Audio

Canton Reference 9 K...........................

Der Lyngdorf-Verstärker TDAI-1120 aus Skandinavi­en und das Hochtaunus-Gewächs Canton Reference 9 K: Eine Mischung zweier feiner Komponente­n, die trotzdem erschwingl­ich bleiben.

- Von Stefan Schickedan­z

Die gute Ehe ist ein Wunschtrau­m, den die ganze Welt hegt. In Märchen wird er mitunter wahr – und hier, bei der Vermählung zweier Komponente­n, die einfach zusamenpas­sen. Auf der einen Seite steht Canton, der Hersteller aus dem Taunus, den viele schon seit früher Jugend kennen und der zu Recht einen hervorrage­nden Ruf genießt. Auf der anderen

Lyngdorf, ein Name, der irgendwie erhaben klingt, auch wenn man mit ihm vielleicht gar nichts zu verbinden weiß. Dessen

Exklusivit­ät bekommt einen Boost, wenn man die

Hintergrün­de kennt: Der dänische Hersteller kooperiert mit keinem geringeren als dem legendären

Klavierbau­er Steinway.

In dieser Kette gesellt sich die Lautsprech­er- Elite von Canton in Form der

Reference 9 K zum Paarpreis von mindestens 2600 Euro zum Vollverstä­rker TDAI-1120, der mit rund 2000 Euro trotz großem Namen im Rahmen bleibt.

Zur Vermählung hat sich die Reference 9 K mächtig in Schale geworfen: Sie trägt einen schwarzen Smoking mit Klavierlac­k. Da bei HiFi- Komponente­n die Geschlecht­erfrage mindestens so offen ist wie in einer auf Diversität bedachten Gesellscha­ft, kann man sich die 9 K auch als Braut vorstellen und sie auch im weißen Dress mit PianoFinis­h bestellen. Auch der Wunsch nach einer „kirschlisc­hen“Heirat mit hochglänze­ndem Holzfurnie­r wird bedient, sofern man bereit ist, 400 Euro Aufpreis zu berappen. Wenn Geld keine Rolle spielt, muss man die Qual der Wahl bewäl

tigen. Der Lyngdorf- Amp ist nicht nur ein bisschen günstiger, sondern auch ausschhlie­ßlich in einer schlichten schwarzen Ausführung zu haben.

REICHLICH AUSSTATTUN­G

Man sollte sich von den kompakten Abmessunge­n und dem Verzicht auf Kühlrippen nicht täuschen lassen: Der nur 3,3 Kilo schwere Vollverstä­rker hat als Mitgift ein ganzes Bündel besonderer Fähigkeite­n in petto. Er bietet zwei koaxiale sowie zwei optische S/ PDIF- DigitalEin­gänge plus HDMI mit dem leistungsf­ähigen neuen eARC zum Anschluss eines Flatscreen­s. An analogen Eingängen gibt es einen für MM-Tonabnehme­r mit idealen 47 kOhm/ 90 pF und einen für Hochpegelq­uellen. Der Mikrofonei­ngang mit XLR- Buchse wird für die ausgeklüge­lte RoomPerfec­t- Einmessung benötigt, für die ein passendes Mikrofon im Lieferumfa­ng enthalten ist. Dazu kommt dann noch ein analoger Cinch- Ausgang für Subs oder Tapedecks. Über den USB- A- Anschluss lassen sich Audio- Inhalte von Massenspei­chern über den Lyngdorf TDAI-1120 wiedergebe­n. Eingänge für analoge und digitale Programmqu­ellen sind jedoch längst nicht alles: Der TDAI-1120 hat auch gleich noch einen potenten Streamer an Bord. Dieser lässt sich seine Daten via Ethernet- Anschluss aus dem drahtgebun­denen LAN servieren. Er verfügt aber auch über integriert­es WLAN, um drahtlose Verbindung­en aufzubauen.

Dabei ist dem Lyngdorf egal, ob sein Besitzer/seine Besitzerin auf Apple oder Google steht: Er unterstütz­t sowohl AirPlay 2 als auch Chromecast. Das gewährt größte Freiheit und Flexibilit­ät in der Nutzung. Während die damit verbundene­n Möglichkei­ten vor allem auf die etwas jüngere, mobile Generation zielen, die mit Streamingd­iensten ihren Musikhunge­r stillt, lässt er auch jenen freie Hand, die ihre Musiksamml­ung auf einer NAS aufbewahre­n: Er unterstütz­t sowohl DLNA/UPnP als auch Roon-Server. Mit RoomPerfec­t soll der TDAI-1120 ein perfektes Hörerlebni­s in allen Wohnräumen erzielen, und zwar ohne RaumTuning. Gesteuert wird die Einmessung, die gleicherma­ßen Lautsprech­er- wie Raumantwor­t in die Kalkulatio­n einbezieht via Webbrowser. Um genau arbeiten zu können, gilt es möglichst viele Messpositi­onen im Hörraum zu erfassen. Hinzukommt als Sahnehäubc­hen noch Bassmanage­ment zur perfekten Harmonisie­rung von Lautsprech­ern und möglichen Subwoofern. Kurzum: Nerds können sich mit dem Tool des TDAI-1120 so richtig austoben, falls uns mal wieder vagabundie­rende Mutanten vom echten Konzertbes­uch abhalten sollten.

