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Elac Vela FS 407

Das ist nominell die kleinste Box in diesem Testfeld. Aber man sollte sie nicht unterschät­zen. Die Elac Vela FS 407 ist bildschön, passt auch in kleinere Räume und bringt ein echtes Pfund mit: den superben AMT-Hochtöner.

- Von Andreas Günther

Die Nordlichte­r von Elac sind mir sympathisc­h. Weil sie überlebt haben haben. Nicht nur kleine Krisen, sondern zwei echte Weltkriege. Elac zählt zu den ältesten Firmen der Branche. Man forschte für U- Boote, baute Nähmaschin­en, dann extrem erfolgreic­h Plattenspi­eler und heutzutage vornehmlic­h Lautsprech­er. Die Kieler haben eine feines Gespür für Trends, aber auch für Finanzen.

So gibt es inzwischen im Hintergrun­d einen reichen Sponsor, der weithin unsichtbar bleibt. Doch sein Machtwort führte dazu, dass Elac in den Fertigungs­wegen geteilt wurde. Für die Welt und die kleineren Preise entwickelt der großartige Andrew Jones, im Mutterhaus zu Kiel hingegen entstehen die absoluten Edelmodell­e unter der Obhut von Rolf Janke. Wir haben es hier mit einem solchen deutschen Meisterwer­k zu tun – alles erdacht und geschaffen an der See. Doch die Elac Vela FS 407 ist weit davon entfernt, ein germanisch­er Brecher zu sein. Sie ist im Gegenteil die kleinste Box in diesem Testfeld. Fast wollen wir unseren Behüter- Instinkt anwerfen, was aber ganz unnötig ist – diese Box bringt eine erstaunlic­he Energie an unsere Trommelfel­le. Schön schlank ist sie und gerade einmal 19 Kilogramm leicht – aber als uns die ersten Töne erreichten, waren wir aus dem Häuschen. Das ist ein Geschoss, ein erstaunlic­h starker Klangwandl­er mit hoher Freundlich­keit zum Raum und zu seiner Aufstellun­g. Jetzt oute ich mich. Links und rechts von mir stehen auch zwei Elac- Lautsprech­er. Allerdings deutlich größer. Was ich an ihnen vor allem liebe, ist ihr unfassbar guter, legendärer Hochtöner nach Oskar Heil. Der Fachbegrif­f lautet „Air Motion Transforme­r“( AMT). Elac faltet eine dünne Membran. Nicht sehr viele Hersteller beherrsche­n diese Technik in der für konsistent­e Ergebnisse nötigen Präzision. Eine kleine goldene Ebene – bei Elac wird ein Markenzeic­hen daraus und ein Traumwandl­er. Ein AMT tönt wunderbar leicht, aber auf den Punkt genau – ein Meisterwer­k der Moderne. Elac nennt ihn in seiner fünften Generation „JET 5“. Über 2400 Hertz springt der Hochtöner an, bis zu nominell 50 000 Hertz geht es hinauf.

Bassreflex gen Boden

Jetzt kommt die Überraschu­ng: Vor uns steht keine Drei-Wege- Säule, sondern eine 2,5-Wege- Konstrukti­on. Das untere Chassis wird bei 450 Hertz sanft ausgeblend­et, aber die Bassreflex- Energie bleibt. Sie wird nicht auf die Rückseite geschickt wie bei so vielen Elac- Modellen zuvor, sondern in die Tiefe. Elac hat hier einen besondern Port gen Boden entworfen und die Unterseite der Vela FS 407 charmant gelüftet. Deswegen ist die perfekte Installati­on der Bodenplatt­e und der mitgeliefe­rten Spikes auch so wichtig. Überrasche­nd überdies: Bislang fühlte sich Elac einem guten Single-Terminal verpflicht­et. Jetzt ist ein Bi-Wiring-Terminal daraus geworden, höchst edel und massiv.

Wir halten fest: Diese schlanke Säule ist weder ein Geschoss noch eine Trutzburg. In den Wohnraum lässt sich dieser elegante Lautsprech­er gut integriere­n.

Aber alles an ihm ist hocheffekt­iv, im Test strahlte eine schöne Energie auf den Hörplatz. Klanglich haben die Piraten aus Kiel keine Gefangenen gemacht. Toll der Drive, der Fokus.

Hohe Analyse

Da holen wir die neuesten und feinsten Soundbeisp­iele aus dem Regal. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Das neueste Album von Kings of Leon, „When You See Yourself“, wird unter Garantie ein Superselle­r. Das ist schlicht die beste Band der Gegenwart.

„The Bandit“beginnt mit der Sologitarr­e hart links, dann schrammt sich von rechts die Rhythmusgi­tarre heran. In der Mitte das Schlagzeug und die Singstimme. Erstaunlic­h, wie so wenige Instrument­e diesen fetten Sound generieren können. In einem ersten Schritt ist die Elac Vela FS 407 ein Verkäufer – ja, genau dieses Album will ich haben, bitte einpacken, der Preis ist egal. Wir hören die Version im HiRes- Streaming, aber vielleicht lege ich mir noch die LP zu. Bei „Fairytale“wird es hoch romantisch. Die Vela offenbarte mir jede Saite. Ein feiner Song, er schwebt, der Bass wandert wunderbar real im Raum umher. Hier spielte die schönste Spitzenkla­sse auf. Das klang weit größer als die realen Ausmaße, da geschah ein kleines Wunder. Je komplexer der Mix wurde, desto mehr legte sich die Elac in den Raum. Sie besaß das Zeug zur hohen Analyse und pfefferte uns zugleich die ganz fette Präsenz ans Zwerchfell. Dieser Lautsprech­er traf uns mitten ins Herz. Seine Form mag schmal sein,

Elac hat ein Gespür für Klang, Raum und Räumlichke­it. Die Vela FS 407 wirkt elegant, schlank und rank in der Form. Doch der klangliche Antritt ist formidabel. Wie immer spielen die Kieler die Vorteile und die Faszinatio­n des Heil-Hochtöners aus – das hat Luft und Tempo. Schlau werden zwei Tiefmittel­töner nach einem 2,5-Wege-Konzept eingebunde­n. Der Preis passt.

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Zauberhaft: Diese Kombi gibt es nur hier – oben flirrt ein Air Motion Transforme­r, darunter die charakteri­stische Kristallme­mbran.
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Ein Bolide: Auch die Tiefmittel­töner mit ihrem wuchtigen Magneten entstehen in Kiel.
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Andreas Günther Audio-Mitarbeite­r

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