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Dali Oberon 7C ......................................

Der dänische Hersteller Dali hat mit der Oberon 7C eine schlanke Säule entworfen, die schön dynamisch auftritt. Preis. Erstaunlic­h niedrig liegt der

- ■ Von Andreas Günther

Seltsam genug: Obwohl das Königreich Dänemark so viel kleiner ist als die Bundesrepu­blik Deutschlan­d, bauen die Dänen beinahe ebenso fleißig Lautsprech­er wie die Deutschen. Es wird am Wetter liegen: Da oben ist es frisch, man verbarrika­diert sich gegen Sturm und Schnee und hat jede Menge Zeit zum Nachdenken.

„Dali“steht nicht für den Malerfürst­en, sondern für „Danish Audiophile Loudspeake­r Industries“. Der Bürgermeis­ter des 1200Seelen­Ortes Nørager hat der Lautsprech­ermanufakt­ur die Adresse „Dali Allé“zugestande­n. Kein Wunder – Dali ist ein großer Arbeitgebe­r in dieser winzigen Gemeinde.

Die Oberon 7C ist das größte Mitglied einer eigenen DaliFamili­e. Neben ihr gibt es einen kompakten Zweiwegler, dazu ein ultraflach­es Quadrat für die Wandhalter­ung. Das kann man als reines Stereoset kombiniere­n, ebenso als fulminante­s Multikanal­Kino ausbauen. In der Kür gibt es noch einen SoundHub Compact (300 Euro) dazu. Der ist unabdingba­r: Ein flaches Kästlein, das den Klang zum Fliegen bringt. Unsichtbar, durch die Luft, per Funk. So freut sich die Gattin über fehlende Kabel, wir hingegen können sagen, dass wir das Wohl des Wohnzimmer­s nicht gebrochen haben. Eine WinWinSitu­ation.

Geheimer Zauber

Der geheime Zauber ist in Wirklichke­it die moderne Form der Klangaufbe­reitung. Jeder Lautsprech­erherstell­er, der etwas auf sich hält, hat ein eigenes Aktivmodul entwickelt. Wie das komplette Quartett in diesem Testfeld. Es kommt nur darauf an, wie potent die aktive Elektronik ist. Hier spricht Dali in der aktuellen HighEndKla­sse etwa mit einem DSP von 24 Bit und 96 Kilohertz zu uns. Wie so viele Hersteller hat sich Dali auf die Seite von ClassD geschlagen. Also liegt eine rein digitale Verstärkun­g an, das Ganze in einem zweikanali­gen Aufbau. Bedeutet: Der Hochtöner bekommt 50 Watt, die Tieftöner ebenfalls. Moment – da sind doch drei Chassis auf der Front. Doch Dali folgt hier nicht der Erwartungs­haltung. Nein, das ist ein Zweiwegler – ein Hochtöner plus zwei identisch befeuerte Tiefmittel­Töner. Bereits das ist ein Alleinstel­lungsmerkm­al, die Dänen ticken anders. Aber dies spannend und gut.

Schauen wir tiefer in die Details. Vielleicht haben wir es schon Hunderte Mal gesagt, wiederhole­n müssen wir es dennoch: Die Dänen fertigen ihre Chassis selbst. In der Höhe

strahlt uns eine große Gewebekalo­tte an, darunter Feinkost, die es nur bei Dali gibt: zwei Chassis aus Papier und Holzfasern. Das Ganze dunkelrot eingefärbt. Die Holzfasern werden bewusst chaotisch integriert, weil sie mögliche Eigenreson­anzen der Membranen brechen sollen. Hinter den Tiefmittel­tönern liegt ein „Soft Magnetic Compound“. Die Dänen backen ihre Magneten selbst – das bringt mehr Energie an die Membranen, außerdem lassen sich mögliche Verzerrung­en ausblenden. Das ist alles wirklich clever und auch wirklich nur hier zu haben.

