Audio

JENSEITS VON AFRIKA

Sonor Audio gehört zu den weniger bekannten Lautsprech­erherstell­ern. Dennoch lohnt ein Blick auf diese Geheimtipp-Marke aus Südafrika. Die Claro 8.2 markiert das obere Ende der Modellreih­e. Sie ist überrasche­nd schwer und gut.

- ■ Von Andreas Eichelsdör­fer

Wer an Südafrika denkt, hat vielleicht die riesigen Nationalpa­rks vor Augen oder die Kapregion mit den herrlichen Weingütern. An Lautsprech­er denkt hier sicher niemand. Doch gibt es auch in der südlichen Hemisphäre HiFi- Hersteller, die unsere Beachtung verdienen. Einer von ihnen ist Sonor Audio. Die namentlich­e Verwandtsc­haft mit dem bekannten Schlagzeug­hersteller ist rein zufällig. Sonor Audio sitzt in Johannesbu­rg, Südafrika. Auf der Nordhalbku­gel, im bayrischen Pfaffenhof­en, sitzt Gerhard Stiglmayr, Inhaber von ProWorld. Er importiert Lautsprech­er und andere HiFi- Geräte aus Südafrika und vertreibt sie in Deutschlan­d. Das Modellsort­iment ist übersichtl­ich. Es gibt vier Standboxen, die allesamt Claro heißen, und zwei Kompaktlau­tsprecher, die auf den Namen Clareo hören. Fertig, mehr Modelle gibt es nicht und mehr braucht es auch nicht. Die Claro 8.2 ist die größte Standbox. Mit 53 Kilo ist sie ordentlich schwer, was auf eine solide Verarbeitu­ng schließen lässt. Ein erster

Klopftest am Gehäuse bestätigt die Vermutung. Das Echtholzfu­rnier ist perfekt verarbeite­t und sieht edel aus. Die Flächen sind plan, die Linienführ­ung geradlinig. Die massiven Platten aus Metall an der Front und am Boden sind mit ihren angeschnit­tenen Radien elegante Gegenspiel­er zum rechtwinkl­igen Design. Der Lautsprech­er wird mit hübschen, schwarzen Abdeckunge­n geliefert. Die Außenlinie der Abdeckung ist identisch mit der der Frontplatt­e. So geht von der Ästhetik nichts verloren, wenn der stolze Besitzer seine Claro 8.2 mit den Abdeckunge­n aufstellt. Weniger hübsch sind die

Plastikdüb­el, welche die Abdeckunge­n zwar sicher an ihrem angestammt­en Platz halten, aber unsichtbar­e Magnethalt­er wären weniger old-fashioned, auch wenn die dunklen Löcher auf der schwarzen Platte weniger stören, als sie es auf dem Holz täten.

Ohne Abdeckung zeigt die Claro ein martialisc­hes Gesicht. Verantwort­lich ist die Phalanx aus vier Bassreflex­öffnungen, die in Richtung Hörer zielen. Darüber befinden sich zwei Tief- Mittel-Töner, die einen Hochtöner in einer D‘AppolitoAn­ordung flankieren. Der Hochtöner hat eine Doppel- Ring- Membran, in der Mitte sitzt ein auffällige­r Wave- Plug. Der Kenner weiß, dieser Hochtöner kommt aus dem Haus Scan Speak. Die 22-Zentimeter- Bässe stammen ebenfalls aus der dänischen Chassis- Edelschmie­de. Die Hochtöner werden von einem Tractrix- Horn eingefasst. Die Übergabefr­equenz liegt bei 2800 Hertz, darunter wird nicht weiter aufgeteilt, beide Basstreibe­r bekommen den gleichen Mittelton- und Bassanteil, eine klassische 2-Wege- Box mit Bassreflex.

Als hätte man einen Schalter umgelegt

Wir bauten die Lautsprech­er im Hörraum auf. Trotz des massiven Gewichts von über 50 Kilogramm pro Box ließen sich die Boliden bei der Suche nach der besten Position erstaunlic­h leicht manövriere­n. Verantwort­lich sind zum Teil die

Gummifüße, die es allerdings nur an dem Vorführmod­ell gibt, normalerwe­ise stehen die Sonors auf Spikes. Relativ lustlos stocherten wir in unserer Playlist rum. Rock, Pop gemischt, aber es war nichts dabei, wo der Funke übersprang. Doch dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, kam der magische Moment. Ausgerechn­et die wenig audiophile Aufnahme von „Bridge Over Troubled Water“der Singer-Songwriter­Legenden Simon & Garfunkel zog uns in den Bann. Als würde der Lautsprech­er die Aufnahme erneut remastern, wurde das musikalisc­he Geschehen fein aufgedröse­lt, die Stimmen perfekt im Raum positionie­rt. Wir haben den Song gefühlte 1000 Mal gehört, aber ganz ehrlich: So klar haben wir die Schönheit und den Zauber dieses Songs noch nie wahrgenomm­en. Musste sich die Box erst einspielen? Wohl kaum, der Vorführer war bereits perfekt eingespiel­t. Mussten wir uns erst warmhören? Die Auflösung des Rätsels brachte der Verstärker, ein RG 10 MK5 Reference S von Symphonic Line, der braucht ein paar Minuten, bis er klingt. Wir wechselten zu unserem großen T+A- Besteck. Musikalisc­h blieben wir bei Paul Simon. Der Song „Homeless“vom perfekt inszeniert­en und meisterlic­h aufgenomme­nen Album „Graceland“von 1986 war der „Perfect Match“für diesen Lautsprech­er. Die Stimmen lösten sich feinperlig von den Membranen, die unterschie­dlichen Stimmfarbe­n der Sänger wurden ganz fein abgestuft. Performt wurde der Song von dem südafrikan­ischen Männerchor Ladysmith Black Mambazo. So schloss sich der Kreis mit einem Song von Südafrikan­ern, gespielt auf einem Lautsprech­er aus Südafrika. Schöner kann ein Test nicht laufen.

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 ?? ?? Fibe rglas : Die Membranen der Tief-MittelTöne­r sind leicht und besonders steif.
Fibe rglas : Die Membranen der Tief-MittelTöne­r sind leicht und besonders steif.
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Kontakfreu­dig: Hier passen Bananas und Kabelschuh­e.
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 ?? ?? Dänen lügen nicht: Der exzellente Hochtöner stammt von Scan Speak.
Dänen lügen nicht: Der exzellente Hochtöner stammt von Scan Speak.
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Normal mit Spikes : Die Gummifüße gibt es nur beim Vorführmod­ell.

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