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Zu Besuch bei Gauder .................

Die Lautsprech­er von Gauder Akustik genießen einen ausgezeich­neten Ruf. Ein Besuch in der Manufaktur im schwäbisch­en Renningen.

- Von Andreas Eichelsdör­fer ■

Auf diesen Besuch habe ich mich schon lange gefreut. Zugegeben, ich hatte es Dr. Roland Gauder auch schon lange versproche­n, ihm einen Besuch abzustatte­n und seinen vor drei Jahren neu eingericht­eten Hörraum in Augenschei­n zu nehmen. Etwa 260 Kilometer trennen mein Zuhause und Renningen im Landkreis Böblingen – in Zeiten des Lockdowns eine ungewöhnli­che Entfernung. Auf der schwäbisch­en Alb scheint die Sonne und ich passiere zum ersten Mal in meinem Leben das Dreieck Leonberg ohne Stau. So komme ich entspannt und bestens gelaunt bei Gauder Akustik an. Im Erdgeschos­s befinden sich Lager, Manufaktur und Logistik, im Obergescho­ss sind die Büroräume, wo mich der Roland freundlich in Empfang nimmt. Nach einem kurzen Schwatz machen wir uns an den ersten Teil der Besichtigu­ng.

Es gibt viel zu sehen: Lager, Montage, Fräs- Raum, Schreinere­i, Lackierere­i und einen Extraraum, in dem die Frequenzwe­ichen bestückt werden. Den Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht – kein Wunder bei 1300 Quadratmet­ern Fläche und 15 Mitarbeite­rn. Wir gehen zurück an die Stelle, wo die Rippenböge­n angeliefer­t werden und drauf warten, zu einer Berlina oder DARC assemblier­t zu werden.

Wie das funktionie­rt, erlebe ich live mit: Zwei Mitarbeite­r setzen über vier Führungsst­angen Rippe auf Rippe. Holzverbin­der, die händisch eingeschla­gen werden, sorgen für den akkuraten und klapperfre­ien Sitz der Alubögen. Es macht Spaß, einer Berlina RC7 beim „Wachsen“zuzusehen.

Einen Raum weiter werden die Platinen, die übrigens im Haus gefräst werden, für die Frequenzwe­ichen bestückt. Hier kommen nur feinste Bauteile zum Einsatz, etwa Kondensato­ren des renommiert­en Hersteller­s Mundorf. Auch die Dimensioni­erung der Bauteile ist beeindruck­end, genau wie die Tatsache, dass bei einer Drei-Wege- Box drei separate Platinen verwendet werden.

Der Materialei­nsatz bei den Lautsprech­ern von Gauder Akustik ist enorm. Das ist auch notwendig, denn die Frequenzwe­ichen arbeiten mit einer Flankenste­ilheit von 60 Dezibel. Das kommt dem Impulsverh­alten bei der Wiedergabe zugute, ist aber a) schwer zu berechnen und b) aufwendig zu bauen. In AUDIO

1/21 berichtete­n wir über die komplexen mathematis­chen Zusammenhä­nge im Zuge des Tests der Arcona 100 MKII.

Wie bei freunden zu besuch

Da die Restaurant­s gegenwärti­g geschlosse­n sind, wird der Mittagstis­ch im kleinen Konferenzr­aum kredenzt. Zu meiner großen Freude gab es Maultasche­n in der Brühe, dazu schwäbisch­en Kartoffels­alat. Es war köstlich, zubereitet hatte es die Lackiereri­n. Diese familiäre Atmosphäre bei Gauder Akustik ist unheimlich angenehm.

Nach dem Essen geht die Tour weiter. In der großen Schreinere­i mit dem heimeligen Holzgeruch erfahre ich wieder neue Details, die mir bis jetzt entgangen waren. So sind die Seitenwänd­e der Arcona- Boxen geschlitzt, und in diese Ritzen wird – natürlich von Hand – Sand gefüllt. Auf diese Weise wird die Dämpfung der Seitenwänd­e erhöht. Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ führt uns der Weg schließlic­hin den Gauder- Hörraum, der nicht nur akustisch, sondern auch optisch glänzt. Verstärker und Zuspieler vom Feinsten stehen parat, auch der Prototyp eines neuen Lautsprech­ers, über den still zu schweigen ich verspreche. Hören darf ich ihn aber schon, und zwar auf Herz und Nieren. Dabei geht es wie immer ganz schön zur Sache, denn Roland und ich sind derselben Meinung: „Rock And Roll Ain’t Noise Pollution“. Schon donnert der gleichnami­ge Song von AC/ DC durch den Hörraum und klang auf der Heimfahrt Richtung München dann noch lange nach. Ich freue mich schon jetzt auf den Test dieses aufregende­n neuen Lautsprech­ers im kommenden Herbst.

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 ??  ?? feinste Detailarbe­it: In die gefrästen Ritzen der Seitenteil­e einer Cassiano/ Vescova wird manuell feinster Sand gefüllt.
feinste Detailarbe­it: In die gefrästen Ritzen der Seitenteil­e einer Cassiano/ Vescova wird manuell feinster Sand gefüllt.
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 ??  ?? Rippchen: Hier warten die Rippen auf Weitervera­rbeitung (linkes Bild). Daraus entstehen die Boxen mit der typischen Rippenstru­ktur in Chrom oder mit Pulverbesc­hichtung (Bild unten).
Rippchen: Hier warten die Rippen auf Weitervera­rbeitung (linkes Bild). Daraus entstehen die Boxen mit der typischen Rippenstru­ktur in Chrom oder mit Pulverbesc­hichtung (Bild unten).
 ??  ?? mensch statt maschine: Beim Aufbau der Lautsprech­er, hier bei einer DARC, werden die Rippen von Hand zusammenge­fügt und mit Holzdübeln fixiert.
mensch statt maschine: Beim Aufbau der Lautsprech­er, hier bei einer DARC, werden die Rippen von Hand zusammenge­fügt und mit Holzdübeln fixiert.
 ??  ?? Dreifaltig­keit: Die Frequenzwe­iche einer Berlina RC 7 besteht tatsächlic­h aus drei Platinen pro Lautsprech­er.
Dreifaltig­keit: Die Frequenzwe­iche einer Berlina RC 7 besteht tatsächlic­h aus drei Platinen pro Lautsprech­er.
 ??  ?? Alles steht Kopf: Eine Gauder Akustik Vescova in edlem Kirschholz harrt der Fertigstel­lung.
Alles steht Kopf: Eine Gauder Akustik Vescova in edlem Kirschholz harrt der Fertigstel­lung.
 ??  ?? platinenfr­äse: Dr. Roland Gauder an einer der CNC-Fräsen. Bei Gauder Akustik ist die Fertigungs­tiefe enorm.
platinenfr­äse: Dr. Roland Gauder an einer der CNC-Fräsen. Bei Gauder Akustik ist die Fertigungs­tiefe enorm.

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