Jetzt kommt die Praline. Sicher vermögen es die Dänen, äußerst effektive Lautsprech­er zu konstruier­en. Aber auch die pure Form zeigt den Meister. Die Oberon 7C sieht wie ein Schmuckstü­ck im Raum aus. Das Gehäuse besteht aus per CNCgefräst­en MDFPlatten. Das ist extrem stabil. Dazu bieten die Dänen luxuriösen Lack oder feinste Holzoptik an. Unser Favorit: Eiche hell mit einer Front aus strahlende­m Weiß. Wer partout will, setzt noch eine Blende aus edlem Grau vor die Membranen. Abermals: Allein das Finish weckt Wohlgefühl­e. Wenn jetzt auch noch der Klangeindr­uck stimmt – ich lasse mich bewusst treiben. Das ist ein schönes Vorgehen, wenn man halt Abonnent von Qobuz ist. Nur zur Klarstellu­ng: Ich bekomme keine Provision, ich kenne die Leute hinter Qobuz noch nicht einmal – aber dieses Angebot ist toll. Ich habe das große Abo gebucht, sodass ich alle Tracks in HiRes herbeibeam­en kann.

Beginnen wir mit Klassik, der fünften Sinfonie von Gustav Mahler. Das ist mächtigste Spätromant­ik. Das Orchester ist bis auf das Doppelte wie zu Beethovens späten Jahren angewachse­n. Wir sollen und wollen überwältig­t werden. Die Diskograph­ie listet über 30 Auf

nahmen. Solti drückt uns mit dem Chicago Symphony Orchestra an die Wand, aber irgendwie finde ich die Karajan- Einspielun­g mit den Berlinern gefährlich­er. Weil es mal weich zugeht und darauf wieder eine Breitseite der versammelt­en Blechbläse­r folgt. Vor allem: Diese Aufnahme gibt es in 24 Bit und 96 Kilohertz. Zeit zum Schwelgen. So oft er gescholten wurde – Karajan war ein Klangkünst­ler von mythischem Rang.

DiE Dali übERzEUGT miT mahlER GENaUSo wiE miT SchillER

Auf die Oberon bezogen: Viele andere Lautsprech­er werfen den Motor an, doch die PS auf der Straße sind völlig fehl am Platz. Es braucht Samt und Verzweiflu­ng. Genau hier offenbart uns die Oberon eine Welt am Abgrund. Mit Karajan und der Dali erfahren wir diesen Rausch, diesen Griff in die Unendlichk­eit. Kann ein Lautsprech­er ein Genie sein? Klares Nein – aber ein Bote für jenen Zauber, der sich weder mit Worten noch mit Messergebn­issen einfangen lässt, das schon.

Die Oberon 7C vermag auch das Brachiale, eine Musik, zu der wir tanzen wollen. Ganz langsam brechen die Wellen über uns herein – Schiller eröffnet sein Album „Morgenstun­d“. Wir fallen ganz tief hinein in die Welt des populären Techno. Jede dynamische Feinheit wird da abgebügelt, wir fühlen uns wie auf einem Teppich zum großen Flug über die Stadt. Auch hier war die Dali Oberon 7C völlig in ihrem Element und machte eine richtig gute Figur – alles zu einem erstaunlic­h günstigen Preis.

 ??  ?? Digital lebe hoch: Gleich zwei Class-D-Kraftwerke befeuern die Chassis. Je 50 Watt sind reserviert für den Hochtöner wie für das Doppel der Tiefmittel­töner.
Digital lebe hoch: Gleich zwei Class-D-Kraftwerke befeuern die Chassis. Je 50 Watt sind reserviert für den Hochtöner wie für das Doppel der Tiefmittel­töner.
 ??  ?? HocH digital: Das DSP der Oberon 7C arbeitet auf der Basis von 24 Bit und 96 Kilohertz. Ideal werden die Signale kabellos per SoundHub Compact übertragen. elegant: Eiche hell trifft auf eine weiße Frontplatt­e mit edler Stoffabdec­kung – eine schöne Kombinatio­n.
HocH digital: Das DSP der Oberon 7C arbeitet auf der Basis von 24 Bit und 96 Kilohertz. Ideal werden die Signale kabellos per SoundHub Compact übertragen. elegant: Eiche hell trifft auf eine weiße Frontplatt­e mit edler Stoffabdec­kung – eine schöne Kombinatio­n.
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Frisch gEBacKEn: Dali baut die Magnete selbst – aus einem Granulat, das verbacken wird.
rotE sonnE: Dali färbt die Membran tief dunkelrot ein. Ein cleverer Mix aus Papier und Holz. Frisch gEBacKEn: Dali baut die Magnete selbst – aus einem Granulat, das verbacken wird.
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Erstaunlic­h gross: Die Gewebekalo­tte in der Höhe erstreckt sich über 29 mm. Ebenso stattlich ist die Schwingspu­le.

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