SUPER-PLAYER
Seit nunmehr vier Jahren amtieren der Multiplayer T+A MP 3100 HV und der Vollverstärker PA 3100 HV als Referenzen im AUDIO-Hörraum. Neben ihren klanglichen Meriten hat ihre Zuverlässigkeit sie auf dem Thron gehalten. Ein Langzeittest als Hommage.
Wie wird man eigentlich Referenz bei AUDIO? Fangen wir an mit einer Binsenweisheit: Es hat sich viel getan in der High Fidelity in den letzten 43 Jahren. Seit 1978, dem Gründungsjahr von AUDIO, stereoplay und einer Firma aus dem ostwestfälischen Herford, die sich Theorie und Anwendung nannte, abgekürzt T+A. Der Anspruch an eine Referenz war in den – pardon – Kindertagen von AUDIO so einfach wie – erneut pardon – ein wenig naiv: Das Gerät musste das am besten klingende der Welt sein. Schon damals ein wenig problematisch.
Heute, viele Referenzen und Erfahrungen später, in Zeiten explodierender Preise im High- End, einer rasanten Entwicklung im Digitalen und immer zahlreicherer Nischenhersteller, hat Pragmatismus Einzug gehalten. Im Hörraum, der Stätte alltäglicher harter Hörarbeit, stehen exzellent klingende, den TesterOhren bestens vertraute und ausfallfrei funktionierende Gerätschaften parat. Der Begriff „Arbeitspferd“wiehert wohl ein wenig abwertend, „Arbeits- Referenz“trifft es eher, aber Arbeit klingt so wenig nach Spaß. Und Spaß machen sie ja auch noch, unsere Paradepferde. Wie die Lautsprecher B&W 802 D3 – und die Elektronik aus T+As HV- Serie. Sozusagen die arbeitstüchtigen Super- Player im Spiel der Weltbesten, zu denen sie zweifelsohne gehören.
UNIVERSELLER ZUSPIELER
Da wäre erstens der Multiplayer MP 3100 HV, getestet in AUDIO 11/17. Ein
Paradebeispiel deutscher Ingenieurskunst, technisch und mechanisch der Dauerbelastung als universaler digitaler Zuspieler gewachsen. Sein unverwüstliches Laufwerk, von T+A selbst gebaut für CDs und SACDs. Spezielle Laufwerke für die feiner auflösende Schwester der CD – prominent vertreten in diesem Heft – bauen nach unserem Wissen sonst nur noch die Firmen im Verbund von Sound United (Denon, Marantz, liefern auch für McIntosh u.a.) sowie Accuphase. T+A bettet die filigrane AusleseOptik auf einen Träger, der aus einem vollen Aluminiumblock gefräst ist, der wiederum in einem Chassis aus 15- Millimeter-Vollaluminium ruht.
Gefühlte 100 000 Mal fuhr die Lade aus und wieder ein – jetzt erst wieder für den Test der Octave-Vor- End- Kombi in diesem Heft – und verweigerte sich bislang noch nie. Es sei denn bei groben Bedienfehlern, aber das ließ sich bislang immer wieder in Ordnung bringen. Strikte Aufgabenteilung herrscht im Inneren: Ein Schaltnetzteil rechts versorgt die Digitalparts, ein Linearnetzteil rechts mit zwei Ringkerntrafos die analogen
Stufen. Beide haben eigene Netzzuleitungen, sodass der MP 3100 HV tatsächlich zwei Steckdosen an der redaktionellen Netzleiste belegt. Die strikte galvanische Trennung aller Parts hindert elektronische Störenfriede daran, zwischen jenen hin- und her zu vagabundieren.
Einlass zu seinem gleichfalls selbstentwickelten Digital- Analog- Converter gewährt der Music Player digitalen Zahlenströmen unterschiedlichster Provenienz. Streaming in „Pulse Code Modulation“(PCM) mit bis zu 32 Bit/192 Kilohertz, „Direct Stream Digital“(DSD) bis 512, DAB, DAB+, Internetradio, Bluetooth aptX. Der DAC basiert auf einer Doppel- Differential- Architektur für PCM- Daten, um DSD- Daten kümmert sich der separate „True 1 Bit“- Konverter. Seinen Namenszusatz „HV“wie „High Voltage“verdankt der MP 3100 HV seinen Ausgangsstufen. Deren handselektierte Transistoren werden mit aufwendig gesiebten und stabilisierten, außergewöhnlich hohen Versorgungsspannungen gepämpert. Dieser deutlich erweiterte Class- A- Betrieb garantiert unfassbar niedrige Verzerrungen. Frei
lich hat dieser immense Aufwand auf allen Ebenen – schließlich gibt es noch eine nutzerfreundliche App, den hauseigenen T+A Music Navigator obendrauf – auch seinen Preis: Der 26 Kilogramm schwere Bolide kostet immerhin 14 000 Euro. Doch nach vier Jahren im unermüdlichen und klaglosen Dauereinsatz, mit nach wie vor überragendem Klang, können wir guten Gewissens sagen: Er ist definitiv jeden Euro wert.
