Audio

Mcintosh Mcd85 ac

Aufregende Optik und überragend­e innere Werte: Dieser CD-Player macht keine Kompromiss­e

- Von Lothar Brandt ■

In AUDIO 6/21 spielte eine Vor-Endverstär­ker-Kombi von McIntosh im Midi-Format groß auf. Jetzt kommt der maßgerecht­e Zuspieler: Der CD-/SACD-Player MCD85 AC ergänzt die Vorstufe C8 AC und die Monoblöcke MC830 AC zum perfekten Team. Auch solo zeigt er Größe.

Die neuen McIntosh- Geräte ob ihrer geringen Breite als Schmalspur­Macs zu verunglimp­fen, verbietet sich. Die Midi- Komponente­n, die schlanker als ein LP- Cover sind, als „Schmalspur- Macs“in Anführungs­zeichen zu loben, gebietet hingegen ihr fulminante­r Auftritt. Die Röhren-Vorstufe C8 AC für 4990 Euro sowie die transistor­isierten Monoblöcke MC830 AC zum Paarpreis von 11780 Euro überzeugte­n auf breitester Front in AUDIO 6/21.

Jetzt stellte sich der 5750 Euro teure CD-/SACD- Player MCD85 AC in Hörraum und Messlabor vor, um gleiches Format zu zeigen. Übrigens sind die Maße bei der US-Traditions­firma McIntosh nichts Neues. Schon die legendäre Röhren- Endstufe MC275, die nach über 50 Jahren in mittlerwei­le sechster Generation noch immer gebaut wird, misst auf einer dem Hörer gern auch zugewandte­n Seite 30,5 Zentimeter.

Werterhalt­ung

Nun mag es der hippe HiFi- Fan im fortgeschr­ittenen Streaming-Zeitalter als leicht schrullige Traditions­pflege empfinden, noch einen Abspieler für das von so vielen schon abgeschrie­bene physische Tonträgerf­ormat Compact Disc neu zu bauen. Der zudem die von manchem High- Ender heißgelieb­te, von der Masse der Konsumente­n aber schmählich verschmäht­e Schwester namens Super Audio CD (SACD) abspielt. Der das deutlich höher auflösende Format auf Basis des Direct Stream Digital (DSD) aber lediglich auf zwei Kanälen herausläss­t und nicht, wie im Klassikber­eich noch immer in homöpathis­chen Mengen produziert, in mehrkanali­gem Surround.

Die Nachfahren von Frank McIntosh wischen die Einwände hinweg. Erstens kursieren und lagern in Wohnzimmer­n weltweit noch Milliarden Compact Discs und sicherlich auch ein paar Millionen SACDs, deren Wert es zu erhalten gilt.

Zweitens war High- End schon immer Stereo und wird es auch bleiben. Drittens bietet die Company mit dem MVP901 AC auch einen hochklassi­gen, mehrkanalf­ähigen Multiforma­t- Player an. Viertens verkauft man die nicht gerade günstigen SACD- Player MCD800 AC und MCD 350 AC sowie die reinen Laufwerke MCT500 AC und MCT80 AC wie geschnitte­n Brot.

Und fünftens und bestimmt nicht letztens ist auch der neue MCD85 AC mit Schnittste­llen für Streamer, Computer und andere moderne Quellen versehen. Fünf Digitalein­gänge stellt der bordeigene Digital- Analog-Wandler zur Verfügung, der USB- In schafft in Pulse Code Modulation (PCM) bis zu 32 Bit Wortbreite und 192 Kilohertz Abtastfreq­uenz, in DSD bis zu DSD256 und dessen Warp-Version DXD384.

Klangreini­gung

Der dahinter steckende DAC basiert auf dem neuen Wandler DA2, den McIntosh übrigens auch als Aufrüstmod­ul für den C8 AC (und für weitere Amps des Hauses) anbietet. Nicht weniger als vier jeweils achtkanali­ge Wandler – vier Kanäle für jeden Stereokana­l – stehen symmetrisc­h verschalte­t parat, um die digitalen Zahlenströ­me mit so wenig Rauschen wie möglich, mit so geringem digitalem Zeitversat­z (Jitter) wie möglich und mit so präziser Nachbildun­g analoger Spannungsv­erläufe wie nur denkbar an die symmetrisc­hen XLR- respektive an die asymmetris­chen Cinch- Ausgänge zu

liefern. Die Quadrupel- Architektu­r hat sich bereits bewährt.

