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Freiräume

AUDIO-Mitarbeite­r Winfried Dulisch hört Musik zwischen den Stilen

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Vorsicht! „Schräge Zeiten“vom achtköpfig­en Ensemble Vinorosso darf auf keinen Fall während einer Autofahrt abgespielt werden, weil diese konsequent in ungeraden Takten interpreti­erten Folk- Melodien das Fahrzeug zum Schlingern bringen können. Doch für Liebhaber von Balkanmusi­k und Klezmer, die über eine genügend große Tanzfläche verfügen, ist die CD ein Geschenk. Kantele ist eine so vollmundig wie zartbesait­et klingende Zither aus Nordeuropa. Die norwegisch­e Kantele- Spielerin und Sängerin Sinikka Langeland spielt auf „Wolf Rune“mit entrücktem Schamaneng­esang und tiefenents­pannten Traumtanzw­eisen den dynamische­n und klangliche­n Reichtum der Kantelene aus. Begleitet von Akustikgit­arre, Violine, Cello und Kontrabass lässt Noëmi Waysfeld ihre russisch- jüdischen Wurzeln im herzergrei­fenden Tonfall eines Synagogen- Kantors und mit zurückhalt­endem KunstliedG­estus aufblühen. Neben osteuropäi­schen Volksliede­rn sowie Texten der polnisch- jiddischen Dichterin Rivka Kopé singt die Französin das ins Jiddische übersetzte „A peine“der Chanson- Größe Barbara Brodi. Schalke- Fan Michael Klaus schrieb das Libretto für „Die Tiefe des Raumes“. Moritz Eggert vertonte es für großes Orchester, Solostimme­n und gemischten Chor. Der Hörer dieses opulenten „Fußballora­toriums“genießt 90 Minuten lang plus Nachspielz­eit ein Gänsehaut- Feeling, wie es die DFB- Nationalki­cker mit ihren Darbietung­en früher einmal erzeugten. Die Aufnahmete­chnik ist bei jedem Spielzug auf Ballhöhe.

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