EAT Prélude/Ortofon 2M Red
Der Prélude – zu deutsch: Vorspiel – vom European Audio Team bereitet für sich schon viel Freude. Zusammen mit dem Tonabnehmer Ortofon 2M Red bildet er ein tolles Gespann.
Als Kleinserienhersteller in Europa einen sehr guten und sehr schönen Plattenspieler für unter 1000 Euro in die Läden zu stellen, stellt eine herbe Herausforderung dar. Das European Audio Team, kurz EAT, hat sich ihr gestellt – und zauberte seinen Prélude tatsächlich für 990 Euro hin. Inklusive Haube. Doch selbst die bezaubernde Firmenchefin Jozefina Lichtenegger kann nicht wirklich zaubern – aber offenbar an den richtigen Stellen sparen. Anders als bei den größeren EAT- Modellen wie etwa dem ganz wunderbaren C-Sharp (AUDIO 6/16) besteht das MDF- Chassis hier nicht aus mehreren Teilen. Doch die achtfache Lackierung verleiht ihm einen edlen Klavierlack- Look. Auch der Plattenteller, beim C Sharp ein sich nach oben zur Plattenauflage verjüngendes Prachtstück, kommt beim Prélude ein wenig einfacher als eher konventionelle Metallscheibe daher. Ein Ring Dämpfungsmaterial auf der Unterseite verhindert erstaunlich wirksam das gefürchtete „Klingeln“des Tellers. Die mitgelieferte Filzauflage dämpft zusätzlich ein wenig und schont zudem die LPs. So simpel wie konsequent ist die Entkopplung des Motors vom Chassis gelöst: Mit seinem Aluminium- Pulley ragt der Antreiber durch eine runde Aussparung hinten rechts. Das Loch ist etwas
größer als der Durchmesser des Motorgehäuses, sodass es keinerlei mechanischen Kontakt zum Rest des Plattenspielers hat. Clever. Damit sich Motorvibrationen nicht auf die Stellfläche und so über die drei höhenverstellbaren Spitzkegel des Spielers dann doch ins Abtastgeschehen einmischen, dämpft eine gut haftende Schicht die schwere Bodenscheibe des Motorgehäuses.
Die guten Rumpelwerte – siehe Messlabor- Kasten Seite 48 – stellen auch dem Lager ein ordentliches Zeugnis aus. In einer Bronzebuche rotiert eine Kugel am Ende einer Edelstahlachse auf einem Teflonspiegel. Dank der sehr sauberen Ausführung rumpelt da nichts.
Die Regelelektronik für den sauberen Gleichlauf steckt in einem Kästchen an der Unterseite des Chassis. Von dort führt ein Versorgungskabel zum Motor. Die Energie liefert ein Steckernetzteil – nicht gerade High- End, in dieser Preisklasse aber angemessen. Der Ein- AusSchalter sitzt gleichfalls auf der Unterseite, nur einen GeschwindigkeitsSwitch sucht man hier vergeblich. Den Wechsel zwischen 33 1/ 3 und 45 rpm muss der Nutzer von Hand erledigen: Er lupft den außen am Plattenteller entlanglaufenden Rundriemen von einem Durchmesser des Pulleys auf den anderen. Das kann Spaß machen.
Auf jeden Fall für gute Laune sorgt der Arm. Der Neunzöller dreht und hebt sich in spielfreien kardanischen Lagern, das Rohr aus Kohlefaser mündet direkt in die Headshell. Daran montiert ist der bewährte Moving- Magnet- Abtaster Ortofon 2M Red. Auch wenn der feinmechanisch exquisite Arm auch deutlich wertvollere Tonabnehmer sicher führen kann, erweist sich auch das hier zur Großform auflaufende 2M Red als ein weiterer Quell der Freude. Zumal EAT die Kombination zum Komplettpreis von knapp 1100 Euro anbietet. Und damit macht der Kunde eine richtig gute Partie, denn das Gespann EAT/Ortofon legte mit ordentlichem Tempo los. Die Pianistin Yuko Ma
EIN BEZAHLBARER QUELL DER FREUDE
buchi hat mit ihrem Quartett eine nach höchsten audiophilen Maßstäben produzierte Live- Aufnahme mit Werken von Miles Davis vorgelegt (alle Hörbespiele siehe Vinyl). Prélude und 2M Red gingen in harmonischer Eintracht und mit ordentlich Drive zur Sache, jeder von Mabuchis hochenergetischen Klavieranschlägen hatte Kraft und Kontur, sauber lösten sich Schlagzeug und Bass aus der Eindimensionalität und mit weicher Strahlkraft setzte die Trompete ihre Akzente. Da war trotz beinahe greifbarer Präsenz keine Schärfe, trotz exzellenter Dynamik keine Aggressivität im Spiel. Natürlich musste sich der Prélude mit dem „Präludium“beweisen, das Anja Lechner und François Couturier ihrer LP „Lontano“voranstellen. Die sanft anhebenden Cello-Tremoli, die zarten Klaviermotive, die darüber raschelnden perkussiven Geräusche – das alles klang atmosphärisch packend. Im Verlauf der LP brachten auch nebelzarte Flageolets oder herbe Akkordreibungen das Gespann nicht aus dem Tritt. Die DoppelLP „Missing Pieces“der Henrik Freischlader Band geht zwar im „Opening“ähnlich elegisch los, aber im dritten Titel „Power To The Peaceful“legt die Truppe einen funkigen Zahn zu. Spätestens da erwies sich die eher schlanke als voluminöse Abstimmung als trefflich. Da konnte man Gas geben, ohne in den Soundmatsch zu fahren. Und wie viele Details am Wegesrand in der überraschend akustisch gestimmten Reise „Through Shaded Woods“von Lunatic Soul liegen, zeigte das tschechischösterreichisch- dänische Team mit verblüffender Selbstverständlichkeit.
Das lag definitiv nicht mehr auf Einsteiger- Niveau. Mit der Kombination EAT Prélude/Ortofon 2M Red steigt man für vergleichsweise kleine Münze schon deutlich höher. Wirklich eine gute Partie.