Acoustic Energy AE 520
Der Name Acoustic Energy behauptet: Wir bieten das Extra-Häppchen Energie. Ob auch die AE 520 dem verpflichtet ist? Alle Membranen dieses Lautsprechers bestehen aus Kohlefaser, gleich sechs Chassis sorgen für klangliche Power.
Die Acoustic Energy AE 520 ist die Ausnahmeerscheinung in diesem Testfeld. Oder ganz brachial: die Wuchtbrumme. Mehr Gewicht geht nicht, mehr Membranen gehen nicht, und auch die höchste Grenzfrequenz des Preises wird erreicht – 4000 Euro.
Da ist auf der Front klein Platz mehr für weitere Membranen. Insgesamt strömen uns sechs Chassis an – das ist eine Klangwand, aber von höchster Harmonie. Die Membranen bestehen tatsächlich aus nur einem Material: einer geflochtenen Kohlefaser. Das ist erstaunlich, das kennen wir von Mitteltönern und Bässen. Ein Hochtöner aus Kohlefaser ist selten. Der Tweeter liegt in einer kleinen Senke, die Acoustic Energy als Wave- Guide interpretiert. Alle anderen Chassis sehen gleich aus.
Ein Aufbau in de r D’Appolito-Andordnung
Und doch denkt Acoustic Energy bei diesem Lautsprecher in anderen Dimensionen. Wie würden wir es kombinieren? Am besten wäre eine D’Appolito- Anordnung ober- und unterhalb des Hochtöners. Und genau so ist es: Zwei Mitteltöner umschließen die Kalotte. Unter 2800 Hertz springen sie an und spielen erstaunlich tief, bis 370 Hertz. Darunter gibt es ein Aufgebot von gleich drei identischen Basslieferanten. Ihr Durchmesser liegt bei 12,5 Zentimetern. Das ist sicher nicht gewaltig, aber die Verdreifachung schafft eine erstaunlich große Membranfläche. Die Bassreflex- Energie wird auf die Rückseite in einen mittelgroßen Schlitz geleitet. Was uns noch dazu allerbestens gefällt: Der Acoustic Energy AE 520 steht erfreulich sicher auf Traversen aus Vollmetall, die praxisnah über mächtige Spikes justierbar sind.
Das Finish ist großartig – etwas derartig Feines erwartet man eigentlich nur in der Königsklasse. Das Furnier strahlt herrschaftliche Perfektion aus, ebenso edel wirkt die Lackierung.
Wie aber sieht es im Inneren aus? Hier erwarten uns ein paar Überraschungen. So baut Acoustic Energy eine Außenwand mit 9 Millimetern, während innen Verstrebungen mit 6 mm herrschen. In beiden Fällen ist MDF das Material der Wahl, effektiv bedämpft mit Bitumen. Dann liegt die Frequenzweiche auf zwei Ebenen, und zwar auf zwei getrennten Platinen zwischen den dämpfenden Elementen. Wozu der Aufwand? Böse Interferenzen sollen ausgesperrt werden, die Tieftoneinheit soll frei agieren, ohne Rücksicht auf die sensibleren Hochtonanteile. Ausgetüftelt ist auch die Verteilung der Klangkammern im Inneren: Die beiden Mitteltöner bekommen einen eigenen Spielplatz für ihre Reflexionen. Nicht zu unterschätzen ist das Gewicht: Die Gesamtkonstruktion bringt 30 Kilogramm auf die Waage. Das ist ein Machtwort, das kratzt an den ganz großen Helden der Zunft.
Mit de r ganzen kraft eines Studio-monitors
Wir spürten Respekt. Mit welcher Musik sollte der Hörtest beginnen? Zu unserer Freude entdeckten wir in den Top-Ten von Qobuz einen alten Meister – Nick Cave. Ihn hat die Coronazeit keineswegs
gelähmt, sondern eher befeuert. Sein neues Album trägt den erschütternden Titel „Carnage“, zu Deutsch „Blutbad“. Es wird aber gar kein Gemetzel veranstaltet, stattdessen zeigt sich hier ein Meister der Klangs. Was Cave anbietet, ist zum Niederknien. Da beginnt der erste Song „Hand Of God“wie eine Ballade, als plötzlich von rechts ein akustisches UFO hereinfliegt. Derartige Zaubertricks bestimmen das gesamte Album. Wir fühlen uns umschmeichelt und zugleich ein bisschen unwohl, wenn der Komponist im Bass bewusst mit Interferenzen spielt.
immer die richtigen Energie-Verhältnisse
Die Acoustic Energy leuchtete alles sauber aus – das hatte in den besten Momenten die Kraft eines Studiomonitors. Wir hörten alles in den richtigen Energieverhältnissen. So schlich sich der „White Elephant“leise und doch mächtig an. Ein ganz böser Bass liegt da unter der Singstimme. Da muss ein Lautsprecher Gewicht aushalten können und dabei stets charmant bleiben. Toll, wie das der AE 520 gelang. Vielleicht ist das der beste Song auf dem Album, alles steuert auf einen lauten Choral zu. Wir sangen mit, weil die Acoustic Energy hier nicht nur ihre Kraft ausspielte, sondern auch Pracht ausstrahlte. In solchen emotionalen Momenten wollten wir alles umarmen, die Aufnahme und den Klangwandler. Ein tolles Gefühl.
Gehen wir ein Menschenleben zurück: Endlich liegt das beliebte Album „Hello Dolly“(1964) von Louis Armstrong in