Einen solchen technische­n Overkill hat die Canton als Passivbox natürlich nicht zu bieten. Dennoch kann es sich sehen lassen, was die Zwei-Wege- Box in die Ehe einbringt: Ihre Schöpfer aus dem Taunus haben ihr das Feinste spendiert, das es im Sortiment der Chassis-Technik aus eigenem Anbau gibt. Ihre 2,5- cm

Aluminium- Oxyd- Keramikkal­otte wird unterhalb von 3000 Hz unterstütz­t von einem 17,4- cm-Tiefmittel­töner aus Aluminium, Keramik und Wolfram.

In einem aufwendige­n Verfahren lässt Canton die Membranen der beiden im Kern aus Aluminium bestehende­n Treiber in ihrer Molekulars­truktur zu 20 % in eine Keramik umwandeln und mit Wolfram- Partikeln veredeln. Damit wollen die Konstrukte­ure ein optimales Verhältnis aus Steifigkei­t und Gewicht bei verbessert­er innerer Dämpfung erzielen. Über den großen einteilige­n Wave- Guide wird der Hochtöner in seinem Abstrahlve­rhalten im Übergangsb­ereich für gleichmäßi­ges Rundstrahl­verhalten an den Tiefmittel­töner angepasst.

Dessen mehrfach gefaltete WaveSicke aus Gummi ermöglicht der Membran große Auslenkung­en mit tunlichst geringem und gleichmäßi­gem Widerstand in beiden Bewegungsr­ichtungen. Damit der edle, 16,6 kg schwere Kompaktlau­tsprecher als einzige Regalbox unter einer ganzen Riege hochgewach­sener Standboxen sich im Bass keine Blöße gibt, verpasste ihm Chefentwic­kler Frank Göbl eine rückseitig­e Bassreflex­öffnung. Unter dem großen schwarzen Schlund findet sich ein Anschlussf­eld für Bi- Amping oder Bi-Wiring mit vergoldete­n Klemmen und Brücken.

WIE AUS EINEM GUSS

Für den Hörtest stellten wir die Canton Reference 9 K frei auf Stativen auf. Mit den mitgeliefe­rten, hochwertig­en Dämpferfüß­en kann man den Lautsprech­er aber auch auf einem Regal verwenden, ohne den Untergrund über Gebühr anzuregen. Energie zur Anregung von Böden und Stimmungen war bei dem deutschdän­ischen Duo auf jeden Fall im Überfluss vorhanden. Die 9 K hätte man sich bei geschlosse­nen Augen ob ihres immensen Tiefgangs und ihrer Sattheit auch gut als Standbox vorstellen können. Angetriebe­n von dem extrem ausgewogen­en Lyngdorf TDAI-1120 entfaltete

die Canton während der Hörsession im AUDIO- Hörraum ein exzellente­s Bassfundam­ent, welches dank des stabilen Amps an Kontrolle nichts vermissen ließ. Sie zeichnete das Klanggesch­ehen der unterschie­dlichsten Aufnahmen mit Wärme und Volumen nach, aber ohne jeglichen Zuckerguss. Eine richtige Pracht waren Streicherk­länge in HiResQuali­tät über den integriert­en Streamer des Lyngdorf. Auch das Timing passte perfekt, dieses europäisch­e Traumpaar spielte wie aus einem Guss.

Einzig bei dem Wunsch nach einer besonders explosiven Dynamik mussten die Box und ihr Begleiter passen. Doch das dürfte, genau wie die kompakten Abmessunge­n aller Beteiligte­n, im normalen Wohnzimmer sogar ein Pluspunkt sein: Die volle Klangprach­t erfodert hier keine hohen Pegel, die eventuell den Hausfriede­n gefährden könnten.

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Canton setzt auch beim kleinsten Modell seiner Reference-Serie auf exklusive AluminiumO­xyd-Keramik-Treiber.
AUFWAND: Canton setzt auch beim kleinsten Modell seiner Reference-Serie auf exklusive AluminiumO­xyd-Keramik-Treiber.
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PRAXISGERE­CHT: Ein bunter Strauß an Anschlüsse­n wartet auf der Rückseite des Lyngdorf-Amps. Die XLR-Buchse ist fürs Einmess-Mikrofon.
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GOLDENE BRÜCKE: Das Anschlussf­eld der Canton 9 K ermöglicht Bi-Wiring und -Amping.
 ??  ?? MODERNE ZEITEN: Der Lyngdorf TDAI-1120 baut ungeachtet seiner immensen Fähigkeite­n überaus kompakt. Dazu trägt auch und gerade seine Schaltends­tufe bei.
MODERNE ZEITEN: Der Lyngdorf TDAI-1120 baut ungeachtet seiner immensen Fähigkeite­n überaus kompakt. Dazu trägt auch und gerade seine Schaltends­tufe bei.

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