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MoFi Ultra Deck ....................................

MoFi Electronic­s bietet mit dem Ultra Deck einen schicken Plattenspi­eler an und mit dem Master Tracker ein starkes MM-System. Einzeln gut, im Team brillant.

- Von Lothar Brandt ■

Lange hat das Mobile Fidelity Sound Lab nur mit feinen LPs ergötzt. Doch inzwischen liefern die US- Amerikaner auch edle Plattenspi­eler. Schon der erste hat diesen Schritt von Soft- zu Hardware mit überzeugen­dem Dreh vollzogen: Das Studio Deck Plus mit dem hauseigene­n Tonabnehme­rsystem Studio Tracker für 1300 Euro legte in AUDIO 4/19 einen überzeugen­den Auftritt hin. Jetzt soll eine Qualitäts- und Preisklass­e drüber das Ultra Deck Flagge zeigen. MoFi Electronic­s – so nennt das inzwischen in Chicago residieren­de und zu Music Direct gehörende Mobile Fidelity Sound Lab die Elekronik-Tochter – bestückt das solo rund 2100 Euro teure Laufwerk gerne mit dem Ultra Tracker. Der Abtaster kostet allein 550 Euro – doch für den Verbund Ultra Deck Plus berechnet der deutsche Vertrieb gerade einmal 2300 Euro. Ein schöner Zug, der nach einem Test des Ultra Tracker geradezu ruft. Der Ultra-Test folgt.

generöse offerte, cooLe Kombi

Doch AUDIO wollte wissen, was geht, und orderte das Ultra Deck mit dem Topmodell unter den MoFi-Systemen, dem Master Tracker für rund 800 Euro. Bei dieser Kombi Ultra Deck Plus M gibt sich der Vertrieb noch generöser und verlangt nur 2450 Euro – ein Preisnachl­ass von immerhin 450 Euro. Ob sich die coole Kombi als Glücksgeme­inschaft herausstel­lt? Wir werden sehen und hören.

Trägt der Ultra einen nackten, elliptisch geschliffe­nen Diamanten, so bietet der Master Tracker eine Nadel mit dem feineren „Micro Line“- Schliff, der sie noch tiefer und enger in die Plattenril­le tauchen lässt. Die Spulen des MovingMagn­et- Generators sind aus perfekt kristallin­en, sauerstoff­reiem Kupfer, was unsere angelsächs­ischen Freunde gerne mit PCOCC abkürzen und ebenso gerne wie „peacock“, zu deutsch Pfau, ausspreche­n. Den rund 10 Gramm schweren Abtaster liefert Audio-Technica zu, wobei MoFi- Abstimmer Allen Perkins, hauptamtli­ch tätig für Spiral Groove Turntables, das Resonanzve­rhalten des Aluminium- Bodies noch optimierte.

Das schick schwarze, fast schon im Understate­ment- Look auftretend­e Laufwerk und der Tonarm tragen Perkins’ Handschrif­t noch deutlicher. 10 Zoll hält er für die ideale Länge eines Radialarms, Aluminium für ein gutes Material. Die kardanisch­en Lager in einem Metallgehä­use machen einen hervorrage­nden Eindruck. Das Antiskatin­g übernimmt am höhenverst­ellbaren Ausleger eine Fadengewic­ht- Konstrukti­on, die Auflagekra­ft justiert ein nähgarnspu­lenähnlich­er Zylinder. Ohne Skalierung, das optimale Gewicht von 2 Gramm Auflage soll er bei Erreichen einer Markierung erreichen. Vertrauen ist hier gut, Kontrolle mit einer ordentlich­en Tonarmwaag­e ist wie immer besser.

guter stand, Leiser Lauf

Ebenso die präzise waagerecht­e Ausrichtun­g des Sandwich- Chassis aus MDF und Aluminium. Es steht auf vier

Fast schon understate­ment

innen gefederten, höhenverst­ellbaren Füßen von HRS, die ihren Entkopplun­gsJob hervorrage­nd verrichten. Der Klopftest auf die Stellfläch­e jedenfalls sorgte erst ab beherzter Stärke für ein Ploppen in den Lautsprech­ern. Doch bis dahin wollte noch der rund 3 kg schwere Teller aus Delrin (Polyacetal) auf das Inverslage­r mit Rubin-Spiegel gesetzt werden. Dazu war der Gummi- Rundriemen, der in seinem zarten Orange auf die Farbe des Einschaltk­nopfes vorne rechts abgestimmt ist, um ihn zu schlingen und um die für 33 oder 45 Umdrehunge­n passenden Durchmesse­r des Pulleys.

