SCHWEIZER ANALYSTEN
Ein Lautsprecher mit einem Kraftwerk im Rücken, superklein und ultra-analytisch: Die PSI Audio A14-M Studio ist ein Profi, der seinen eigenen Spielregeln gehorcht und außer Konkurrenz läuft.
Nur die wenigsten High- EndFans kennen diese drei Buchstaben: PSI. Dahinter steckt eine Company aus der französischen Schweiz. Man residiert an der Südspitze des Neuenburgersees und nördlich des Genfer Sees. Da lässt es sich leben. Das Firmengebäude ist ein kleiner, moderner Bau in Pink- Rot. Die Schweizer haben einen legendären Ruf: Man fertigt Lautsprecher, aber auch Elektronik im Kundenauftrag. PSI Audio beliefert vornehmlich Profis. Die aktiven Lautsprecher stehen in den besten Studios Europas, dazu lieben DJs das Panorama vor den Ohren.
Wir haben uns das kleinste Modell in den Hörraum bestellt – die A-14M Studio. Das ist ein vollaktiver Kompaktmonitor, der den kleinen Tonmix bedienen soll. Ein Winzling, der sich hinter einem iPad verstecken könnte. Einfach ein XLR- Kabel andocken, dazu ein Stromkabel – mehr braucht es nicht. Dieser Lautsprecher läuft außerhalb der Konkurrenz. Aus zwei Gründen: Er ist aktiv und dazu fürs Nahfeld geschaffen. Wer diese Box 3 Meter entfernt auf das Sideboard stellt, der wird nicht glücklich werden.
Ideal passt der A-14M Studio auf den Schreibtisch oder in die winzige Studentenbude. Alles ist auf wenige Zentimeter zu den Ohren abgestimmt – das aber wunderbar. Da gibt es einen Button auf der Webseite, der uns irritiert. Er lobt laut aus: „100% analog und DSP free“. Da darf man schon verschreckt sein, denn die meisten Lautsprecher dieser kompakten Bauweise nutzen einen Digitalverstärker und flankieren den Sound mit DSP- Möglichkeiten. Beides ist modern, aber für PSI offenbar böse. Folgen wir dem Signalweg. Wenn ich einen Impuls in dieser Bauweise nicht digital verstärken will, dann schlage ich mich auf die Seite von Class- A/ B. Aber genau hier scheut das Pferd der Schweizer. So würden wir auf der Rückseite beispielsweise massive Kühlrippen sehen müssen, doch der Rücken bleibt plan. Die Schweizer setzen auf Class- G/ H. Das haben nicht alle High- End- Fans auf dem Schirm, doch gerade im professionellen Bereich haben sich viele PA- Endstufen auf diese Seite geschlagen. Im Kern sprechen wir hier von einer Class- A/ B-Schaltung, aber mit erweiterten Mitteln. Der wortmächtige Originaltext von PSI: „Class- G/ H nutzt eine variable Stromversorgung, um den Energieverbrauch zu optimieren, ohne den Klang zu beeinflussen. Der Verstärker schaltet übergangslos zwischen verschiedenen Stromschienen mit unterschiedlichen Versorgungsspannungen um und nutzt die höhere Spannungsschiene nur dann, wenn das Eingangssignal die Energie benötigt.“Die Kernaussage: Hier kann die Versorgungsspannung in Abhängigkeit vom Signal feinjustiert werden.
WAS WIR SPAREN KÖNNEN
Fragen wir anders: Für wen mag die PSI Audio A14- M im ganz harten Kern geschaffen sein? Wirklich für die Studentenbude? Da müsste man einiges an Aktiva eingesammelt haben, denn das Duo kostet 2522 Euro. Das hat man als Kleinverdiener nicht mal eben in der Westentasche. Aber umgekehrt: Wir sparen uns die Endstufen. Wenn ich als junger Mensch tatsächlich Geld mit meiner Musik verdiene und einen ehrlichen Studiomonitor brauche, dann ist der PSI Audio A14- M ein wundervoller Mitspieler. Auf der Rückseite kann ich den Pegel einstellen und mit dem Roll- Off- Steller den Bass an freie, wandnahe und Eck
Aufstellung anpassen. Weitere Einstellungen liegen unter einem Siegel – hier hat PSI jeden Lautsprecher im reflexionsarmen Raum abgestimmt.
Schauen wir auf die Front: Zwei Membranen sehen uns an. In der Höhe eine Gewebemembran mit kleinem Waveguide. Der Tiefmitteltöner wirkt dagegen riesig, ist aber tatsächlich nur ein kompakter 6-Zöller. Die Bassreflexenergie wird nach vorn abgestrahlt über einen kleinen Schlitz an der Unterseite. Kleiner ist die Serie nicht vorstellbar. Es gibt noch ein Schwestermodell – gleich groß, aber mit Aufhängung und Reglern an der Front, geschaffen für den schnellen Live- Mix beispielsweise bei einer Party mit Discjockey. Auch bei der Farbwahl bleibt PSI stringent: Es gibt Schwarz, Weiß und ein glänzendes Dunkelrot, die klassische Frabe der Marke. Wer etwas mehr ausgibt, kann unter allen RAL- Farben auswählen. Die Box ist umfassend magnetisch geschirmt, um beispielsweise nicht den Monitor auf dem Schreibtisch zu irritieren.
TIEFE IM FIRMENSORTIMENT
Klare Sache: Hier flutet nicht der fette Bass in den Raum. Aber die PSI Audio A14- M Studio ist perfekt abgestimmt auf die Subwoofer des eigenen Hauses. Etwa auf den immerhin noch kompakten Sub A125- M, der unter 50 Hertz feinsinnig die Bassenergie übernehmen soll. Das Ganze kann man sich auch gut in einem professionellen Übertragungswagen vorstellen.
Fazit bis hierher: Wir kaufen ein edles Gedeck aus der Schweiz. Das kostet Geld, aber Finish und Ambition überzeugen. Dieser Lautsprecher tönt perfekt auf Linie, insbesondere die Phasengenauigkeit spricht Laien wie Profis an. Was mag das beste Album des Jahres 2020 sein? Für mich ist das wichtigste Album „Idiot Prayer“von Nick Cave. Es ist einsam um unseren Helden geworden, wie es im Corona- Jahr auch um uns war. So schreitet Nick Cave in einen riesigen, menschenleeren Raum an seinen Flügel. Das ist ebenso karg wie intim. Die großen Songs sind dabei, etwa „Jubilee Street“und „Into My Arms“. Hey, der Mann kann wirklich Klavier spielen, dazu erschafft er eine Atmosphäre – das ist die ganz große Kunst.
Da muss ein Lautsprecher schnell sein. Die Klaviersaiten klingen hart, das ist nominell eben ein Schlagzeug. Klasse, wie die PSI A14- M diese Energie an die Ohren brachte. Das war schnell, analytisch – aber auch mit der Gefahr, schroff zu klingen. Hier kommt es auf die Qualität der Quelle an. Tendenziell aber sagen wir: Das ist kein Schmeichler. Wer Samt liebt, wird hier nicht hofiert. Auch die ganz hohen Pegel sollte man der PSI nicht zumuten, sie beginnt dann zu schreien. Das ist ein Lautsprecher für die Klangarbeiter, die jeden Impuls bewerten müssen. Selten haben wir diese Fülle erlebt – super, wie die Schweizer direkt auf unser Hörzentrum fixiert sind. Bitte als Edelstein behandeln und nicht zu hoch in der Lautstärke peinigen.