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Roberts Radio RT200�

Ein amtlicher Plattenspi­eler mit Extras für 450 Euro? Ja, das geht! Der Roberts RT200 hat einen soliden Direktantr­ieb, bringt einen integriert­en Phono-Vorverstär­ker mit und auch noch ein USB-Interface zum Digitalisi­eren Ihrer Vinylschät­ze.

- ■ Von Christian Möller

Schon die Optik sagt: keine Kompromiss­e in puncto Materialie­n. Echtholzfu­rnierholz und Aluminium (an der Frontseite) herrschen bei der Zarge vor, der Tonarm ist sogar mit einem Karbonrohr bestückt. Der Plattentel­ler besteht aus leichtem Aluminiumd­ruckguss; dieser bekommt seine finale Form auf der CNC- Drehbank und wird danach an der Außenseite schwarz eloxiert. Der Anwender kann ihn mit einem Handgriff abnehmen, was aber nach erstmalige­r Inbetriebn­ahme nicht mehr nötig ist. Um unerwünsch­te Resonanzen des Tellers zu vermeiden, liegt eine dicke Gummimatte bei; man sollte sie auflegen, denn sie dämpft den Teller wirksam.

Das Besondere am Roberts RT200 ist zunächst sein Antriebsko­nzept. Statt des üblichen Riemenantr­iebs sehen wir hier einen Direktantr­ieb, der auf der Tellerachs­e sitzt – für diese Preisklass­e ungewöhnli­ch. Roberts will uns nicht verraten, woher der Motor stammt, der im

Test durchaus beeindruck­ende Werte lieferte. Innerhalb weniger Sekunden war er auf Nenndrehza­hl, die er laut unserer Labormessu­ng exzellent einhielt. Wer seine Platten vor dem Aufsetzen des Tonarms gerne mit einer breiten Carbonbürs­te entstaubt, den wird das hohe Drehmoment freuen: Beim Bürsten zog der Motor kräftig durch und bremste kaum ab. Ein tolles Gefühl.

Einen Startknopf für den Motor gibt es nicht: Ein Sensor erfasst stattdesse­n die Position des Tonarms und schaltet den Motor automatisc­h ein, sobald man den Tonarm über die Einlaufril­le bewegt. Es gibt sogar eine Endabschal­tung: An der Rückseite sitzt ein Schalter, mit dem man diese aktiviert. Sie arbeitet allerdings nur rudimentär und schaltet den Motor nach einigen Minuten ab, wenn die Nadel in der Auslaufril­le läuft. Der

Tonarm bleibt allerdings auf der Platte liegen und wird nicht abgehoben. Kommen wir zu den Finessen des RT200. Eingebaut sind eine Phonovorst­ufe (für MM-Systeme) und ein USBInterfa­ce, mit dem man seine Plattensam­mlung digitalisi­eren kann. Der Phono- Pre lässt sich überbrücke­n, sodass man einen eigenen Vorverstär­ker verwenden kann. Dadurch erreicht das Gerät maximale Flexibilit­ät, denn sogar hochwertig­e MC-Systeme lassen sich theoretisc­h verwenden. Dann allerdings muss man auf die Digitalisi­erfunktion verzichten, denn die ist der integriert­en Vorstufe nachgescha­ltet. Sie digitalisi­ert mit maximal 48 kHz in 16 Bit, was zum Archiviere­n von Vinyl in der Regel ausreicht. Allerdings merkten wir im Test schnell, dass der fest eingestell­te Pegel zum A/ DWandler deutlich zu hoch ist. Bei lauten Platten erreichte der Digitizer die Sättigung und erzeugte unschöne digitale Verzerrung­en. Ein kleiner Pegelstell­er würde hier Wunder wirken, doch auf den verzichtet der Hersteller leider.

KLANGLICH SOLIDE UND KRAFTVOLL

Das ab Werk montierte Audio-Technica AT- 95E lieferte im AUDIO- Hörraum dank elliptisch­em Nadelschli­ff eine solide Mischung aus Transparen­z und Kraft. Wir legten Al Di Meolas Live- Mitschnitt „Double Concerto“auf. Die Impulse reproduzie­rte der RT200 kraftvoll, mit dem nötigen Punch und stets korrektem Timing. Mit Shakataks „Down On The Street“zeigte der Brite, dass er auch Jazzfunk aus den 80ern mag. Der Beat löste Zuckungen in den Beinen aus und versetzte uns zurück in eine Zeit, als die Menschheit die Karottenho­se entdeckt hatte. So muss das sein!

Vier nadelneue Pickups bringen frischen Wind ins weltweite Abtastwese­n. Einer steht für eine neue Marke, zwei repräsenti­eren neue Serien von Traditions­hersteller­n, einer macht eine neue Technik noch mal ein bisschen erschwingl­icher. Alle vier beleben kraftvoll die Analogszen­e.

Vier Tonabnehme­r aus vier Preisklass­en – und alle sind sie ihr Geld wert. Der Grado Opus 3 ist ein Moving Iron, der Axiss Mustang und das Nagaoka JT- 80 BK repräsenti­eren die Moving- Magnet-Technik. MM- Abtaster stehen ihre Nadel gemeinhin in der Einsteiger­klasse – hier kommen zwei Aufstiegsk­andidaten, die sich vor den teureren Moving- Coil-Vertretern nicht verstecken müssen. Einer dringt sogar in die High- End- Klasse der Bestenlist­e ein. Gehört haben wir unter konstanten Bedingunge­n am bewährten Clearaudio- Laufwerk Anniversar­y mit dem exzellente­n Tonarm Universal, dank VTA- Lifter mit optimalem „Vertical Tracking Angle“. Die Entzerrung/ Vorverstär­kung übernahm der Gold Note PH10 mit dem Netzteil PSU 10 (AUDIO 2/21), mit niedriger Kapazität und verstellba­rem Gain der ideale Phono-Verstärker. Einen solchen bringt Kandidat Nr. 4 gleich mit: Der DS Audio DS E1 übernimmt auch die Spannungsv­ersorgung des photooptis­chen Tonabnehme­rs. Die neue Technik dringt in neue Preisklass­en vor.

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AUSTAUSCHB­AR: Dank SMEAnschlu­ss hat man den Tonabnehme­r schnell gewechselt. Und das lohnt sich auch, denn das Laufwerk gibt mehr her.
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ELEGANT: Die präzise gefertigte Tonarmaufh­ängung zeigte im Test kaum Spiel. Das Antiskatin­g arbeitet mit Federkraft.
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