Zu Besuch bei Gauder .................
Die Lautsprecher von Gauder Akustik genießen einen ausgezeichneten Ruf. Ein Besuch in der Manufaktur im schwäbischen Renningen.
Auf diesen Besuch habe ich mich schon lange gefreut. Zugegeben, ich hatte es Dr. Roland Gauder auch schon lange versprochen, ihm einen Besuch abzustatten und seinen vor drei Jahren neu eingerichteten Hörraum in Augenschein zu nehmen. Etwa 260 Kilometer trennen mein Zuhause und Renningen im Landkreis Böblingen – in Zeiten des Lockdowns eine ungewöhnliche Entfernung. Auf der schwäbischen Alb scheint die Sonne und ich passiere zum ersten Mal in meinem Leben das Dreieck Leonberg ohne Stau. So komme ich entspannt und bestens gelaunt bei Gauder Akustik an. Im Erdgeschoss befinden sich Lager, Manufaktur und Logistik, im Obergeschoss sind die Büroräume, wo mich der Roland freundlich in Empfang nimmt. Nach einem kurzen Schwatz machen wir uns an den ersten Teil der Besichtigung.
Es gibt viel zu sehen: Lager, Montage, Fräs- Raum, Schreinerei, Lackiererei und einen Extraraum, in dem die Frequenzweichen bestückt werden. Den Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht – kein Wunder bei 1300 Quadratmetern Fläche und 15 Mitarbeitern. Wir gehen zurück an die Stelle, wo die Rippenbögen angeliefert werden und drauf warten, zu einer Berlina oder DARC assembliert zu werden.
Wie das funktioniert, erlebe ich live mit: Zwei Mitarbeiter setzen über vier Führungsstangen Rippe auf Rippe. Holzverbinder, die händisch eingeschlagen werden, sorgen für den akkuraten und klapperfreien Sitz der Alubögen. Es macht Spaß, einer Berlina RC7 beim „Wachsen“zuzusehen.
Einen Raum weiter werden die Platinen, die übrigens im Haus gefräst werden, für die Frequenzweichen bestückt. Hier kommen nur feinste Bauteile zum Einsatz, etwa Kondensatoren des renommierten Herstellers Mundorf. Auch die Dimensionierung der Bauteile ist beeindruckend, genau wie die Tatsache, dass bei einer Drei-Wege- Box drei separate Platinen verwendet werden.
Der Materialeinsatz bei den Lautsprechern von Gauder Akustik ist enorm. Das ist auch notwendig, denn die Frequenzweichen arbeiten mit einer Flankensteilheit von 60 Dezibel. Das kommt dem Impulsverhalten bei der Wiedergabe zugute, ist aber a) schwer zu berechnen und b) aufwendig zu bauen. In AUDIO
1/21 berichteten wir über die komplexen mathematischen Zusammenhänge im Zuge des Tests der Arcona 100 MKII.
Wie bei freunden zu besuch
Da die Restaurants gegenwärtig geschlossen sind, wird der Mittagstisch im kleinen Konferenzraum kredenzt. Zu meiner großen Freude gab es Maultaschen in der Brühe, dazu schwäbischen Kartoffelsalat. Es war köstlich, zubereitet hatte es die Lackiererin. Diese familiäre Atmosphäre bei Gauder Akustik ist unheimlich angenehm.
Nach dem Essen geht die Tour weiter. In der großen Schreinerei mit dem heimeligen Holzgeruch erfahre ich wieder neue Details, die mir bis jetzt entgangen waren. So sind die Seitenwände der Arcona- Boxen geschlitzt, und in diese Ritzen wird – natürlich von Hand – Sand gefüllt. Auf diese Weise wird die Dämpfung der Seitenwände erhöht. Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ führt uns der Weg schließlichin den Gauder- Hörraum, der nicht nur akustisch, sondern auch optisch glänzt. Verstärker und Zuspieler vom Feinsten stehen parat, auch der Prototyp eines neuen Lautsprechers, über den still zu schweigen ich verspreche. Hören darf ich ihn aber schon, und zwar auf Herz und Nieren. Dabei geht es wie immer ganz schön zur Sache, denn Roland und ich sind derselben Meinung: „Rock And Roll Ain’t Noise Pollution“. Schon donnert der gleichnamige Song von AC/ DC durch den Hörraum und klang auf der Heimfahrt Richtung München dann noch lange nach. Ich freue mich schon jetzt auf den Test dieses aufregenden neuen Lautsprechers im kommenden Herbst.