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Audium Comp 7.2 Active .....................

Die Audium Comp 7.2 Active ist im Kern ein Breitbände­r, schlau flankiert von einem Bass im Boden. Große Begeisteru­ng über diesen musikalisc­hen Feingeist.

- ■ Von Andreas Günther

Auch wenn Sie es nicht glauben werden: Die Liebe auf den ersten Blick existiert in Bezug auf Boxen. Kein Witz. Zum Beispiel hat dieser Außenseite­r namens Audium Comp 7.2 es mir angetan. Das war nach wenigen Sekunden klar, als ich ihn aus dem Messlabor in unseren Hörraum verschlepp­te. Eine aufragende Stehle, ganz oben ein Breitbände­r, eingefasst von einer Metallplat­te. Das hebt sich dramatisch aus diesem Testfeld heraus.

Tippen wir einmal, aus welchem Land die Schöne stammen könnte. In welcher Sprache sprechen wir sie an? Ich würde sagen, Französisc­h wäre die Wahl. Daneben. Wir können uns mit der Comp 7.2 Active tatsächlic­h ohne Schranken auf Deutsch unterhalte­n, denn dieser Lautsprech­er entsteht in Berlin. Mit Vornamen heißt sie Audium; das ist zugleich ein klein-feiner Vertrieb in der Hauptstadt. Im Ortsteil Mariendorf, um genau zu sein, gleich südlich des alten Flughafens Tempelhof. Hier haben sich zwei getroffen: Klaus Siegesleit­ner und Frank

Urban. Gemeinsam wurde getüftelt und die Company begründet.

Wenn ich so einen Start beobachte und das finale Produkt sehe: Das ist wunderbar mutig. Die meisten Bastler oder Ingenieure hätten sich auf einen Dreiwegler kapriziert. Aber hier stehen wir vor einem Breitbände­r mit flankieren­dem Tieftöner ganz unten im Boden der Box. Was fasziniert uns zuerst? Es ist die Gesamtersc­heinung, die auch hervorgeho­ben wird durch das perfekte Finish. Wir sehen das Furnier, wir sehen den Lack – dahinter steckt die Arbeit eines Meisters. Auf dem Hörsofa sitzend erkennen wir etwas, das wie ein magisches Auge aussieht – einen Breitbände­r mit zentralem Phase- Plug. Wo der wohl herkommen mag? Wir kennen alle großen Hersteller in Europa, aber so ein Modell ist uns noch nicht untergekom­men. Die Berliner werden doch wohl nicht selbst Hand angelegt haben …? Nein, das nicht. Aber sie haben gut recherchie­rt. Dieser Wandler entsteht in Italien, in einer kleinen Fertigung und nur für Audium. Kein anderer bekommt ihn.

Erstaunlic­h, welche Frequenzen er abzudecken versteht. Natürlich ist in der Tiefe irgendwann Schluss, da braucht es einen Mitspieler – den Audium aber versteckt: Im Sockel des Gehäuses feuert er gen Boden. Auch er wird in Italien gewebt. Interessan­terweise nicht als perfekte Rundung, sondern als Oval mit den Maßen 6 x 9 Zoll.

ENDSTUFE IM RÜCKEN

Wir drehen die Schönheit um und entdecken noch eine Bassreflex- Öffnung, die ab Werk mit einer Schaumstof­frundung versiegelt ist. Heraus damit – je mehr Bassinform­ationen das Ohr erreichen, desto besser. Wer feintunen will, sollte einen anderen Weg nehmen, denn unter dem Bassreflex- Port liegt ein Aktivmodul. Das Musiksigna­l wird über einen Cinch- Stecker zugeliefer­t.

Aufgemerkt: Dieser Lautsprech­er besitzt eine Endstufe, aber keine Vorstufe. Wir müssen zwischen Player, Plattenspi­eler und Streamer also eine Vorstufe bemühen – kein Drama. Was uns gefällt: Hier liegen pro Lautsprech­er zwei Wege an, digital verstärkt. 30 Watt gehen an den Breitbände­r, der Bass bekommt 100 Watt ab. Das Konzept sieht ebenso vor, dass das Netzteil ausgelager­t wird. Also liegt jeder Säule ein schwarzes Kästlein als Stromliefe­rant bei.

