Tom Jones Surrounded By Time........
Tom Jones
Wer bei Sir Tom reflexartig an „Green, Green Grass Of Home“oder „Sex Bomb“denkt und sonst an nichts, hat seine Entwicklung der letzten 15 Jahre glatt verschlafen. Der walisische Tiger nimmt kein seichtes Charts- Futter mehr auf, noch biedert er sich dem Zeitgeist an. Stattdessen widmet er sich anspruchsvoller Klangkunst. Wie auf Album Nummer 42, das den 80- Jährigen in bestechender Form zeigt: voll bei Stimme, mit schelmischem Humor und betont ehrgeizig.
Das lässt sich an zwölf Stücken mit einer Gesamtspielzeit von über einer Stunde ablesen. Aber auch an einer stilistischen Vielfalt, die von Ambient über Gospel, Blues, Psychedelia und Rock bis zu lupenreiner Avantgarde reicht. Alles veredelt mit einem starken Vokalvortrag zwischen Spoken Work und großem Crooning sowie Texten, die Lebensweisheit zeigen. Da geht es um den Verlust seiner Frau, seinen Ruf als Womanizer, seinen Umgang mit dem Alter, aber auch um seine Sorgen über die Zukunft des Planeten. Kompositionen von Dylan, den Waterboys, Tony Joe White oder Cat Stevens, die Jones so interpretiert, als wären es die eigenen – man erkennt die Originale kaum wieder. Zusammen mit Produzent Ethan Johns (Kings Of Leon, Laura Marling) dekonstruiert er diese Vorlagen und versieht sie mit atmosphärischen, modernen Klängen, wie selbst Massive Attack sie nicht besser hinbekämen. Ultimativer Höhepunkt: die Version des „Talking Reality Television Blues“mit süffisantem Trump- Bashing. Dafür gehört er zum Lord geschlagen – mindestens.
William Shatner, Van Morrison, Johnny Cash