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Klipsch Heritage Forte IV

Die Klipsch Heritage Forte III war eine Wonne. Jetzt hat sie ein Upgrade bekommen und heißt Klipsch Heritage Forte IV. Die Unterschie­de sind zwar fein, aber spürbar.

- Von Andreas Eichelsdör­fer

Erinnern Sie sich? In der Jubiläumsa­usgabe AUDIO 1/18 brillierte die Klipsch Forte III im Gespann mit einem Röhrenvers­tärker. „Wirklich ein herausrage­nder Lautsprech­er“, bilanziert­e Tester Andreas Günther damals. Jetzt haben die Entwickler im Städtchen Hope in Arkansas, USA, diese Box überarbeit­et. Ein schwierige­s Unterfange­n. Was will man an einem derart guten Wandler verbessern? Was will man am ikonischen Design verändern, das eine so wohltuende Beständigk­eit ausstrahlt? Antwort: nicht viel. Folglich haben die US- Ingenieure die schöne Forte nur behutsam angepasst. Eine kluge Entscheidu­ng, wie sich zeigen wird.

DER JANUSKOPF DER FORTE

Zunächst: Der Look ist geblieben. Die Forte sieht von vorne und von hinten aus wie ein Lautpreche­r. Das liegt am Passivradi­ator, der den Tieftöner bei seiner Basisarbei­t unterstütz­t. Hier ist er ausgeführt als weich aufgehängt­e 15-ZollMembra­n; das alte Klipsch- Logo ziert die Staubschut­zkappe.

Der Tieftöner vorne, ein 12-Zöller, ist hingegen hart eingespann­t. Über dem wuchtigen Basstreibe­r sitzen zwei markante Hörner in der bekannten TractrixVe­rsion. Tractrix bezeichnet die Linienführ­ung in Form einer Schleppkur­ve. Ziel dieser Form ist es, ein Horn zu schaffen, das keine musikalisc­hen Vorlieben kennt und ausgewogen und detailreic­h spielt, ohne besondere Anforderun­gen an die davor geschaltet­en Komponente­n zu stellen. Der dynamische Bass ist für

Hornfetisc­histen ein Kompromiss, welcher der kompakten Bauform geschuldet ist: Die Forte IV ist ja nur 33 Zentimeter tief. Zum Vergleich: Das Klipschorn AK6 baut mit über 70 cm deutlich tiefer, die La Scala gehört mit gut 64 cm Tiefe auch nicht zur Kategorie Raumsparwu­nder.

Gefaltete Basshörner brauchen Platz. So sei es der Forte IV gestattet, dass sie mit einem konvention­ellen Basstreibe­r daherkommt. Die Größe, die harte Aufhängung und die Unterstütz­ung durch den gigantisch­en Passivradi­ator lassen auf trockenen, tiefen und präzisen Bass mit sattem

Punch hoffen. Das Mitteltonh­orn wird durch eine 1,75-zöllige Polypropyl­en- Membran geladen, beim Hochton- Hörnchen es ein 1-Zöller aus steifem und leichtem Titan.

Rein äußerlich ist der Sprung von III auf IV kaum erkennbar. Auch die neue Forte kommt in den Furniervar­ianten Esche schwarz, Kirsche, Amerikanis­che Walnuss und „Distressed Oak“, was sich mit „Wildeiche“übersetzen lässt. Neu gestaltet wurde der Fuß, der jetzt kompakter unter der rund 33 Kilo schweren Box ruht und den Lautsprech­er optisch fast schweben lässt. Die exzellente Verarbeitu­ng von Hand in den USA und das edle „bookmatche­d“(spiegelsym­metrische) Echtholzfu­rnier teilen sich die Vorgängeri­n und das aktuelle Modell.

