BRITISCHE BOXEN MIT BISS
Eine preiswerte Mini-Box an teurer Elektronik – wedelt da der Schwanz mit dem Hund? Cambridge Audio sieht das nicht so und stellt seinen Evo-Streamern die Kompaktbox Evo S zur Seite.
Das All-in- One-System Evo 75 von Cambridge Audio überzeugte im Test in AUDIO 6/ 21. Es liefert einen Output von 75 Watt und kostet 2000 Euro. Der Evo 150 repräsentiert die Königsklasse, mächtig im Output und ein Held der Daten- und Streaming- Optionen (2500 Euro). Hier kommt nun der passende Lautsprecher für diese beiden starken All- in- Ones, der kompakte Evo S. Er verfügt über zwei Wege und ist für 750 Euro zu haben.
Man kann sich fragen, ob es wirklich logisch ist, derartig hochwertige Verstärker/ Player mit einer kleinen Kompakten zu verbinden. Der Käufer kann schließlich mehr als das Dreifache des Lautsprecherpreises für die Evo- Elektronik ausgeben. Doch gehen wir das Ganze ohne Vorturteile an.
MASSIVE VERSTREBUNGEN
Zuerst fällt das hohe Gewicht der kleinen Lautsprecher auf. Meine Güte, sind die schwer. Das haben wir bei Kompaktlautsprechern selten erlebt. Verbauen die Briten hier Blei? Vielleicht sogar Goldbarren? 7,1 Kilogramm sind eine Ansage. Nein, das Gewicht steckt zuvorderst in den massiven Verstrebungen aus komprimiertem Holz, hinzu kommt eine massive Aluplatte an der Front. So fein und elegant diese Lautsprecher auch aussehen – sie sind echte Kaliber. Auf dem Sideboard mit einem Evo 75 oder 150 in der Mitte ergibt sich jedoch ein Bild, das aussieht wie die High- End- Kombi der Zukunft. Wenn jetzt auch noch der Sound glücklich macht ... Die Evo- Elektronik wird von einer digitalen Endstufe von Hypex auf Touren gebracht. Das Klangbild ist schnell, der Drive bereitet Freude. Da darf ein Lautsprecher nicht hinterherhängen.
Die kompakten Evo S wirken jedoch nicht gerade wie Sportautos. Nicht nur ihr Design ist klassisch, der technische Aufbau ist es ebenso. Auf der Rückseite geht es über ein Single-Terminal hinein. In der Höhe verbaut Cambridge Audio einen Kalottenhochtöner mit Seidenmembran, darunter pulsiert ein Tiefmitteltöner aus Aluminium. Keine Sensationen, sondern eine zutiefst konventionelle Bauform. Allerdings mit ordentlichem Output: Das verlagseigene Mess
labor Testlab hat hier eine Maximallautstärke von 101 Dezibel gemessen.
Ein überaus druckvolles Klangbild erreichte unsere Ohren während der Hörsession im AUDIO- Hörraum. Die kompakten Evos spielten ohne Frage in einer stringenten Dynamik- Ansprache mit. Der Tester aktivierte einen Stream von Mozarts „Zauberflöte“– Roger Norrington dirigierte die London Classical Players auf Originalinstrumenten. Erstaunlich, wie hier der Strom blitzte, die EvoKombi legte vor. Großartig gelang den Kompaktboxen das Tempo, dazu der Eindruck von echtem Tiefbass. Da brodelte der Orchestergraben!