„SO ETWAS GELINGT NUR DURCH BEHARRLICHKEIT“
Mansour Mamaghani über Werte, Freundschaften und hartes Geld bei Audio Reference.
Wer auf Ihr Portfolio blickt, muss erstaunt sein. Sie haben hier die Trüffel und Austern des weltweiten Markts versammelt – wie gelingt so eine Fleißarbeit?
Manour Mamaghani: So etwas gelingt nur durch Beharrlichkeit. Dazu kommen Freundschaft und nicht zuletzt finanzielle Kraft. Wir sind seit über 20 Jahren im Markt unterwegs. Vielleicht ist das Wort „Reputation“die höchste Macht. Man muss sich als ehrenhafter Handelspartner erweisen. Das Wort gilt. So kamen erstaunlich viele Hersteller der Welt zu uns. Wir mussten nicht ausschwärmen, wir waren in der wunderbaren Rolle, dass wir auswählen durften.
Steht hinter allen Ihren Entscheidungen eine reine Geschäftsbeziehung? Oder gibt es auch den Hauch des Zwischenmenschlichen?
Die Freundschaft kommt im besten Fall hinzu. Ich mag es nicht, mit kühlen Managern zu verhandeln, hinter denen ein Konglomerat von Investoren steckt. Ich vergesse nie, dass wir Leidenschaften verkaufen. Auch ich muss begeistert sein, wenn ich eine Marke auf diesen Kontinent importieren will.
Was liegt Ihnen in Ihrem Katalog besonders am Herzen?
Das ist schwer zu beantworten, da ich immer eine Marke mit den Menschen dahinter verknüpfe. Die Produkte aus den USA gefallen mir wegen der Klangphilosophie sehr. Das hat Kraft und klingt trotzdem ehrlich. Zudem sind die Marken erstaunlich lange am Markt und noch heute stark. Zum Beispiel verbindet mich eine echte Freundschaft mit Dan D’Agostino – er ist nicht nur der Besitzer und der Chef, sondern auch der höchste Entwickler. Das stellt für mich eine wahre Freundschaft und einen wahren Wert dar.
Sie haben überraschend Velodyne gekauft, einen der größten SubwooferHersteller weltweit. Das hat selbst Insider überrascht. Da müssen einige Millionen geflossen sein.
Wir waren mit Velodyne immer sehr gut unterwegs. Ich mochte die Macher, der deutsche Markt mochte die Produkte. Emotional gab es da gar keine Frage. Wie in kaum einer anderen Company war ich hier stark eingebunden in die Entwicklung. Ich habe die Neuausrichtung gesehen und an ihr mitgewirkt. Als 2017 der bisherige Chef in ein anderes Geschäftsmodell wechseln wollte, habe ich die Chance erkannt und bin eingestiegen. Velodyne ist heute meine Company. Was ich daran liebe: Es gibt so viele Patente. Das sind echte Meilensteine im SubwooferBau. Vom digitalen Verstärker bis zur Raumkorrektur – so viele ikonische Meisterwerke hat Velodyne vereint.
Was ist das für ein Gefühl, Velodyne zu besitzen?
Das ist ein sehr gutes Gefühl, schließlich sprechen wir hier von einer Kultmarke, die zudem immer Neues auf den Markt bringt. Velodyne durfte sich einmal brüsten, der größte Subwoofer-Hersteller der Welt zu sein. Die Erwartungen sind noch immer hoch; es gilt, das eigene Standing zu verteidigen.
Wie hat Ihnen Corona geschadet – oder vielleicht sogar genützt?
Zum Teil hat es richtig wehgetan. Mitte
März des vergangenen Jahres mussten wir die Fertigungshallen von Velodyne schließen. Kalifornien war eines der ersten Länder im Shutdown. Wir haben überlegt und schließlich das Hauptquartier nach Deutschland verlagert. Wir haben ein Lager mit insgesamt 1600 Quadratmetern errichtet. Von hier aus können wir weltweit liefern, eine gute Entscheidung. Doch gibt es bei Corona auch einen Gegentrend. Die Menschen können beispielsweise kein Geld für große Reisen ausgeben und fixieren sich auf ihr direktes Wohnumfeld, das auch ihr direktes Hörumfeld ist. Hier müssen unsere Händler eine große Arbeit leisten und die Wünsche auf die Konsumenten maßschneidern. Das aber gelingt vorbildlich und stark.
Kann man sich als mächtiger Importeur noch ein eigenes Klangideal leisten?
Natürlich. Ohne Werte geht es nicht. Wir verkaufen schließlich grundehrliche Musikwandler. Gerade deshalb bleibt es spannend, denn jeder Hersteller in unserem Portfolio steht für eine eigene Philosophie. Dennoch gibt es ein unverrückbares Ideal: Neutralität ist unabdingbar, dazu das Gefühl für die perfekte Reproduktion. Nichts kann die Realität eines guten Studios, eines großen Konzertsaals antasten.