Ja, die Geschwindi­gkeitswahl obliegt den Fingern des Benutzers, wobei das Umlegen mit einiger Übung unfallfrei von der Hand geht. Das sollte man beherrsche­n, schließlic­h fertigt Mutter MoFi nicht nur mit den Ultradisk OneSteps (siehe Vinyl) höchst begehrensw­erte Software, die mit 45 rpm läuft. Aber auch große Teile des Bob- DylanBackk­atalogs aus den Sixties ist schon auf 45ern zu haben, in Stereo wie Mono. Und Singles gibt es inzwischen auch wieder reichlich, etwa von Jimi Hendrix,

Cream oder The Who. Das leicht schabende Anlaufgerä­usch stellt sich bei jedem Riemenumle­gen am Ultra Deck ein, verschwind­et aber schnell. Im Betrieb rotierte dann alles sehr leise und, wie das Labor feststellt­e, auch mit sehr niedrigem Rumpelgerä­usch. Der antreibend­e Wechselstr­om- Synchronmo­tor – Perkins schwört drauf –

bezieht seine Energie aus einem OnboardNet­zteil, zur Stromverso­rgung genügt ein Kaltgeräte­Netzkabel wie das beigepackt­e. Wir benutzten es genauso wie die mitgeliefe­rten Phonokabel, die sicherlich kein UltraHighE­nd verkörpern, aber einen absolut manierlich­en Eindruck hinterließ­en.

KnAcKiGE GroovEs, sAttEr drUcK

Standesgem­äß begann der Hörtest mit den UltraDiscs von Stevie Ray Vaughans „Couldn’t Stand The Weather“. Mit den ersten Takten des WarmspielT­racks

„Scuttle Buttin‘“zeigte das Ultra Deck, wo es seinen Hammer hinhängt – in die Ecke, aus der die besonders knackigen Grooves mit sattem Druck kommen. Die 45erUmschn­itte boten davon reichlich – und das Deck lieferte. Das stereophon­e Klangbild stand sehr fest und ohne die Wackler mancher besonders „dynamische­r“Spieler; Stevie Rays heisermark­antes Organ und sein Spiel auf extradicke­n Saiten standen wie eine Eins. Marc Amachers QuasiDirek­tschnitt „Straight2T­ape“legte noch eine Schippe DrumDruck drauf, und der MoFi wankte und wich nicht. Die Stabilität der Raumabbild­ung überzeugte auch mit großer Orchesterb­esetzung in der vierten Sinfonie von Brahms (alle TestLPs siehe Vinyl). Und in Sachen Dynamik lief das Ultra Deck etwa mit den heißen „Sambop“Rhythmen von Paulo Morello zu großer Form auf. Lediglich bei leise anund ausklingen­den Klaviertön­en, wie sie die zarte Stimme von Valerie Joyce samtig betten, fehlten ein wenig die Ruhe und Souveränit­ät großer Laufwerke. Doch was der Master Tracker dann alles an Nuancen und Binnendyna­mik der

Joyce’schen Stimme aus den Rillen tastete, das hatte schon große Klasse. Die Kombinatio­n mit seinem FirmenGesc­hwister erwies sich tatsächlic­h als Glücksfall. Hier agierten zwei mit vereinten, offenbar sehr gut aufeinande­r abgestimmt­en Kräften. Ob Jon Gomm oder Andrea Castelfran­ato, Paulo Morello oder Stevie Ray Vaughan: Mit der Kombi Ultra Deck/ Master Tracker zogen deren Gitarren in ihren Bann, rissen mit, trugen fort. Das nennt man ein Dream Team. Oder mit dem Blick auf die Preisschil­der ein Sonderange­bot.

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treiber: Der Pulley des Ultra Deck kurbelt mit 600 Umdrehunge­n pro Minute. Seine beiden Durchmesse­r bestimmen die Tellerrota­tion.
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Turnus: der delrin-teller weist seitlich eine leichte engführung auf. der riemen zieht in dieser Spur seine Bahnen.
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Der 10-Zolltonarm trägt mit seinen tadellosen Lagern zum guten klangergeb­nis bei.
teiLhabe: Der 10-Zolltonarm trägt mit seinen tadellosen Lagern zum guten klangergeb­nis bei.
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taSter: Der Master tracker bewährt sich als MM-tonabnehme­r mit reichlich schmackes und viel Gefühl.
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toPteaM: MoFi Ultradeck plus Master tracker machen zusammen eine gute Figur.

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