Canton GLE 80
Die Winter ist vorbei, der Bäume treiben aus. Und Canton formuliert seine GLE-Serie neu. Die Nummer 80 zeigt höchste Spielfreude – hier im Exklusivtest.
Erfreuliches von Canton: Die Mannen aus dem Taunus haben ihren beliebte GLE- Lautsprecher modernisiert. Bei der vorigen Generation war die Nomenklatur teils schwierig geworden, jetzt taktet Canton in klaren Strukturen: Die kleinste Box heißt GLE 20, die größte GLE 90. Wir haben uns für die GLE 80 entschieden, die mittlere unter den Standboxen. „Dezente Optik – kraftvoller Auftritt“, sagt Canton über die neuen Boxen. Stimmt. Aber wie immer zeigt sich Canton feinsinnig. Man ist sich seiner Macht bewusst, posaunt diese aber nicht heraus. 99 Zentimeter ist die GLE 80 hoch, 18 Kilogramm bringt sie auf die Waage. Kein Riese im Wohnzimmer, aber doch stattlich. Rund 1000 Euro werden für das Paar Canton GLE 80 fällig, bestellen lässt sie sich in Schwarz und Weiß. Die Abdeckung an der Front hatte Canton bislang kantig und eckig geformt. In der neuen GLE-Serie ist diese nun schwungvoll und an den Ecken gerundet. Wer sich sämtliche Lautsprecher der neuen Reihe auf einem Familienbild ansieht, von der Standbox bis zum Subwoofer, dem kann durchaus der Gedanke an feinstes Bauhaus kommen.
Die Chassis wurden zum Teil allein für diese Serie geschaffen, aber die Wirkstoffe sind bereits bekannt. So lässt Canton in der Höhe eine Membran aus Aluminium- Mangan schwingen. Der Mitteltöner aus Titan darüber springt bei 300 Hertz an. Mit identischer Diagonale und ebenfalls aus Titan wird der Bass gestemmt. Positiv zu erwähnen sind die mehrfach gefalteten Sicken.
Selbst mit verbundenen Augen könnte der Tester diese Box als ein Meisterwerk von Canton ertasten. Die Rückseite ist stringent und auf das Essenzielle reduziert – ein Single-Wiring-Terminal liegt unter der Bassreflexöffnung. Das ist so klassisch, wie es klassischer kaum sein könnte.
begabung für jede Musik
In unseren Hörraum wurde die Canton GLE80 sozusagen direkt von der Werkbank geliefert. Kein Vorserienmodell, aber doch eine frühe Geburt – ein weltweiter Exklusivtest in AUDIO. Wir spielten viele Test-Tracks zu und waren immer wieder verblüfft. Mit dieser Canton kann einen die Musik treffen und berühren.
Beim Label Harmonia Mundi ist eine super klingende Aufnahme erschienen: Das schwedische Ensemble Quadriga Consort tanzt um die Birken und huldigt dem „Midsummer“. Der Chor singt a capella, dann schneidet ein Pop- Mix dazwischen, in den feinen Momenten kommt das Cembalo dazu. Ein großartiges Fest mit einer Musik, die uns einstimmen und einnehmen will. Die Canton spielte da mit. Da pulsierten tiefe Trommeln, da standen Flöten direkt vor uns. Feststimmung von großer Kraft. Kantig der Bass – erstaunlich, wie präzise die Canton herabsteigen konnte. Nur bei allertiefsten Frequenzen legte die Elac oder die Quadral hier noch ein Quäntchen zu. Dann wieder die Stimmen, verzerrungs- und resonanzfrei wie selten – das wirkte wie durch eine unsichtbare Lupe auf den Sweet- Spot fixiert.
Wenn es aber sein sollte, konnte die GLE80 auch laut, sehr laut sogar – etwa bei „Tubthumping“von Chumbawamba. Mit der inoffiziellen Hymne der Fußball-WM 1998 ging im AUDIO- Hörraum flugs die Party ab. Den Breaks verlieh die Canton Atem, wie es nur Lautsprecher mit üppigen Pegelreserven können. Tipp: Ein guter Transistorverstärker der gehobenen Mittelklasse passt perfekt zur Canton GLE 80. >>