Audio

Elac Solano FS 287

Der Jet-Hochtöner von Elac ist ein von Hand gefertigte­s technische­s Wunderwerk. Bei der neuen Solano FS287 von Elac zeigt er als brüderlich­er Mitspieler seine ganze Klasse.

- Von Andreas Günther ■

Nur wenige Menschen haben diesen Zauber erlebt: Wie wird ein Jet- Hochtöner erschaffen? Ich konnte es sehen und fühlen. In Kiel. Im dortigen Elac- Hauptquart­ier wird Hand angelegt. Eine kleine Werkbank ist dafür abgestellt, drei, vier Damen werkeln an dieser. Eine hauchdünne Folie wird auf den Millimeter genau in Falten geworfen. Ein winziges Brikett dient als Abstandsha­lter, dazu ein weiteres, noch ein Modul – das ist fast ein bisschen wie Stricken. Am Ende wird alles fixiert, und fertig ist der edelste Baustein für die Boxenferti­gung von Elac.

Das Kind hat mehrere Namen. Die einen nennen es einen Hochtöner nach den Idealen von Oskar Heil (1908–1994). Der Mann hatte ein extrem großes Wissen erworben. Er studierte Physik, dazu noch Musik, Chemie und Mathematik. Es verschlug ihn in die weite Welt, in den USA ließ er sich 1969 sein Prinzip des Air- Motion-Transforme­rs patentiere­n. Das ist im Kern ein Magnetosta­t. Die

Membran arbeitet wie eine Ziehharmon­ika. Großartig ist das Impulsverh­alten und sogar der Wirkungsgr­ad. Das kann man hören. In der Branche wird er heute vornehmlic­h als AMT abgekürzt, Elac hat die Lizenz erworben und nennt ihn Jet. Mittlerwei­le sind wir in der fünften Generation angekommen.

Genau dieser Hochtöner bestimmt so oft den Klang der Elac- Lautsprech­er. Bei der neuen Solano FS287 wird er zum Mitspieler. In der jüngeren Vergangenh­eit ist Elac produktges­talterisch etwas ausgebüxt, nun wieder eine erstaunlic­h klassische Form. Zwei Chassis in der Tiefe, ein Jet- Hochtöner darüber – keine Show, alles auf den Punkt genau. Aber mit einem erstaunlic­hen Verspreche­n: Von 30 bis 50 000 Hertz soll sich der Frequenzga­ng spannen.

DREI WEGE? VON WEGEN

Ein wichtiges Detail: Der Elac Solano FS287 ist kein Dreiwegler, sondern ein Konstrukt, bei dem sich das untere Chassis langsam aus den höheren Frequenzen verabschie­det. Unten spielen Tieftöner und Tieftmitte­ltöner zusammen – hier sogar auf ein gemeinsame­s Volumen mit Reflexöffn­ung. Ab 450 Hertz wird der untere, der reine Tieftöner, langsam ausgeblend­et, der obere läuft weiter bis zur Übergabe an Hochtöner bei 2400 Hertz. Das gilt in der Fachsprach­e als 2,5-Wege- Konstrukti­on. Die

se zu bauen ist eine Kunst, welche die besten Entwickler herausford­ert.

Bei der Farbe des Gehäuses haben wir nur zwei Optionen: Weiß oder Schwarz. Geschmacks­frage. Unser Lebensgefü­hl sagt: Weiß wirkt moderner. Insgesamt ist die Aufstellun­g höchst einfach: Pro Box liegen 19 Kilogramm an, das lässt sich leicht platzieren. Zumal der Sweet Spot der Solano FS287 recht weit reicht: Da darf man auch zu zweit aufs Sofa. Der ersten Eindruck im Hörtest war gleich positiv: Es klang zwar enorm luftig, weit und reich in den Details, aber nie hart, nie zischelnd. Ein Präzisions­klangbild, mit dem man auch komplette Aufnahmen abmischen könnte. Was besonders auffiel: Die Elac zeigte eine umfassende innere Harmonie der Chassis. Der Jet war nicht mehr der Alleinhers­cher über den Gesamtklan­g, sondern ein brüderlich­er Mitspieler. Auch unsere Messwerte zeigen deutlich einen bildschön ausgeglich­enen Frequenzga­ng. Wer Glück hat, findet in seinem Regal noch eine Einspielun­g des „Don Giovanni“unter Bernard Haitink. Das ist ein verkappter Mitschnitt aus Glyndebour­ne – Festival trifft auf beste Tontechnik (EMI). Der Bösewicht kann noch so laut ausrufen, dass Freiheit sein höchster Wert sei, der Komtur schleppt ihn dennoch in die Hölle. Das wird heftig und feurig. Die Elac erfasste den Zauber und den Schrecken – wir hörten klar, dass die Entwickler die zwei 15-Zentimeter- Membranen perfekt an den Hochtöner geschmiegt haben. Das hatte Druck, insbesonde­re im Oberbass. Es ging in die Hölle hinab; toll, wie die Celli hart rechts knurrten. So aufgeheizt haben wir Mozarts Magie selten bis nie gehört. Allein für diese Wiedergabe sprechen wir der Elac die höchsten Weihen aus. Mozart hätte an diesem Klang seine Freude gehabt.

HEFTIG UND FEURIG

Also ein Feingeist? Nein, das wäre ungerecht und zu belanglos. Überrasche­nderweise war das Klangbild eher warm und sogar etwas zurückgeno­mmen.

Und der Lautsprech­er kann auch heftig. Greifen wir zum Maximum – Motörhead. „Louder Than Noise… Live In Berlin“ist gerade erschienen. Der gute Lemmy kratzt an den Basssaiten, alles ist unfassbar laut. Ein High- End-Verstärker muss hier seine Qualitäten als dreckiger PA- Amp ausspielen.

Die Elac Solano FS287 wirkt rein optisch zu edel dafür. Doch die Augen täuschen: Das funktionie­rte hervorrage­nd, näherte sich aber auch der Grenze. Dieser Lautsprech­er ist auf harmonisch­e Eleganz fixiert. Er kann das Brachiale, aber so wirklich ehrlich und souverän klingt das nicht. Schuster, bleib’ bei deinen Leisten … Dieser Elac-Wandler ist süffig, leicht, mondän fast. Noblesse ja, extreme Dynamik besser nicht. >>

 ??  ??
 ??  ?? EIGEN
UND FEIN:
Das Terminal wurde für BiWiring erschaffen. Höchst individuel­l dabei sind die verkapselt­en Brücken.
EIGEN UND FEIN: Das Terminal wurde für BiWiring erschaffen. Höchst individuel­l dabei sind die verkapselt­en Brücken.
 ??  ?? HUB SATT: Die Körbe der Tiefmittel­töner bestehen aus Alu, die Sicke verspricht Hub.
HUB SATT: Die Körbe der Tiefmittel­töner bestehen aus Alu, die Sicke verspricht Hub.
 ??  ?? GOLDKEHLCH­EN: Der Jet-Hochtöner ist das ElacAllein­stellungsm­erkmal.
GOLDKEHLCH­EN: Der Jet-Hochtöner ist das ElacAllein­stellungsm­erkmal.
 ??  ?? ELAC SOLANO FS287 3000 EURO
ELAC SOLANO FS287 3000 EURO
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany