Audium Comp 7.2 Active .....................
Die Audium Comp 7.2 Active ist im Kern ein Breitbänder, schlau flankiert von einem Bass im Boden. Große Begeisterung über diesen musikalischen Feingeist.
Auch wenn Sie es nicht glauben werden: Die Liebe auf den ersten Blick existiert in Bezug auf Boxen. Kein Witz. Zum Beispiel hat dieser Außenseiter namens Audium Comp 7.2 es mir angetan. Das war nach wenigen Sekunden klar, als ich ihn aus dem Messlabor in unseren Hörraum verschleppte. Eine aufragende Stehle, ganz oben ein Breitbänder, eingefasst von einer Metallplatte. Das hebt sich dramatisch aus diesem Testfeld heraus.
Tippen wir einmal, aus welchem Land die Schöne stammen könnte. In welcher Sprache sprechen wir sie an? Ich würde sagen, Französisch wäre die Wahl. Daneben. Wir können uns mit der Comp 7.2 Active tatsächlich ohne Schranken auf Deutsch unterhalten, denn dieser Lautsprecher entsteht in Berlin. Mit Vornamen heißt sie Audium; das ist zugleich ein klein-feiner Vertrieb in der Hauptstadt. Im Ortsteil Mariendorf, um genau zu sein, gleich südlich des alten Flughafens Tempelhof. Hier haben sich zwei getroffen: Klaus Siegesleitner und Frank
Urban. Gemeinsam wurde getüftelt und die Company begründet.
Wenn ich so einen Start beobachte und das finale Produkt sehe: Das ist wunderbar mutig. Die meisten Bastler oder Ingenieure hätten sich auf einen Dreiwegler kapriziert. Aber hier stehen wir vor einem Breitbänder mit flankierendem Tieftöner ganz unten im Boden der Box. Was fasziniert uns zuerst? Es ist die Gesamterscheinung, die auch hervorgehoben wird durch das perfekte Finish. Wir sehen das Furnier, wir sehen den Lack – dahinter steckt die Arbeit eines Meisters. Auf dem Hörsofa sitzend erkennen wir etwas, das wie ein magisches Auge aussieht – einen Breitbänder mit zentralem Phase- Plug. Wo der wohl herkommen mag? Wir kennen alle großen Hersteller in Europa, aber so ein Modell ist uns noch nicht untergekommen. Die Berliner werden doch wohl nicht selbst Hand angelegt haben …? Nein, das nicht. Aber sie haben gut recherchiert. Dieser Wandler entsteht in Italien, in einer kleinen Fertigung und nur für Audium. Kein anderer bekommt ihn.
Erstaunlich, welche Frequenzen er abzudecken versteht. Natürlich ist in der Tiefe irgendwann Schluss, da braucht es einen Mitspieler – den Audium aber versteckt: Im Sockel des Gehäuses feuert er gen Boden. Auch er wird in Italien gewebt. Interessanterweise nicht als perfekte Rundung, sondern als Oval mit den Maßen 6 x 9 Zoll.
ENDSTUFE IM RÜCKEN
Wir drehen die Schönheit um und entdecken noch eine Bassreflex- Öffnung, die ab Werk mit einer Schaumstoffrundung versiegelt ist. Heraus damit – je mehr Bassinformationen das Ohr erreichen, desto besser. Wer feintunen will, sollte einen anderen Weg nehmen, denn unter dem Bassreflex- Port liegt ein Aktivmodul. Das Musiksignal wird über einen Cinch- Stecker zugeliefert.
Aufgemerkt: Dieser Lautsprecher besitzt eine Endstufe, aber keine Vorstufe. Wir müssen zwischen Player, Plattenspieler und Streamer also eine Vorstufe bemühen – kein Drama. Was uns gefällt: Hier liegen pro Lautsprecher zwei Wege an, digital verstärkt. 30 Watt gehen an den Breitbänder, der Bass bekommt 100 Watt ab. Das Konzept sieht ebenso vor, dass das Netzteil ausgelagert wird. Also liegt jeder Säule ein schwarzes Kästlein als Stromlieferant bei.
