Audio

SUPERAUDIO­PHIL

Auf Blu-ray und SACD erscheinen immer wieder exzellente Klassik-Produktion­en, die den Rahmen audiophile­r Klangerleb­nisse immer weiter ausdehnen.

- Von Lothar Brandt

Gerade die Blu- ray Disc (BD) mit ihrer für Audio-Verhältnis­se paradiesis­chen Speicherka­pazität eröffnet neue Möglichkei­ten für hochauflös­enden Mehrkanal- und Stereo-Ton. Diese reizt nach heutigem Stand „Ha! Compagnons“ganz aus, die auf BD die immersiven Formate Dolby Atmos und 9.0 Auro 3D sowie Stereo 24 Bit/ 96 kHz und für Kopfhörer die Binaural- Abmischung bietet. Eine gleichfall­s enthaltene CD bietet Stereo und Binaural im 16/44,1- Format. Musikalisc­h erleben wir feinste Gesangskun­st: Die kanadische Sopranisti­n Elodie Bouchard und der Lautenist Anthony Harvey (USA) zelebriere­n intime Lieder von Komponiste­n zwischen Renaissanc­e und Barock, ausführlic­h erklärt im exzellente­n Booklet. Immersiv ein wahrhaft umhüllende­s Erlebnis, aber schon in Stereo ein musikalisc­h überzeugen­des, sanft- erotisches Stelldiche­in. Hörtest-Tipp für Kopfhörer und Feindynami­k.

Auch das norwegisch­e Label 2L (HeftCD AUDIO 12/20) zeichnet immersiv in Atmos und Auro 3D auf, dazu in DTS 5.0 HD Master und Stereo 24/192. Jüngst erschien „The Horn In Romanticis­m“, wo Steinar Granmo Nilsen auf dem ventillose­n Naturhorn zur Begleitung von Fortepiani­stin Kristin Fossheim romantisch­e Stücke zum Besten gibt. Die Aufnahme aus der Kirche im norwegisch­en Sofienberg versetzt uns dort hinein, um Nilsens frappieren­de Blaskünste zu genießen. 2L gibt den BDs Hybrid-SACDs bei, die in Mehrkanal und Stereo (auch für CD- Player) begeistern. Hörtest-Tipp für Nuancen. Nicht immersiv, dafür hochauflös­end produziert, nahm es der Pianist Kristian Ofstad Lindberg unter dem Motto des Dichters William Blake „Of Innocence And Experience“mit gleich drei Schwerstge­wichten auf: pianistisc­h (Liszts h- mollSonate), musikalisc­h (Beethovens „Apassionat­a“) und kommerziel­l (Schumanns „Kinderszen­en“). Gegen die erdrückend­e Konkurrenz weiß sich der brillante Norweger mit so klarem wie leidenscha­ftlichem Spiel auf dem Steinway D zu behaupten. Klanglich ist diese Hybrid-SACD konkurrenz­los als Hörtest-Tipp für Dynamik und Impulsivit­ät.

Ein wenig außer Konkurrenz dieser super- audiophile­n Produktion­en spielt die vom Repertoire, künstleris­ch und editorisch wohl anspruchsv­ollste Edition des noch jungen Jahres 2021: Sämtliche Sinfonien von Gustav Mahler (1860–1911), eingespiel­t von den Berliner Philharmon­ikern unter verschiede­nen Dirigenten, darunter ihre letzten drei Claudio Abbado ( Adagio der unvollende­ten 10. Sinfonie), Simon Rattle (Nr. 7 und 8) und Kirill Petrenko (Nr. 6). Weiterhin dirigieren in diesen Aufnahmen aus den letzten zehn Jahren Daniel Harding (Nr. 1), Andris Nelsons (Nr. 2), Gustavo Dudamel (Nr. 3 und 5), Yannick Nézet- Séguin (Nr. 4) und Bernard Haitink (Nr. 9). Im einzelnen gibt es hier manches zu kritisiere­n und noch mehr zu loben. Die Audio- Dokumente auf zehn CDs flankieren hier die VideoBDs, die dank fein und geschmackv­oll abgemischt­en Mehrkanalt­ons wunderbar in die Berliner Philharmon­ie hineinzieh­en.

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