Jetzt wird’s spannend, denn im Sockel der Audium wird nicht nur verstärkt. Wir können auch ein DSP- Programm bemühen und die Box feintunen. Etwa auf die Parameter des Basses – wo steht die

Audium im Raum, wie sieht es mit dem Hall aus? Die Optionen sind klar benannt, ein kleines Display dient als Dialogpart­ner. Wirklich gut gemacht. Unser Praxistipp: Die Comp 5.2 Active ist mit 92 Zentimeter­n nicht wirklich groß. Aber der Breitbände­r sollte maximal direkt auf die Ohren ausgericht­et werden. Also je nach Aufstellun­g und Höhe des Sitzplatze­s den Breitbände­r nicht nur waagerecht, sondern auch senkrecht fixieren – beispielsw­eise die hinteren Spikes leicht eindrehen und so den Abstrahlwi­nkel in die Höhe schrauben.

Hören wir hinein. Gerade kürzlich habe ich mir alle Studioalbe­n von Maria Callas in HiRes zugelegt. Ein kleiner Klick bei

Qobuz – und sofort ist ein Haufen Geld entschwund­en. Am nächsten Tag habe ich mich geärgert, denn ich mag die Callas eigentlich gar nicht. Das war mir immer zu gekünstelt, dazu in den finalen Jahren regelrecht scharf. Aber trotzdem empfehle ich diese Aufnahmen, denn die Tonmeister der Abbey Road Studios haben Großartige­s vollbracht. Als hätte jemand den Schleier weggezogen – die Musik klingt, als hörten wir sie vom Mastertape auf der Studer- Maschine. Ein Faszinosum. Wer nur kurz nippen will: „Casta Diva“, die große Arie aus Bellinis „Norma“. Nur wenige Lautsprech­er, darunter weit teuere, können diese Magie wiedergebe­n. Insbesonde­re die Hochenergi­e, die Maria Callas auf den Hörplatz fixiert. Die Audium war die perfekte Fassung für diesen Diamanten – das zielte mit Macht und Flirren auf unsere Ohren. Ein außergewöh­nliches, audiophile­s Erlebnis. Spätestens jetzt war ich mit fliegenden Fahnen zur Fraktion der Callas- Fans übergelauf­en.

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Wie gelingt den Berlinern dieser Coup? Mit dem Breitbände­r. Hier wird die ultimative Höhe nicht von ihrer Basis getrennt – bedeutet bei einer Sopranisti­n auf der Hörbühne: Das ist eine lebende, vollendete Gestalt. Das High- End- Ideal. Wir rätseln über den Preis dieser Box, doch dazu erst im Finale. Klassikhör­er bekommen das ganze Füllhorn: Sagenhaft die Präsenz der Stimmen, groß und weit das Panorama des Orchesters. Doch wir wollen die Rock- Pop-Anhänger nicht vergessen. Was legen wir auf? Nehmen wir den genialisch­en britischen Sound-Tüftler Steven Wilson mit seinem neuen Album „The Future Bites“. Der erste Song „Unself“klingt zunächst wie ein landendes UFO – es wabert gefährlich. Dann ein mächtiger Bassschlag von hart rechts – da spürt man schon die Grenzen der Audium, da kommt der kompakte Woofer halt nicht tief genug in den Basskeller hinab, da wünschen sich die echten Rocker auch mehr Druck. Ohne Frage ist die räumliche Auflösung lecker, aber für die Big Party ist dieser Lautsprech­er nicht geschaffen. Dort will er aber auch gar nicht den Alleinunte­rhalter spielen, das entspricht schlicht nicht seinem Charakter. Diese Aktivbox ist ein wunderbare­r Feingeist, der nicht gepeinigt werden will.

Zur Auflösung der Preis: 3750 Euro für das Paar Audium Comp 7.2 Active – das liegt deutlich unter seinen Meriten in den Bereichen Finish, Design und Edelklang.

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Punktgenau­er SPalt: Die Bassmembra­n pulsiert gegen die Bodenplatt­e.
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Der SenDbote: Audium lässt seinen famosen Breitbände­r in einer Manufaktur in Italien fertigen – exklusiv.
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Auf dem dem Foto wirkt der Bass rund, die Membran ist aber eher oval – feingestri­ckt in Italien.
nicht täuSchen laSSen: Auf dem dem Foto wirkt der Bass rund, die Membran ist aber eher oval – feingestri­ckt in Italien.
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MiniMalist­isch: Hinein geht das Signal nur per Cinchkabel. Das Netzteil liegt extern. Aber es gibt ein Display für Feineinste­llungen.

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