Jetzt wird’s spannend, denn im Sockel der Audium wird nicht nur verstärkt. Wir können auch ein DSP- Programm bemühen und die Box feintunen. Etwa auf die Parameter des Basses – wo steht die
Audium im Raum, wie sieht es mit dem Hall aus? Die Optionen sind klar benannt, ein kleines Display dient als Dialogpartner. Wirklich gut gemacht. Unser Praxistipp: Die Comp 5.2 Active ist mit 92 Zentimetern nicht wirklich groß. Aber der Breitbänder sollte maximal direkt auf die Ohren ausgerichtet werden. Also je nach Aufstellung und Höhe des Sitzplatzes den Breitbänder nicht nur waagerecht, sondern auch senkrecht fixieren – beispielsweise die hinteren Spikes leicht eindrehen und so den Abstrahlwinkel in die Höhe schrauben.
Hören wir hinein. Gerade kürzlich habe ich mir alle Studioalben von Maria Callas in HiRes zugelegt. Ein kleiner Klick bei
Qobuz – und sofort ist ein Haufen Geld entschwunden. Am nächsten Tag habe ich mich geärgert, denn ich mag die Callas eigentlich gar nicht. Das war mir immer zu gekünstelt, dazu in den finalen Jahren regelrecht scharf. Aber trotzdem empfehle ich diese Aufnahmen, denn die Tonmeister der Abbey Road Studios haben Großartiges vollbracht. Als hätte jemand den Schleier weggezogen – die Musik klingt, als hörten wir sie vom Mastertape auf der Studer- Maschine. Ein Faszinosum. Wer nur kurz nippen will: „Casta Diva“, die große Arie aus Bellinis „Norma“. Nur wenige Lautsprecher, darunter weit teuere, können diese Magie wiedergeben. Insbesondere die Hochenergie, die Maria Callas auf den Hörplatz fixiert. Die Audium war die perfekte Fassung für diesen Diamanten – das zielte mit Macht und Flirren auf unsere Ohren. Ein außergewöhnliches, audiophiles Erlebnis. Spätestens jetzt war ich mit fliegenden Fahnen zur Fraktion der Callas- Fans übergelaufen.
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Wie gelingt den Berlinern dieser Coup? Mit dem Breitbänder. Hier wird die ultimative Höhe nicht von ihrer Basis getrennt – bedeutet bei einer Sopranistin auf der Hörbühne: Das ist eine lebende, vollendete Gestalt. Das High- End- Ideal. Wir rätseln über den Preis dieser Box, doch dazu erst im Finale. Klassikhörer bekommen das ganze Füllhorn: Sagenhaft die Präsenz der Stimmen, groß und weit das Panorama des Orchesters. Doch wir wollen die Rock- Pop-Anhänger nicht vergessen. Was legen wir auf? Nehmen wir den genialischen britischen Sound-Tüftler Steven Wilson mit seinem neuen Album „The Future Bites“. Der erste Song „Unself“klingt zunächst wie ein landendes UFO – es wabert gefährlich. Dann ein mächtiger Bassschlag von hart rechts – da spürt man schon die Grenzen der Audium, da kommt der kompakte Woofer halt nicht tief genug in den Basskeller hinab, da wünschen sich die echten Rocker auch mehr Druck. Ohne Frage ist die räumliche Auflösung lecker, aber für die Big Party ist dieser Lautsprecher nicht geschaffen. Dort will er aber auch gar nicht den Alleinunterhalter spielen, das entspricht schlicht nicht seinem Charakter. Diese Aktivbox ist ein wunderbarer Feingeist, der nicht gepeinigt werden will.
Zur Auflösung der Preis: 3750 Euro für das Paar Audium Comp 7.2 Active – das liegt deutlich unter seinen Meriten in den Bereichen Finish, Design und Edelklang.