Quadral Signum 90
Knapp unter der 1000Euro-Grenze stellen wir uns auf Kompromisse ein. Aber Quadral überrascht: Die brandneue Signum 90 ist eine faszinierende, erfrischende Standbox.
Dieser Lautsprecher hat uns im Testfeld am heftigsten gepackt. Und das, obgleich Quadral für seine Signum 90 gerade einmal 990 Euro verlangt. Das ist erstaunlich wenig Geld für eine Standbox im Pärchen. Nun gut, statt Folie wäre Furnier sicherlich schöner, aber ganz ehrlich: Haben Sie das Folien- Finish der Neuzeit schon einmal live gesehen? Rein optisch ähnelt es dem Look von Echtholzfurnier viel mehr, als man zunächst denken möchte. Wer seinen Lautsprecher nicht jeden Tag streicheln will, wird den Unterschied faktisch kaum erkennen.
So können die Produktionswege deutlich entschlackter, günstiger arbeiten, das klangliche Erlebnis wird in den Fokus gerückt. Günstig, aber gut.
Die Quadral Signum 90 ist baulich kein Wunderwerk, steht aber für gute Tradition. Sie ist das Topmodell der neuen Signum-Serie. Drei identische Chassis schauen uns an, gewirkt aus Titanium, darüber ein Hochtöner. Nominell zieht sich Quadral auf seine Klassiker zurück – die Entwickler würden hier von einer 2,5- WegeKonstruktion sprechen.
Die drei identischen Klangwandler haben unterschiedliche Aufgben: Zwei echte Tieftöner koppeln an einen gleich großen Tiefmitteltöner. Bei 550 Hertz ist für sie Schluss. Ganz oben, in den luftigen Höhen springt bei 3100 Hertz der Tweeter an. Der hört auf den Namen „RiCom-Sigma“und sieht eigenwillig aus: Es handelt sich um einen Ringstrahler. Quadral gönnt sich einen Star in der Hochtonwiedergabe. Das ist ein Gewebegeflecht, aber nicht
zu einem Dom aufgebaut, sondern vollständig flach. So streckt dieser Hochtöner ein perfektes Klangbild in die Breite, der SweetSpot ist erstaunlich weit.
Tief im Basskeller
Alle Chassis sind hier auf einen hohen Wirkungsgrad getrimmt. Hier strahlt maximale Kraft an unsere Ohren, wenn wir es wollen – bis zu ohrenschädigenden Lautstärken sauber und so gut wie unverzerrt. Außerdem steigt die Signum 90 tiefer in den Basskeller hinunter als jede andere Box in diesem Vergleich.
Kommen wir zum Klang-TÜV im AUDIO- Hörraum. Soeben ist bei Island eine erweiterte Neuauflage des posthumen LiveAlbums „Amy Winehouse At The BBC“erschienen. Da trifft die viel zu früh verstorbene britische Soul- Größe mit großartigen Musikern und Tontechnikern zusammen. „In My Bed“gibt hier den Ton vor. Knallig das Schlagzeug, groovy der Bass – und Amy Winehouse singt wie immer die ungeschminkte Wahrheit. Die Signum 90 gab sich hier wie ein Studiomonitor, sie verband Analyse mit Gefühl. Das ließ uns eintauchen in die historischen LiveAufnahmen dieser bedeutenden Musikerin. Bei „Valerie“verloren wir mit der Quadral dann beinahe die Bodenhaftung, das Digitalklavier peitschte die rhythmischen Harmonien ein.
Dieser Lautsprecher tönte deutlich über seiner Preisklasse: Das Klangbild stand spürbar mehrere Zentimeter vor den Membranen. Schon das ist einen Orden wert. Dazu das feine Beben, die swingende Heldin, die Ordnung, das Herzblut. Würde mich ein Freund nach einem unverschämt guten und günstigen Lautsprecher fragen – die Quadral Signum 90 wäre mein Tipp.
Die Faszination befiel schließlich das komplette Hörteam der AUDIO. Das Urteil steht fest: Die Quadral Signum 90 lieferte in dieser Preisklasse einen bemerkenswerten, in jeder Beziehung unglaublich reifen Auftritt. >>