Canton Reference 9 K...........................
Der Lyngdorf-Verstärker TDAI-1120 aus Skandinavien und das Hochtaunus-Gewächs Canton Reference 9 K: Eine Mischung zweier feiner Komponenten, die trotzdem erschwinglich bleiben.
Die gute Ehe ist ein Wunschtraum, den die ganze Welt hegt. In Märchen wird er mitunter wahr – und hier, bei der Vermählung zweier Komponenten, die einfach zusamenpassen. Auf der einen Seite steht Canton, der Hersteller aus dem Taunus, den viele schon seit früher Jugend kennen und der zu Recht einen hervorragenden Ruf genießt. Auf der anderen
Lyngdorf, ein Name, der irgendwie erhaben klingt, auch wenn man mit ihm vielleicht gar nichts zu verbinden weiß. Dessen
Exklusivität bekommt einen Boost, wenn man die
Hintergründe kennt: Der dänische Hersteller kooperiert mit keinem geringeren als dem legendären
Klavierbauer Steinway.
In dieser Kette gesellt sich die Lautsprecher- Elite von Canton in Form der
Reference 9 K zum Paarpreis von mindestens 2600 Euro zum Vollverstärker TDAI-1120, der mit rund 2000 Euro trotz großem Namen im Rahmen bleibt.
Zur Vermählung hat sich die Reference 9 K mächtig in Schale geworfen: Sie trägt einen schwarzen Smoking mit Klavierlack. Da bei HiFi- Komponenten die Geschlechterfrage mindestens so offen ist wie in einer auf Diversität bedachten Gesellschaft, kann man sich die 9 K auch als Braut vorstellen und sie auch im weißen Dress mit PianoFinish bestellen. Auch der Wunsch nach einer „kirschlischen“Heirat mit hochglänzendem Holzfurnier wird bedient, sofern man bereit ist, 400 Euro Aufpreis zu berappen. Wenn Geld keine Rolle spielt, muss man die Qual der Wahl bewäl
tigen. Der Lyngdorf- Amp ist nicht nur ein bisschen günstiger, sondern auch ausschhließlich in einer schlichten schwarzen Ausführung zu haben.
REICHLICH AUSSTATTUNG
Man sollte sich von den kompakten Abmessungen und dem Verzicht auf Kühlrippen nicht täuschen lassen: Der nur 3,3 Kilo schwere Vollverstärker hat als Mitgift ein ganzes Bündel besonderer Fähigkeiten in petto. Er bietet zwei koaxiale sowie zwei optische S/ PDIF- DigitalEingänge plus HDMI mit dem leistungsfähigen neuen eARC zum Anschluss eines Flatscreens. An analogen Eingängen gibt es einen für MM-Tonabnehmer mit idealen 47 kOhm/ 90 pF und einen für Hochpegelquellen. Der Mikrofoneingang mit XLR- Buchse wird für die ausgeklügelte RoomPerfect- Einmessung benötigt, für die ein passendes Mikrofon im Lieferumfang enthalten ist. Dazu kommt dann noch ein analoger Cinch- Ausgang für Subs oder Tapedecks. Über den USB- A- Anschluss lassen sich Audio- Inhalte von Massenspeichern über den Lyngdorf TDAI-1120 wiedergeben. Eingänge für analoge und digitale Programmquellen sind jedoch längst nicht alles: Der TDAI-1120 hat auch gleich noch einen potenten Streamer an Bord. Dieser lässt sich seine Daten via Ethernet- Anschluss aus dem drahtgebundenen LAN servieren. Er verfügt aber auch über integriertes WLAN, um drahtlose Verbindungen aufzubauen.