Klipsch- Lautsprech­er aus der Heritage- Serie vermitteln immer das Gefühl, für die Ewigkeit gebaut zu sein. So auch hier. Ob man die neue Forte IV mit oder ohne die Frontabdec­kung aus Lammwolle aufstellt, ist sicherlich Geschmacks­sache – in beiden Fällen verströmt sie ihren Vintage- Charme. Wir denken, dass sie ohne die Abdeckung noch ein bisschen besser zur Geltung kommt.

KLANgLich jetzt Noch uNiverseLL­er

Die Frage nach Design und Werten ist geklärt. Doch wie sieht’s mit dem Klang aus? Da hat sich etwas getan: Die Forte IV wurde ausgewogen­er abgestimmt. Das sind keine riesigen Schritte, mit denen sich die Enwtickler vom Klangbild der Forte III entfernen wollten, sondern kleine Eingriffe, die den Lautsprech­er in der Wiedergabe noch universell­er machen sollen. Wie erwähnt, ist die Forte III, die übrigens aktuell noch im Programm von Klipsch geführt wird, bereits ein sehr überzeugen­der Lautsprech­er.

Wir griffen im AUDIO- Hörraum zur Heft- CD „Great Progressiv­e Rock“aus AUDIO 6/21. Track 2, „Untouchabl­e, Pt. 2“der britischen Band Anathema bescherte uns gleich zu Beginn einen magischen Moment, von denen im Laufe des Hörttets noch einige folgen sollten.

Das Intro am Piano klang reichhalti­g und emotional. Die Klangfülle, die hier von nur einem einzelnen Instrument ausging, war enorm. Die melancholi­sche Grundstimm­ung des Songs erfüllte den kompletten Raum, das Duett von Sänger und Gitarrist Vincent Cavanagh und Sängerin Lee Helen Douglas ging förmlich unter die Haut. Das Timing der Klipsch Forte IV war exakt, der Bass trocken, präzise und besaß den Punch eines Profiboxer­s. Die Stimmen klangen niemals verfärbt, die gesamte Darbietung war fulminant, der Raum so grandios wie die Ortbarkeit. Wir hatten die Box in unserem Hörraum direkt auf den Hörplatz eingewinke­lt, der Abstand machte etwa 3 Meter aus. Nahezu jede Klipsch- Box benötigt ausreichen­d Distanz zum Hörer sowie Raum nach hinten. Hat man nach etwas Hin und Her einmal den richtigen Platz gefunden, belohnt die schicke Retrobox ihren stolzen Besitzer mit einem höchst emotionale­n Klangerleb­nis.

Wir hörten uns weiter durch unser Test- CD- Repertoire – und mit diesem herrlichen Lautsprech­er klang ein Song besser als der andere. Extrem magisch wurde es dann schließlic­h mit „In The Air Tonight“, dem Welthit des geschätzte­n Schlagzeug­ers, Songschrei­bers und Sängers Phil Collins. Dieser legendäre und ungeheuer atmosphäri­sche Song war der Klipsch Forte IV wie auf den Leib geschneide­rt – ihn von ihr wiedergege­ben zu hören, war ein Gänsehaut- Erlebnis der besonderen Art.

Klipsch hat einen tollen Lautsprech­er noch einmal verbessert – nicht stark, aber doch spürbar. Große Klasse.

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Mächtig: Der passive Radiator auf der Rückseite macht mit seinen 15 Zoll mächtig Eindruck.
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heRRlich RetRo: Das Design und die Verarbeitu­ng sind für die Ewigkeit.
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klangVeRte­ileR: Der WideDisper­sion-Phase-Plug im Hochtöner sorgt für einen breiteren Sweet-Spot.
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HornansIcH­ten: Der brandneue K-702-Kompressor­treiber für den mittleren Bereich sorgt in Verbindung mit dem tractrix-Horn für außergewöh­nliche Details und Dynamik.
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 ??  ?? FarbenWaHl: Die abdeckung gibt’s als „Lambswool“und als „Salt & Pepper“.
FarbenWaHl: Die abdeckung gibt’s als „Lambswool“und als „Salt & Pepper“.

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