VORBILDLICH EINFACH
800 Euro für ein Paar Aktivboxen? Das ist nicht viel Geld. Noch dazu, wenn sie die komplette Anlage ersetzen, so wie die ausgewachsenen Standboxen Magnat Monitor Reference 5A.
Die Gelehrten streiten sich immer noch über die Definition der Aktivbox. Manche wollen eine Endstufe im linken wie im rechten Lautsprecher sehen, andere verlangen eine aktive Weiche mit eigenem Antrieb für jeden Chassis-Weg. Magnat macht das anders. Rechts steht der Monitor Reference A5 – er ist das Zentrum des Klangs. Nur hier wird eine aktive Endstufe nach den digitalen Spielregeln verbaut. Also eine Klangsäule mit einem StereoAmp. Der linke Lautsprecher sieht auf der Front identisch aus, aber er ist passiv. Seine Kraft strömt über ein Lautsprecherkabel vom aktiven Bruder herbei.
Das klingt auf dem Papier nicht so highendig, ermöglicht aber echtes Plug & Play. Da gibt es keine Konflikte zwischen den Membranen, zwischen den Signalempfängern – weder per Funk noch per Cinch. Aus der Schule und unserer Erfahrung geplaudert: An den neuen aktiven Funksystemen darf man auch verzweifeln. Entweder passt der Brückenschlag per Bluetooth nicht, oder die beiden Lautsprecher erkennen sich nicht im WLAN-Verbund. Alles schon vorgekommen.
EINE ECHTE BANK
Magnat hingegen ist da eine echte Bank. Der Player rotiert, der Streamer pumpt – per Cinch geht es an die rechte Box und über Lautsprecherkabel an das linke Pendant. Einfacher könnte es nicht sein. Oder besser: archaischer könnte es nicht sein. Mir gefällt diese Konstruktion. Zumal wir unsere Lupe nur auf den rechten Lautsprecher richten müssen. Ich surfe auf die Webseite von
Magnat und bekomme einen kleinen Schlag in die Magengrube. 800 Euro wünscht man sich. Nicht für das Stück, sondern für das Paar. Das ist ein Preis, der dieses Produkt ohne Konkurrenz dastehen lässt.
Wir reden hier über zwei erwachsene Standboxen, bei denen wir die Endstufe einsparen können. Pro Seite liegen 60 digitale Watt an. Wir können unseren Fernseher per HDMI ankoppeln. Ein Digital- Eingang kann bis 24 Bit und 192 Kilohertz abtasten. Natürlich muss auch Bluetooth sein – ebenso natürlich in der hochqualitativen aptx-Version.
Auch ein klassischer Cinch- Port wartet auf Signale. Ein kleiner Schalter kommt hinzu – und per Klick könnten wir auch einen Plattenspieler mit MM-System anschließen. Was für eine großartige Option: Vinylklang ohne zusätzlichen Verstärker oder Entzerrer.
Weitere Geheimnisse? Nicht in den Fakten. Ist das ein echter Dreiwegler? Nein, Magnat folgt hier einem 2,5-Wege- Konzept. Wie so oft kombiniert Magnat hier einen Mitteltöner mit einem identisch großen Tieftöner. Die Übergabefrequenz liegt bei 3200 Hertz. Bis 40 Kilohertz kann es hinauf gehen. Zwei Bassreflex- Ports fluten zur Rückseite. Die Chassis baut Magnat selbst, worauf man stolz ist. Zu Recht. Das ist in diesem Modell erstaunlich anspruchsvoll geraten. In der Höhe sitzt eine Gewebekalotte mit 25 Millimetern in der Diagonale. Davor gibt es eine kleine abstrahloptimierte Schallführung, dahinter ein kräftiges FerritMagnetsystem. Die Tiefmitteltöner bringen eine beschichtete Papiermembran zum schwingen; im Rücken liegt ein verzerrungsoptimiertes Magnetsystem.
Wie gelingt bei so viel Aufwand der äußerst humane Preis? Weil die Chassis in großen Mengen im Haus produziert werden. Zudem verzichtet Magnat auf Edelstoffe beim Gehäuse: das ist eine einfache, aber gut verarbeitete Folie. Einziger möglicher Haken für manche Kritiker: Diese beiden Boxen gibt es nur in Schwarz oder Schwarz.
Wie regeln wir die Lautstärke? Auf der Rückseite der rechten Box liegt das Terminal mit einem kleinen Drehknauf. Aber man will ja nicht permanent nach vorne sprinten und direkt am Lautsprecher regeln. Deshalb legt Magnat dem Set eine gute, schlau reduzierte Fendbedienung bei. Alles richtig gemacht.
ERSTAUNLICHER OUTPUT
Manche erwarten für überschaubares Geld nicht viel. Doch diese Kombi tönte im Test im AUDIO- Hörraum erwachsen, feinsinnig und wirklich richtig gut. Wir legten zuerst eine Vinylscheibe auf und entschieden uns für den Phono- Eingang. „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“von den Beatles, neu gemixt von Giles Martin. Hier vollführte Magnat ein mittleres Wunder: Das ist tat
sächlich ein Monitor, der sich auch für die Nähe empfiehlt. Da entstand ein Klang wie aus dem Bilderbuch oder noch besser: wie aus einem Pop- Up. Alles tönte dreidimensional, als würden wir im Märchen umherschlendern. So strickten wir danach eine digitale Verbindung zur Monitor Reference 5A. Ein Klassiker ertönte, „Rumours“von Fleetwood Mac. „The Chain“schlich sich an – von links, dann die tiefe Trommel. Ein halliger Chor in der Mitte. So hörte sich Pop/Rock am Ende der 70erJahre an. Die 5A stellte das Gebilde toll vor die Membranen.
Noch etwas heftiger? „Highway To Hell“von AC/ DC im neuesten Master. Da gibt es keinen bürgerlichen Kompromiss. Alles ist auf Drive ausgelegt, und die Magnat spielte mit, als ob sie ein professioneller Lautsprecher für Musiker wäre. In den besten Momenten meinten wir, die Finger über die Saiten sausen zu sehen.
Nun gut, die ultimative Auflösung stellte sich sicherlich nicht ein. Aber die Spielfreude glich das mehr als aus. Was dabei gefiel: Die Magnats machten hier keine Show, keinen aufgeblähten Bass. Im Gegenteil, die Tiefe vollführte die A5 schön kantig und mit dem nötigen Blopp. Was für ein schönes Bild: In der Mitte ein guter Plattenspieler – und das Lebensgefühl legt zu.