UNIVERSELLER VERSORGER
Der zweite Super- Player von T+A im ArbeitsReferenzen- Spiel ist der Vollverstärker PA 3100 HV. Seit dem Test in AUDIO 3/17 gibt er die ständige Bezugsgröße im AUDIO- Hörraum – also noch ein paar Monate länger als sein hauseigener Vorlagengeber. Dieser dralle 38 Kilogramm schwere Kawenzmann kostet schon ohne Ausbau- Optionen ehrfurchtgebietende 16500 Euro. Viel Geld, aber ebenso wie beim MP bietet der Weltmarkt noch deutlich teurere Vertreter seiner Gattung. Und natürlich offeriert auch T+A getrennte Vor- End- Stufen- Kombinationen, da sei nur an die gewaltigen Mono- Endstufen M 40 HV (6/19) und die kapitale Vorstufe P 3100 HV (8/ 20) erinnert. Doch als integrierter Monolith hat der PA 3100 HV seinen Meister noch nicht gefunden.
Dabei steht im Hörraum „nur“die Standardausführung. Die Herforder bieten dem geneigten Endverbraucher das nochmals kräftigende externe Netzteil PS 3000 HV an, dazu vom Autor gete
stete, ganz ausgezeichnete Phonomodule für MM und MC sowie das Prozessormodul APM, das bei der Anpassung an schwierige Raumakustiken Großartiges leisten kann. Augenmenschen können das gute Stück mit seinen sanftgrünen Leistungsanzeigen (übrigens auch diese T+A- Eigenentwicklungen) anstatt in Silber oder Titan auch in anderen Lackierungen ordern.
Für die Alltagsroutinen bei AUDIO zählen indes vor allem die unerschütterliche Zuverlässigkeit aller Schaltkreise und die extrem stabile, pralle Ausgangsleistung. Die pro Kanal acht Leistungstransistoren, im HVKonzept mit strammen plusminus 250 Volt gefahren, geben bis zu 975 Watt an 2 Ohm ab – das ist, so würde es ein ehedem britischer Nobelkarossen- Hersteller formulieren, ausreichend. Die AUDIO- Kennzahl 83 weist den Vollverstärker aus Ostwestfalen als tauglich aus, wohl alle Lautsprecher des Weltmarktes adäquat versorgen zu können. Der direkt gekoppelte, also ohne Koppelkondensatoren zwischen den Verstärkerstufen auskommende und auf mög-licherweise klangschädigende Überalles- Gegenkopplung weitgehend verzichtende PA 3100 HV ging jedenfalls noch vor keinem noch so stromzehrenden Schallwandler in die Knie. Er blieb stets Herr der Lage, auch wenn es galt, die Klangunterschiede zwischen diversen Quellgeräten zu detektieren.
Er selbst weist einen strikt neutralen Klangcharakter auf, wie sich das für eine Abhör- Referenz ja auch gehört. Dennoch spielt hier kein farbloser Klangbürokrat auf, kein seelenloser Technokrat, kein unmusikalischer Erbsenzähler. Ganz im Gegenteil: Die ganze rasant aus den Transistoren geschüttelte Kraft verbindet der deutsche Vollverstärker auch durchaus ein wenig mit dem Charme von Röhren, so stellte es der Autor seinerzeit im Test anerkennend fest. Wobei nicht der tranig-zahnlose und klirrende Charme mancher mediokrer Röhrenverstärker gemeint ist, sondern der glutvolle, majestätische, musikalische Glanz der richtig guten Glaskolben- Fraktion.
Und wie der MP 3100 HV hat sich auch der PA 3100 HV seine überragenden Qualitäten über mehr als vier kräftezehrende Jahre erhalten. So wird und bleibt man Referenz bei AUDIO.