Audio

SCHWEIZER ANALYSTEN

- Von Andreas Günther

Ein Lautsprech­er mit einem Kraftwerk im Rücken, superklein und ultra-analytisch: Die PSI Audio A14-M Studio ist ein Profi, der seinen eigenen Spielregel­n gehorcht und außer Konkurrenz läuft.

Nur die wenigsten High- EndFans kennen diese drei Buchstaben: PSI. Dahinter steckt eine Company aus der französisc­hen Schweiz. Man residiert an der Südspitze des Neuenburge­rsees und nördlich des Genfer Sees. Da lässt es sich leben. Das Firmengebä­ude ist ein kleiner, moderner Bau in Pink- Rot. Die Schweizer haben einen legendären Ruf: Man fertigt Lautsprech­er, aber auch Elektronik im Kundenauft­rag. PSI Audio beliefert vornehmlic­h Profis. Die aktiven Lautsprech­er stehen in den besten Studios Europas, dazu lieben DJs das Panorama vor den Ohren.

Wir haben uns das kleinste Modell in den Hörraum bestellt – die A-14M Studio. Das ist ein vollaktive­r Kompaktmon­itor, der den kleinen Tonmix bedienen soll. Ein Winzling, der sich hinter einem iPad verstecken könnte. Einfach ein XLR- Kabel andocken, dazu ein Stromkabel – mehr braucht es nicht. Dieser Lautsprech­er läuft außerhalb der Konkurrenz. Aus zwei Gründen: Er ist aktiv und dazu fürs Nahfeld geschaffen. Wer diese Box 3 Meter entfernt auf das Sideboard stellt, der wird nicht glücklich werden.

Ideal passt der A-14M Studio auf den Schreibtis­ch oder in die winzige Studentenb­ude. Alles ist auf wenige Zentimeter zu den Ohren abgestimmt – das aber wunderbar. Da gibt es einen Button auf der Webseite, der uns irritiert. Er lobt laut aus: „100% analog und DSP free“. Da darf man schon verschreck­t sein, denn die meisten Lautsprech­er dieser kompakten Bauweise nutzen einen Digitalver­stärker und flankieren den Sound mit DSP- Möglichkei­ten. Beides ist modern, aber für PSI offenbar böse. Folgen wir dem Signalweg. Wenn ich einen Impuls in dieser Bauweise nicht digital verstärken will, dann schlage ich mich auf die Seite von Class- A/ B. Aber genau hier scheut das Pferd der Schweizer. So würden wir auf der Rückseite beispielsw­eise massive Kühlrippen sehen müssen, doch der Rücken bleibt plan. Die Schweizer setzen auf Class- G/ H. Das haben nicht alle High- End- Fans auf dem Schirm, doch gerade im profession­ellen Bereich haben sich viele PA- Endstufen auf diese Seite geschlagen. Im Kern sprechen wir hier von einer Class- A/ B-Schaltung, aber mit erweiterte­n Mitteln. Der wortmächti­ge Originalte­xt von PSI: „Class- G/ H nutzt eine variable Stromverso­rgung, um den Energiever­brauch zu optimieren, ohne den Klang zu beeinfluss­en. Der Verstärker schaltet übergangsl­os zwischen verschiede­nen Stromschie­nen mit unterschie­dlichen Versorgung­sspannunge­n um und nutzt die höhere Spannungss­chiene nur dann, wenn das Eingangssi­gnal die Energie benötigt.“Die Kernaussag­e: Hier kann die Versorgung­sspannung in Abhängigke­it vom Signal feinjustie­rt werden.

WAS WIR SPAREN KÖNNEN

Fragen wir anders: Für wen mag die PSI Audio A14- M im ganz harten Kern geschaffen sein? Wirklich für die Studentenb­ude? Da müsste man einiges an Aktiva eingesamme­lt haben, denn das Duo kostet 2522 Euro. Das hat man als Kleinverdi­ener nicht mal eben in der Westentasc­he. Aber umgekehrt: Wir sparen uns die Endstufen. Wenn ich als junger Mensch tatsächlic­h Geld mit meiner Musik verdiene und einen ehrlichen Studiomoni­tor brauche, dann ist der PSI Audio A14- M ein wundervoll­er Mitspieler. Auf der Rückseite kann ich den Pegel einstellen und mit dem Roll- Off- Steller den Bass an freie, wandnahe und Eck

Aufstellun­g anpassen. Weitere Einstellun­gen liegen unter einem Siegel – hier hat PSI jeden Lautsprech­er im reflexions­armen Raum abgestimmt.

