JENSEITS VON AFRIKA
Sonor Audio gehört zu den weniger bekannten Lautsprecherherstellern. Dennoch lohnt ein Blick auf diese Geheimtipp-Marke aus Südafrika. Die Claro 8.2 markiert das obere Ende der Modellreihe. Sie ist überraschend schwer und gut.
Wer an Südafrika denkt, hat vielleicht die riesigen Nationalparks vor Augen oder die Kapregion mit den herrlichen Weingütern. An Lautsprecher denkt hier sicher niemand. Doch gibt es auch in der südlichen Hemisphäre HiFi- Hersteller, die unsere Beachtung verdienen. Einer von ihnen ist Sonor Audio. Die namentliche Verwandtschaft mit dem bekannten Schlagzeughersteller ist rein zufällig. Sonor Audio sitzt in Johannesburg, Südafrika. Auf der Nordhalbkugel, im bayrischen Pfaffenhofen, sitzt Gerhard Stiglmayr, Inhaber von ProWorld. Er importiert Lautsprecher und andere HiFi- Geräte aus Südafrika und vertreibt sie in Deutschland. Das Modellsortiment ist übersichtlich. Es gibt vier Standboxen, die allesamt Claro heißen, und zwei Kompaktlautsprecher, die auf den Namen Clareo hören. Fertig, mehr Modelle gibt es nicht und mehr braucht es auch nicht. Die Claro 8.2 ist die größte Standbox. Mit 53 Kilo ist sie ordentlich schwer, was auf eine solide Verarbeitung schließen lässt. Ein erster
Klopftest am Gehäuse bestätigt die Vermutung. Das Echtholzfurnier ist perfekt verarbeitet und sieht edel aus. Die Flächen sind plan, die Linienführung geradlinig. Die massiven Platten aus Metall an der Front und am Boden sind mit ihren angeschnittenen Radien elegante Gegenspieler zum rechtwinkligen Design. Der Lautsprecher wird mit hübschen, schwarzen Abdeckungen geliefert. Die Außenlinie der Abdeckung ist identisch mit der der Frontplatte. So geht von der Ästhetik nichts verloren, wenn der stolze Besitzer seine Claro 8.2 mit den Abdeckungen aufstellt. Weniger hübsch sind die
Plastikdübel, welche die Abdeckungen zwar sicher an ihrem angestammten Platz halten, aber unsichtbare Magnethalter wären weniger old-fashioned, auch wenn die dunklen Löcher auf der schwarzen Platte weniger stören, als sie es auf dem Holz täten.
Ohne Abdeckung zeigt die Claro ein martialisches Gesicht. Verantwortlich ist die Phalanx aus vier Bassreflexöffnungen, die in Richtung Hörer zielen. Darüber befinden sich zwei Tief- Mittel-Töner, die einen Hochtöner in einer D‘AppolitoAnordung flankieren. Der Hochtöner hat eine Doppel- Ring- Membran, in der Mitte sitzt ein auffälliger Wave- Plug. Der Kenner weiß, dieser Hochtöner kommt aus dem Haus Scan Speak. Die 22-Zentimeter- Bässe stammen ebenfalls aus der dänischen Chassis- Edelschmiede. Die Hochtöner werden von einem Tractrix- Horn eingefasst. Die Übergabefrequenz liegt bei 2800 Hertz, darunter wird nicht weiter aufgeteilt, beide Basstreiber bekommen den gleichen Mittelton- und Bassanteil, eine klassische 2-Wege- Box mit Bassreflex.
Als hätte man einen Schalter umgelegt
Wir bauten die Lautsprecher im Hörraum auf. Trotz des massiven Gewichts von über 50 Kilogramm pro Box ließen sich die Boliden bei der Suche nach der besten Position erstaunlich leicht manövrieren. Verantwortlich sind zum Teil die
Gummifüße, die es allerdings nur an dem Vorführmodell gibt, normalerweise stehen die Sonors auf Spikes. Relativ lustlos stocherten wir in unserer Playlist rum. Rock, Pop gemischt, aber es war nichts dabei, wo der Funke übersprang. Doch dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, kam der magische Moment. Ausgerechnet die wenig audiophile Aufnahme von „Bridge Over Troubled Water“der Singer-SongwriterLegenden Simon & Garfunkel zog uns in den Bann. Als würde der Lautsprecher die Aufnahme erneut remastern, wurde das musikalische Geschehen fein aufgedröselt, die Stimmen perfekt im Raum positioniert. Wir haben den Song gefühlte 1000 Mal gehört, aber ganz ehrlich: So klar haben wir die Schönheit und den Zauber dieses Songs noch nie wahrgenommen. Musste sich die Box erst einspielen? Wohl kaum, der Vorführer war bereits perfekt eingespielt. Mussten wir uns erst warmhören? Die Auflösung des Rätsels brachte der Verstärker, ein RG 10 MK5 Reference S von Symphonic Line, der braucht ein paar Minuten, bis er klingt. Wir wechselten zu unserem großen T+A- Besteck. Musikalisch blieben wir bei Paul Simon. Der Song „Homeless“vom perfekt inszenierten und meisterlich aufgenommenen Album „Graceland“von 1986 war der „Perfect Match“für diesen Lautsprecher. Die Stimmen lösten sich feinperlig von den Membranen, die unterschiedlichen Stimmfarben der Sänger wurden ganz fein abgestuft. Performt wurde der Song von dem südafrikanischen Männerchor Ladysmith Black Mambazo. So schloss sich der Kreis mit einem Song von Südafrikanern, gespielt auf einem Lautsprecher aus Südafrika. Schöner kann ein Test nicht laufen.