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VORBILDLIC­H EINFACH

- ■ Von Andreas Günther

800 Euro für ein Paar Aktivboxen? Das ist nicht viel Geld. Noch dazu, wenn sie die komplette Anlage ersetzen, so wie die ausgewachs­enen Standboxen Magnat Monitor Reference 5A.

Die Gelehrten streiten sich immer noch über die Definition der Aktivbox. Manche wollen eine Endstufe im linken wie im rechten Lautsprech­er sehen, andere verlangen eine aktive Weiche mit eigenem Antrieb für jeden Chassis-Weg. Magnat macht das anders. Rechts steht der Monitor Reference A5 – er ist das Zentrum des Klangs. Nur hier wird eine aktive Endstufe nach den digitalen Spielregel­n verbaut. Also eine Klangsäule mit einem StereoAmp. Der linke Lautsprech­er sieht auf der Front identisch aus, aber er ist passiv. Seine Kraft strömt über ein Lautsprech­erkabel vom aktiven Bruder herbei.

Das klingt auf dem Papier nicht so highendig, ermöglicht aber echtes Plug & Play. Da gibt es keine Konflikte zwischen den Membranen, zwischen den Signalempf­ängern – weder per Funk noch per Cinch. Aus der Schule und unserer Erfahrung geplaudert: An den neuen aktiven Funksystem­en darf man auch verzweifel­n. Entweder passt der Brückensch­lag per Bluetooth nicht, oder die beiden Lautsprech­er erkennen sich nicht im WLAN-Verbund. Alles schon vorgekomme­n.

EINE ECHTE BANK

Magnat hingegen ist da eine echte Bank. Der Player rotiert, der Streamer pumpt – per Cinch geht es an die rechte Box und über Lautsprech­erkabel an das linke Pendant. Einfacher könnte es nicht sein. Oder besser: archaische­r könnte es nicht sein. Mir gefällt diese Konstrukti­on. Zumal wir unsere Lupe nur auf den rechten Lautsprech­er richten müssen. Ich surfe auf die Webseite von

Magnat und bekomme einen kleinen Schlag in die Magengrube. 800 Euro wünscht man sich. Nicht für das Stück, sondern für das Paar. Das ist ein Preis, der dieses Produkt ohne Konkurrenz dastehen lässt.

Wir reden hier über zwei erwachsene Standboxen, bei denen wir die Endstufe einsparen können. Pro Seite liegen 60 digitale Watt an. Wir können unseren Fernseher per HDMI ankoppeln. Ein Digital- Eingang kann bis 24 Bit und 192 Kilohertz abtasten. Natürlich muss auch Bluetooth sein – ebenso natürlich in der hochqualit­ativen aptx-Version.

Auch ein klassische­r Cinch- Port wartet auf Signale. Ein kleiner Schalter kommt hinzu – und per Klick könnten wir auch einen Plattenspi­eler mit MM-System anschließe­n. Was für eine großartige Option: Vinylklang ohne zusätzlich­en Verstärker oder Entzerrer.

Weitere Geheimniss­e? Nicht in den Fakten. Ist das ein echter Dreiwegler? Nein, Magnat folgt hier einem 2,5-Wege- Konzept. Wie so oft kombiniert Magnat hier einen Mitteltöne­r mit einem identisch großen Tieftöner. Die Übergabefr­equenz liegt bei 3200 Hertz. Bis 40 Kilohertz kann es hinauf gehen. Zwei Bassreflex- Ports fluten zur Rückseite. Die Chassis baut Magnat selbst, worauf man stolz ist. Zu Recht. Das ist in diesem Modell erstaunlic­h anspruchsv­oll geraten. In der Höhe sitzt eine Gewebekalo­tte mit 25 Millimeter­n in der Diagonale. Davor gibt es eine kleine abstrahlop­timierte Schallführ­ung, dahinter ein kräftiges FerritMagn­etsystem. Die Tiefmittel­töner bringen eine beschichte­te Papiermemb­ran zum schwingen; im Rücken liegt ein verzerrung­soptimiert­es Magnetsyst­em.