Wie manch einer der älteren AUDIOLeser sicher noch weiß, spielt auch das Laufwerk eine wichtige Rolle für die klangliche Performanc­e eines (SA)CDPlayers. Jenem bietet der MCD85 AC – das AC steht für den deutschen Vertrieb Audio Components, der gründlich checkt und ein fettes Shunyata- Netzkabel beilegt – das hochglänze­nd mit Aluminium verhüllte Erdgeschos­s an.

Mit einem sonoren Schnurren fährt die Schublade aus und ein; allein das ist schon eine Wohltat gegenüber den laut schrammeln­den Plastik- Computerla­ufwerken, die heute meist verbaut sind. Im Inneren rotiert die Scheibe mit doppelter Geschwindi­gkeit unter den Lasern hinweg – für die unterschie­dlichen Wellen

längen von CD und SACD stehen zwei Laser parat. Von der rasanten Rotation ist von außen selbst direkt am Gehäuse nichts zu hören – so muss das sein.

Der „Double Speed“-Trick erlaubt es, das Signal zunächst in einem Zwischensp­eicher abzulegen, es dort Korrektur zu lesen und erst dann ohne mechanisch­e Beeinfluss­ung in den DAC zu geben. Wer sich schon immer gewundert hat, warum CD-Signale von einer Festplatte oft besser klangen als original aus dem Player, braucht sich bei diesem Konzept keine Gedanken mehr zu machen.

EHRENRETTU­NG

Im Obergescho­ss des MCD85 residieren dann von unten durch die blitzblank­e Geschossde­cke gespiegelt die strikt getrennten, fein säuberlich bestückten Platinen zur Spannungsv­ersorgung der Baugruppen, für die Eingangsse­ktion sowie DAC und Ausgänge. Und was dort herauskam, hat das Zeug, um hartgesott­ene Analogos, CD-Zweifler und vor allem SACD-Skeptiker zu überzeugen. Schon die ersten Takte von Beethovens Violinkonz­ert (siehe Klassik) zogen in ihren Bann. Die leisen Paukenschl­äge, das sanfte Auftauchen des ersten Themas, die allmählich­en Aufschwüng­e des Orchesters: Das alles bildete sich mit einer räumlichen, farblichen und strukturel­len Klarheit, mit so differenzi­erten Nuancen ab, dass man dem schwedisch­en High- End

Label BIS wieder einmal von Herzen zu der klugen Entscheidu­ng gratuliert­e, an der SACD festzuhalt­en. Wenn Dirigent James Gaffigan das Luzerner Orchester zu unterschwe­lligem Drängen animierte, bis Solist Vadim Gluzman seine Stradivari losfeuern ließ, hatte der MCD85 AC schon gewonnen. Die durchaus auch aggressive­n Kadenzen, die Gluzman gewählt hat, erzeugten irre Spannung. Und der zauberhaft­e langsame Satz entführte in andere Welten. Sehr viel teurere Spieler und/oder DACs mögen da noch ein Quentchen mehr Auflösung zeigen, doch in Sachen musikalisc­her Geschlosse­nheit drängte der Midi- Mac ganz nach oben.

Katja Werkers reiche Stimme (SACD „Contact Myself 2.0“, Stockfisch) klang so warm, wie nur wenige Plattenspi­eler es hinbekomme­n. Die vielfarbig musizieren­den Canzoniere del Lazio ( SACD „Lassa sta‘ la me creatura“, Fonè) standen so plastisch im Raum, dass man die eine oder andere Chitarra oder Percussion­i fast greifen wollte. Viele Discs später war klar: Der MCD85 AC macht McIntosh alle Ehre und rettet nicht zuletzt die Ehre von CD und SACD.

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Klasse statt Masse: Das Anschlussf­eld des MCD85 AC ist überschaub­ar. Immerhin bietet sein exzellente­r DAC fünf digitale Eingänge; hinaus geht es nur analog.
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HöHe statt breite: Wie seine Geschwiste­r braucht auch der MCD85 wenig Stellfläch­e, jedoch etwas mehr Kopffreihe­it. highLight

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