Dabei ist dem Lyngdorf egal, ob sein Besitzer/seine Besitzerin auf Apple oder Google steht: Er unterstützt sowohl AirPlay 2 als auch Chromecast. Das gewährt größte Freiheit und Flexibilität in der Nutzung. Während die damit verbundenen Möglichkeiten vor allem auf die etwas jüngere, mobile Generation zielen, die mit Streamingdiensten ihren Musikhunger stillt, lässt er auch jenen freie Hand, die ihre Musiksammlung auf einer NAS aufbewahren: Er unterstützt sowohl DLNA/UPnP als auch Roon-Server. Mit RoomPerfect soll der TDAI-1120 ein perfektes Hörerlebnis in allen Wohnräumen erzielen, und zwar ohne RaumTuning. Gesteuert wird die Einmessung, die gleichermaßen Lautsprecher- wie Raumantwort in die Kalkulation einbezieht via Webbrowser. Um genau arbeiten zu können, gilt es möglichst viele Messpositionen im Hörraum zu erfassen. Hinzukommt als Sahnehäubchen noch Bassmanagement zur perfekten Harmonisierung von Lautsprechern und möglichen Subwoofern. Kurzum: Nerds können sich mit dem Tool des TDAI-1120 so richtig austoben, falls uns mal wieder vagabundierende Mutanten vom echten Konzertbesuch abhalten sollten.
Einen solchen technischen Overkill hat die Canton als Passivbox natürlich nicht zu bieten. Dennoch kann es sich sehen lassen, was die Zwei-Wege- Box in die Ehe einbringt: Ihre Schöpfer aus dem Taunus haben ihr das Feinste spendiert, das es im Sortiment der Chassis-Technik aus eigenem Anbau gibt. Ihre 2,5- cm
Aluminium- Oxyd- Keramikkalotte wird unterhalb von 3000 Hz unterstützt von einem 17,4- cm-Tiefmitteltöner aus Aluminium, Keramik und Wolfram.
In einem aufwendigen Verfahren lässt Canton die Membranen der beiden im Kern aus Aluminium bestehenden Treiber in ihrer Molekularstruktur zu 20 % in eine Keramik umwandeln und mit Wolfram- Partikeln veredeln. Damit wollen die Konstrukteure ein optimales Verhältnis aus Steifigkeit und Gewicht bei verbesserter innerer Dämpfung erzielen. Über den großen einteiligen Wave- Guide wird der Hochtöner in seinem Abstrahlverhalten im Übergangsbereich für gleichmäßiges Rundstrahlverhalten an den Tiefmitteltöner angepasst.
Dessen mehrfach gefaltete WaveSicke aus Gummi ermöglicht der Membran große Auslenkungen mit tunlichst geringem und gleichmäßigem Widerstand in beiden Bewegungsrichtungen. Damit der edle, 16,6 kg schwere Kompaktlautsprecher als einzige Regalbox unter einer ganzen Riege hochgewachsener Standboxen sich im Bass keine Blöße gibt, verpasste ihm Chefentwickler Frank Göbl eine rückseitige Bassreflexöffnung. Unter dem großen schwarzen Schlund findet sich ein Anschlussfeld für Bi- Amping oder Bi-Wiring mit vergoldeten Klemmen und Brücken.
WIE AUS EINEM GUSS
Für den Hörtest stellten wir die Canton Reference 9 K frei auf Stativen auf. Mit den mitgelieferten, hochwertigen Dämpferfüßen kann man den Lautsprecher aber auch auf einem Regal verwenden, ohne den Untergrund über Gebühr anzuregen. Energie zur Anregung von Böden und Stimmungen war bei dem deutschdänischen Duo auf jeden Fall im Überfluss vorhanden. Die 9 K hätte man sich bei geschlossenen Augen ob ihres immensen Tiefgangs und ihrer Sattheit auch gut als Standbox vorstellen können. Angetrieben von dem extrem ausgewogenen Lyngdorf TDAI-1120 entfaltete
die Canton während der Hörsession im AUDIO- Hörraum ein exzellentes Bassfundament, welches dank des stabilen Amps an Kontrolle nichts vermissen ließ. Sie zeichnete das Klanggeschehen der unterschiedlichsten Aufnahmen mit Wärme und Volumen nach, aber ohne jeglichen Zuckerguss. Eine richtige Pracht waren Streicherklänge in HiResQualität über den integrierten Streamer des Lyngdorf. Auch das Timing passte perfekt, dieses europäische Traumpaar spielte wie aus einem Guss.
Einzig bei dem Wunsch nach einer besonders explosiven Dynamik mussten die Box und ihr Begleiter passen. Doch das dürfte, genau wie die kompakten Abmessungen aller Beteiligten, im normalen Wohnzimmer sogar ein Pluspunkt sein: Die volle Klangpracht erfodert hier keine hohen Pegel, die eventuell den Hausfrieden gefährden könnten.