Roberts Radio RT200�
Ein amtlicher Plattenspieler mit Extras für 450 Euro? Ja, das geht! Der Roberts RT200 hat einen soliden Direktantrieb, bringt einen integrierten Phono-Vorverstärker mit und auch noch ein USB-Interface zum Digitalisieren Ihrer Vinylschätze.
Schon die Optik sagt: keine Kompromisse in puncto Materialien. Echtholzfurnierholz und Aluminium (an der Frontseite) herrschen bei der Zarge vor, der Tonarm ist sogar mit einem Karbonrohr bestückt. Der Plattenteller besteht aus leichtem Aluminiumdruckguss; dieser bekommt seine finale Form auf der CNC- Drehbank und wird danach an der Außenseite schwarz eloxiert. Der Anwender kann ihn mit einem Handgriff abnehmen, was aber nach erstmaliger Inbetriebnahme nicht mehr nötig ist. Um unerwünschte Resonanzen des Tellers zu vermeiden, liegt eine dicke Gummimatte bei; man sollte sie auflegen, denn sie dämpft den Teller wirksam.
Das Besondere am Roberts RT200 ist zunächst sein Antriebskonzept. Statt des üblichen Riemenantriebs sehen wir hier einen Direktantrieb, der auf der Tellerachse sitzt – für diese Preisklasse ungewöhnlich. Roberts will uns nicht verraten, woher der Motor stammt, der im
Test durchaus beeindruckende Werte lieferte. Innerhalb weniger Sekunden war er auf Nenndrehzahl, die er laut unserer Labormessung exzellent einhielt. Wer seine Platten vor dem Aufsetzen des Tonarms gerne mit einer breiten Carbonbürste entstaubt, den wird das hohe Drehmoment freuen: Beim Bürsten zog der Motor kräftig durch und bremste kaum ab. Ein tolles Gefühl.
Einen Startknopf für den Motor gibt es nicht: Ein Sensor erfasst stattdessen die Position des Tonarms und schaltet den Motor automatisch ein, sobald man den Tonarm über die Einlaufrille bewegt. Es gibt sogar eine Endabschaltung: An der Rückseite sitzt ein Schalter, mit dem man diese aktiviert. Sie arbeitet allerdings nur rudimentär und schaltet den Motor nach einigen Minuten ab, wenn die Nadel in der Auslaufrille läuft. Der
Tonarm bleibt allerdings auf der Platte liegen und wird nicht abgehoben. Kommen wir zu den Finessen des RT200. Eingebaut sind eine Phonovorstufe (für MM-Systeme) und ein USBInterface, mit dem man seine Plattensammlung digitalisieren kann. Der Phono- Pre lässt sich überbrücken, sodass man einen eigenen Vorverstärker verwenden kann. Dadurch erreicht das Gerät maximale Flexibilität, denn sogar hochwertige MC-Systeme lassen sich theoretisch verwenden. Dann allerdings muss man auf die Digitalisierfunktion verzichten, denn die ist der integrierten Vorstufe nachgeschaltet. Sie digitalisiert mit maximal 48 kHz in 16 Bit, was zum Archivieren von Vinyl in der Regel ausreicht. Allerdings merkten wir im Test schnell, dass der fest eingestellte Pegel zum A/ DWandler deutlich zu hoch ist. Bei lauten Platten erreichte der Digitizer die Sättigung und erzeugte unschöne digitale Verzerrungen. Ein kleiner Pegelsteller würde hier Wunder wirken, doch auf den verzichtet der Hersteller leider.
KLANGLICH SOLIDE UND KRAFTVOLL
Das ab Werk montierte Audio-Technica AT- 95E lieferte im AUDIO- Hörraum dank elliptischem Nadelschliff eine solide Mischung aus Transparenz und Kraft. Wir legten Al Di Meolas Live- Mitschnitt „Double Concerto“auf. Die Impulse reproduzierte der RT200 kraftvoll, mit dem nötigen Punch und stets korrektem Timing. Mit Shakataks „Down On The Street“zeigte der Brite, dass er auch Jazzfunk aus den 80ern mag. Der Beat löste Zuckungen in den Beinen aus und versetzte uns zurück in eine Zeit, als die Menschheit die Karottenhose entdeckt hatte. So muss das sein!
Vier nadelneue Pickups bringen frischen Wind ins weltweite Abtastwesen. Einer steht für eine neue Marke, zwei repräsentieren neue Serien von Traditionsherstellern, einer macht eine neue Technik noch mal ein bisschen erschwinglicher. Alle vier beleben kraftvoll die Analogszene.
Vier Tonabnehmer aus vier Preisklassen – und alle sind sie ihr Geld wert. Der Grado Opus 3 ist ein Moving Iron, der Axiss Mustang und das Nagaoka JT- 80 BK repräsentieren die Moving- Magnet-Technik. MM- Abtaster stehen ihre Nadel gemeinhin in der Einsteigerklasse – hier kommen zwei Aufstiegskandidaten, die sich vor den teureren Moving- Coil-Vertretern nicht verstecken müssen. Einer dringt sogar in die High- End- Klasse der Bestenliste ein. Gehört haben wir unter konstanten Bedingungen am bewährten Clearaudio- Laufwerk Anniversary mit dem exzellenten Tonarm Universal, dank VTA- Lifter mit optimalem „Vertical Tracking Angle“. Die Entzerrung/ Vorverstärkung übernahm der Gold Note PH10 mit dem Netzteil PSU 10 (AUDIO 2/21), mit niedriger Kapazität und verstellbarem Gain der ideale Phono-Verstärker. Einen solchen bringt Kandidat Nr. 4 gleich mit: Der DS Audio DS E1 übernimmt auch die Spannungsversorgung des photooptischen Tonabnehmers. Die neue Technik dringt in neue Preisklassen vor.