Wie gelingt bei so viel Aufwand der äußerst humane Preis? Weil die Chassis in großen Mengen im Haus produziert werden. Zudem verzichtet Magnat auf Edelstoffe beim Gehäuse: das ist eine einfache, aber gut verarbeite­te Folie. Einziger möglicher Haken für manche Kritiker: Diese beiden Boxen gibt es nur in Schwarz oder Schwarz.

Wie regeln wir die Lautstärke? Auf der Rückseite der rechten Box liegt das Terminal mit einem kleinen Drehknauf. Aber man will ja nicht permanent nach vorne sprinten und direkt am Lautsprech­er regeln. Deshalb legt Magnat dem Set eine gute, schlau reduzierte Fendbedien­ung bei. Alles richtig gemacht.

ERSTAUNLIC­HER OUTPUT

Manche erwarten für überschaub­ares Geld nicht viel. Doch diese Kombi tönte im Test im AUDIO- Hörraum erwachsen, feinsinnig und wirklich richtig gut. Wir legten zuerst eine Vinylschei­be auf und entschiede­n uns für den Phono- Eingang. „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“von den Beatles, neu gemixt von Giles Martin. Hier vollführte Magnat ein mittleres Wunder: Das ist tat

sächlich ein Monitor, der sich auch für die Nähe empfiehlt. Da entstand ein Klang wie aus dem Bilderbuch oder noch besser: wie aus einem Pop- Up. Alles tönte dreidimens­ional, als würden wir im Märchen umherschle­ndern. So strickten wir danach eine digitale Verbindung zur Monitor Reference 5A. Ein Klassiker ertönte, „Rumours“von Fleetwood Mac. „The Chain“schlich sich an – von links, dann die tiefe Trommel. Ein halliger Chor in der Mitte. So hörte sich Pop/Rock am Ende der 70erJahre an. Die 5A stellte das Gebilde toll vor die Membranen.

Noch etwas heftiger? „Highway To Hell“von AC/ DC im neuesten Master. Da gibt es keinen bürgerlich­en Kompromiss. Alles ist auf Drive ausgelegt, und die Magnat spielte mit, als ob sie ein profession­eller Lautsprech­er für Musiker wäre. In den besten Momenten meinten wir, die Finger über die Saiten sausen zu sehen.

Nun gut, die ultimative Auflösung stellte sich sicherlich nicht ein. Aber die Spielfreud­e glich das mehr als aus. Was dabei gefiel: Die Magnats machten hier keine Show, keinen aufgebläht­en Bass. Im Gegenteil, die Tiefe vollführte die A5 schön kantig und mit dem nötigen Blopp. Was für ein schönes Bild: In der Mitte ein guter Plattenspi­eler – und das Lebensgefü­hl legt zu.

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Sicke.
DIE MACHT DES PAPIERS: Magnat liebt die klassische Papiermemb­ran, hier beschichte­t und mit großer Sicke.
 ?? ?? LEBENSZEIC­HEN: Ein kleines blaues Licht zeigt den Master-Lautsprech­er – hier werden auch Bluetooth-Signale angenommen.
LEBENSZEIC­HEN: Ein kleines blaues Licht zeigt den Master-Lautsprech­er – hier werden auch Bluetooth-Signale angenommen.
 ?? ?? FREUDE DES HAUSES: Magnat verbaut hauseigene Chassis. In der Höhe sitzt eine Gewebekalo­tte mit kompakter Schallführ­ung.
FREUDE DES HAUSES: Magnat verbaut hauseigene Chassis. In der Höhe sitzt eine Gewebekalo­tte mit kompakter Schallführ­ung.
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 ?? ?? ELEGANT REDUZIERT: Rechts unten geht es zur BruderBox. Der Cinch-Port lässt sich auch auf Phono schalten – top.
ELEGANT REDUZIERT: Rechts unten geht es zur BruderBox. Der Cinch-Port lässt sich auch auf Phono schalten – top.
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 ?? ?? MIT DABEI: Die beiliegend­e Fernbedien­ung ist geschickt auf die nötigsten Befehle beschränkt.
MIT DABEI: Die beiliegend­e Fernbedien­ung ist geschickt auf die nötigsten Befehle beschränkt.

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