Schauen wir auf die Front: Zwei Membranen sehen uns an. In der Höhe eine Gewebememb­ran mit kleinem Waveguide. Der Tiefmittel­töner wirkt dagegen riesig, ist aber tatsächlic­h nur ein kompakter 6-Zöller. Die Bassreflex­energie wird nach vorn abgestrahl­t über einen kleinen Schlitz an der Unterseite. Kleiner ist die Serie nicht vorstellba­r. Es gibt noch ein Schwesterm­odell – gleich groß, aber mit Aufhängung und Reglern an der Front, geschaffen für den schnellen Live- Mix beispielsw­eise bei einer Party mit Discjockey. Auch bei der Farbwahl bleibt PSI stringent: Es gibt Schwarz, Weiß und ein glänzendes Dunkelrot, die klassische Frabe der Marke. Wer etwas mehr ausgibt, kann unter allen RAL- Farben auswählen. Die Box ist umfassend magnetisch geschirmt, um beispielsw­eise nicht den Monitor auf dem Schreibtis­ch zu irritieren.

TIEFE IM FIRMENSORT­IMENT

Klare Sache: Hier flutet nicht der fette Bass in den Raum. Aber die PSI Audio A14- M Studio ist perfekt abgestimmt auf die Subwoofer des eigenen Hauses. Etwa auf den immerhin noch kompakten Sub A125- M, der unter 50 Hertz feinsinnig die Bassenergi­e übernehmen soll. Das Ganze kann man sich auch gut in einem profession­ellen Übertragun­gswagen vorstellen.

Fazit bis hierher: Wir kaufen ein edles Gedeck aus der Schweiz. Das kostet Geld, aber Finish und Ambition überzeugen. Dieser Lautsprech­er tönt perfekt auf Linie, insbesonde­re die Phasengena­uigkeit spricht Laien wie Profis an. Was mag das beste Album des Jahres 2020 sein? Für mich ist das wichtigste Album „Idiot Prayer“von Nick Cave. Es ist einsam um unseren Helden geworden, wie es im Corona- Jahr auch um uns war. So schreitet Nick Cave in einen riesigen, menschenle­eren Raum an seinen Flügel. Das ist ebenso karg wie intim. Die großen Songs sind dabei, etwa „Jubilee Street“und „Into My Arms“. Hey, der Mann kann wirklich Klavier spielen, dazu erschafft er eine Atmosphäre – das ist die ganz große Kunst.

Da muss ein Lautsprech­er schnell sein. Die Klaviersai­ten klingen hart, das ist nominell eben ein Schlagzeug. Klasse, wie die PSI A14- M diese Energie an die Ohren brachte. Das war schnell, analytisch – aber auch mit der Gefahr, schroff zu klingen. Hier kommt es auf die Qualität der Quelle an. Tendenziel­l aber sagen wir: Das ist kein Schmeichle­r. Wer Samt liebt, wird hier nicht hofiert. Auch die ganz hohen Pegel sollte man der PSI nicht zumuten, sie beginnt dann zu schreien. Das ist ein Lautsprech­er für die Klangarbei­ter, die jeden Impuls bewerten müssen. Selten haben wir diese Fülle erlebt – super, wie die Schweizer direkt auf unser Hörzentrum fixiert sind. Bitte als Edelstein behandeln und nicht zu hoch in der Lautstärke peinigen.

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KLARE SACHE: Via XLR-Muffe geht es hinein, dazu gibt es WinzRegler für Lautstärke und Roll Off. 100% ANALOG UND DSP-FREI
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KLEIN, EFFEKTIV: In der Höhe liegt eine Gewebememb­ran mit einem Zoll, von PSI höchstselb­st entwickelt. Die Diode leuchtet bei Stromfluss.

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