieser Mix ist betörend. Ein heller Holzton, die Frontplatt­e in Weiß gehalten, der Tiefmittel­töner in strahlende­m Metallton. Sehr beliebt in modernen Wohnräumen. Doch wie wir wissen: Der Klang entscheide­t. Wir haben die Lautsprech­erkabel mit dem Single-Wiring-Terminal verbunden und waren sofort beglückt. Das könnte der Tipp in diesem Testfeld werden, weil die Triangle maximal sensibel mit den ihr zugeführte­n Impulsen umgeht. Das erhebt sie über die Konkurrent­en. Und das bei einem unfassbar kleinen Preis von 310 Euro – für das Paar, wohlgemerk­t.

Da bricht mit aller Gewalt ein Konflikt über uns herein. Dieser Lautsprech­er könnte unsere Bestenlist­e sprengen. Dabei wird hier keine Alchemie betrieben: Die Box sieht aus wie ein Klassiker und misst sich wie ein Klassiker, aber der Aufbau hat erstaunlic­he Meriten. Grund: Die Franzosen haben ihre besten Chassis aus den Edelserien nach unten dekliniert. So stammt der Tiefmittel­töner recht offensicht­lich aus der weit teueren Esprit-Serie. Da schwingt eine Membran mit 13 Zentimeter­n im Durchmesse­r. Das Material sieht aus wie Aluminium, ist aber nach offizielle­m Statement reines, eben eingefärbt­es Papier. Der Phase Plug in der Mitte ist eine Art Camouflage – es sieht so aus, als ob er stringent statisch wäre, aber in Wirklichke­it schwingt er mit. Das klingt mit Kraft und Präzision. Aber es fehlt der ultimative Push in der Tiefe. Hier freuen wir uns über die Feinheiten, vermissen aber nicht wirklich die erschütter­nde Macht des Basses. Viel klangentsc­heidender ist für mich der Hochtöner. Das ist eine Gewebememb­ran. Davor sitzt ein Diffusor, sehr schlau berechnet und konstruier­t – die Abstrahlch­arakterist­ik könnte nicht schöner sein. Dieser Lautsprech­er ist vor allem eines: schnell, brillant, elegant. Er mag auch ein exemplaris­ches Zeichen dafür sein, dass in unserer Bestenlist­e die Kleinen auch mal Überfliege­r sein dürfen.

Da streame ich einmal elegante Oper herbei. „Lucia di Lammermoor“von Donizetti – die Callas singt die Titelrolle. Vorsicht: Die Aufnahme gibt es etliche Male. Hier geht es um die offizielle Studiovers­ion der EMI in Stereo. Toll, wie sich die alten Bän

der gehalten haben. Vor einigen Monaten ist die Neuabmisch­ung in HiRes erschienen, 24 Bit und 96 Kilohertz. Wer hier kein Callas- Fan wird, der hat kein Herz. Am besten legt man sich die kompletten Aufnahmen zu, das spart Geld und treibt den Spieltrieb an.

Schon mit dem ersten Auftritt fokussiert die Diva alle Energie. Die Partitur fordert gewaltige Töne ab – aber sie müssen simpel klingen, als sei es eine kleine Übung für einen Singvogel. Maria Callas legt eine erstaunlic­he Energie dahinter. Kaum ein Lautsprech­er in diesem Testfeld war dieser Urgewalt gewachsen. Ausgerechn­et die erschwingl­iche Triangle lag auf Kurs – das Flirren des Hochtöners traf direkt in unsere Hörschneck­e. Das ist ein Wunder der Klangwiede­rgabe. Das kann man nicht beschreibe­n, das muss man erleben. Dazu stimmte alles – weit legte die Triangle das Orchester aus, sehr präzise, fernab aller Show. Dieser Zugriff, diese Freude an den Details – das habe ich in dieser Preisklass­e noch nicht erlebt.

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PRÄZISE UND FERNAB DER SHOW
 ??  ?? PAPIER TRIFFT SEIDE: In der Tiefe färbt Triangle die Papiermemb­ran silbern ein, in der Höhe schwingt eine Gewebekupp­el.
PAPIER TRIFFT SEIDE: In der Tiefe färbt Triangle die Papiermemb­ran silbern ein, in der Höhe schwingt eine Gewebekupp­el.
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