Elac Solano FS 287
Der Jet-Hochtöner von Elac ist ein von Hand gefertigtes technisches Wunderwerk. Bei der neuen Solano FS287 von Elac zeigt er als brüderlicher Mitspieler seine ganze Klasse.
Nur wenige Menschen haben diesen Zauber erlebt: Wie wird ein Jet- Hochtöner erschaffen? Ich konnte es sehen und fühlen. In Kiel. Im dortigen Elac- Hauptquartier wird Hand angelegt. Eine kleine Werkbank ist dafür abgestellt, drei, vier Damen werkeln an dieser. Eine hauchdünne Folie wird auf den Millimeter genau in Falten geworfen. Ein winziges Brikett dient als Abstandshalter, dazu ein weiteres, noch ein Modul – das ist fast ein bisschen wie Stricken. Am Ende wird alles fixiert, und fertig ist der edelste Baustein für die Boxenfertigung von Elac.
Das Kind hat mehrere Namen. Die einen nennen es einen Hochtöner nach den Idealen von Oskar Heil (1908–1994). Der Mann hatte ein extrem großes Wissen erworben. Er studierte Physik, dazu noch Musik, Chemie und Mathematik. Es verschlug ihn in die weite Welt, in den USA ließ er sich 1969 sein Prinzip des Air- Motion-Transformers patentieren. Das ist im Kern ein Magnetostat. Die
Membran arbeitet wie eine Ziehharmonika. Großartig ist das Impulsverhalten und sogar der Wirkungsgrad. Das kann man hören. In der Branche wird er heute vornehmlich als AMT abgekürzt, Elac hat die Lizenz erworben und nennt ihn Jet. Mittlerweile sind wir in der fünften Generation angekommen.
Genau dieser Hochtöner bestimmt so oft den Klang der Elac- Lautsprecher. Bei der neuen Solano FS287 wird er zum Mitspieler. In der jüngeren Vergangenheit ist Elac produktgestalterisch etwas ausgebüxt, nun wieder eine erstaunlich klassische Form. Zwei Chassis in der Tiefe, ein Jet- Hochtöner darüber – keine Show, alles auf den Punkt genau. Aber mit einem erstaunlichen Versprechen: Von 30 bis 50 000 Hertz soll sich der Frequenzgang spannen.
DREI WEGE? VON WEGEN
Ein wichtiges Detail: Der Elac Solano FS287 ist kein Dreiwegler, sondern ein Konstrukt, bei dem sich das untere Chassis langsam aus den höheren Frequenzen verabschiedet. Unten spielen Tieftöner und Tieftmitteltöner zusammen – hier sogar auf ein gemeinsames Volumen mit Reflexöffnung. Ab 450 Hertz wird der untere, der reine Tieftöner, langsam ausgeblendet, der obere läuft weiter bis zur Übergabe an Hochtöner bei 2400 Hertz. Das gilt in der Fachsprache als 2,5-Wege- Konstruktion. Die
se zu bauen ist eine Kunst, welche die besten Entwickler herausfordert.
Bei der Farbe des Gehäuses haben wir nur zwei Optionen: Weiß oder Schwarz. Geschmacksfrage. Unser Lebensgefühl sagt: Weiß wirkt moderner. Insgesamt ist die Aufstellung höchst einfach: Pro Box liegen 19 Kilogramm an, das lässt sich leicht platzieren. Zumal der Sweet Spot der Solano FS287 recht weit reicht: Da darf man auch zu zweit aufs Sofa. Der ersten Eindruck im Hörtest war gleich positiv: Es klang zwar enorm luftig, weit und reich in den Details, aber nie hart, nie zischelnd. Ein Präzisionsklangbild, mit dem man auch komplette Aufnahmen abmischen könnte. Was besonders auffiel: Die Elac zeigte eine umfassende innere Harmonie der Chassis. Der Jet war nicht mehr der Alleinherscher über den Gesamtklang, sondern ein brüderlicher Mitspieler. Auch unsere Messwerte zeigen deutlich einen bildschön ausgeglichenen Frequenzgang. Wer Glück hat, findet in seinem Regal noch eine Einspielung des „Don Giovanni“unter Bernard Haitink. Das ist ein verkappter Mitschnitt aus Glyndebourne – Festival trifft auf beste Tontechnik (EMI). Der Bösewicht kann noch so laut ausrufen, dass Freiheit sein höchster Wert sei, der Komtur schleppt ihn dennoch in die Hölle. Das wird heftig und feurig. Die Elac erfasste den Zauber und den Schrecken – wir hörten klar, dass die Entwickler die zwei 15-Zentimeter- Membranen perfekt an den Hochtöner geschmiegt haben. Das hatte Druck, insbesondere im Oberbass. Es ging in die Hölle hinab; toll, wie die Celli hart rechts knurrten. So aufgeheizt haben wir Mozarts Magie selten bis nie gehört. Allein für diese Wiedergabe sprechen wir der Elac die höchsten Weihen aus. Mozart hätte an diesem Klang seine Freude gehabt.
HEFTIG UND FEURIG
Also ein Feingeist? Nein, das wäre ungerecht und zu belanglos. Überraschenderweise war das Klangbild eher warm und sogar etwas zurückgenommen.
Und der Lautsprecher kann auch heftig. Greifen wir zum Maximum – Motörhead. „Louder Than Noise… Live In Berlin“ist gerade erschienen. Der gute Lemmy kratzt an den Basssaiten, alles ist unfassbar laut. Ein High- End-Verstärker muss hier seine Qualitäten als dreckiger PA- Amp ausspielen.
Die Elac Solano FS287 wirkt rein optisch zu edel dafür. Doch die Augen täuschen: Das funktionierte hervorragend, näherte sich aber auch der Grenze. Dieser Lautsprecher ist auf harmonische Eleganz fixiert. Er kann das Brachiale, aber so wirklich ehrlich und souverän klingt das nicht. Schuster, bleib’ bei deinen Leisten … Dieser Elac-Wandler ist süffig, leicht, mondän fast. Noblesse ja, extreme Dynamik besser nicht. >>