DIE TÜCKEN DER RAUMKORREKTUR
Die Idee: Wenn die Anlage aufgebaut und der Standort der Lautsprecher festgelegt ist, macht die Elektronik den Rest. Ein Mikrofon wandert an den Hörplatz, um dort den Frequenzgang aufzunehmen. Ein Digitaler Signalprozessor (DSP) korrigiert das Musiksignal entsprechend der Messung. Wenn am Hörplatz 6 Dezibel bei 43 Hz zu viel zu 6 dB Abschwächung im Musiksignal bei der gleichen Frequenz führen, ist alles perfekt.
Schön wär’s! Aber weder der Frequenzgang am Hörplatz noch das Hören selbst ist statisch. So bauen sich Raumresonanzen erst langsam auf und machen sich bei Messungen mit langsamem Gleitsinus stärker bemerkbar als bei solchen mit schnellem. Das Ohr wiederum verschmilzt und verstärkt den initialen Teil eines Schallereignisses, je nach Signal die ersten 2 bis 100 Millisekunden, und schwächt den nachfolgenden Teil ab. Das nennt sich Präzedenz- Effekt. Dieser ermöglicht es uns, auch unter ungünstigen Bedingungen die Richtung einer Gefahr zu hören, unverfälscht durch nachfolgende Reflexionen. Stehende Wellen und starke Reflexionen führen außerdem dazu, dass sich bei tieferen Frequenzen nahe beieinander liegende Orte recht unterschiedlich messen können. Ist zu genau auf einen Ort korrigiert, führen bereits geringe Änderungen der Sitzposition zu Wiedergabefehlern.
Eine Messung muss zudem berücksichtigen, dass an üblichen Hörpositionen der Nachhall schon mehr zum Pegel beiträgt als der direkte Schall der Quelle. Den Übergang nennt man Hallradius. Er liegt in Wohnräumen bei typisch 2 Metern. Das macht klar, warum Nahfeldhören unter dieser Grenze beginnt und den Raumeinfluss spürbar veringert.
Eine Raumkorrektur muss diese Effekte berücksichtigen, um zu einem psychoakustisch vorteilhaften Ergebnis zu kommen. Perfekt ist diese nicht, kann sie nicht sein. Doch der Gewinn kann verblüffen.