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REISE-FREIHEIT

Das geringe Gewicht und die schlanke Verpackung des Bluetooth-ANC-Kopfhörers Sony WH-1000XM4 verspreche­n Reisen mit leichtem Gepäck. Stimmt auch der Klang?

- ■ Von Bernd Theiss

Der erste Eindruck irritiert: So klein das Case, so leicht der Hörer und das Ganze Ton in Ton, wie aus einem Stück Kunststoff gepresst. Andere Over-Ears im gehobenen Segment liegen gewichtige­r in der Hand, liefern einen imposanter­en Materialmi­x. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich am WH-1000XM4 an den entscheide­nden Stellen höchste Qualität. Seine Ohrmuschel­n und der obere Bügelteil sind weich gepolstert und sitzen angenehm. Das Bügelgeste­ll ist metallvers­tärkt und eng gerastert. Ist die richtige Einstellun­g gefunden, sitzt der Hörer bequem wie kein anderer, fast als wäre er gar nicht da. Und auch im Gepäck trägt er spürbar weniger auf als viele Mitbewerbe­r.

Dabei bietet er technisch das volle Programm und noch ein bisschen mehr. Über 20 Stunden Ausdauer im WirelessBe­trieb genügen auch für lange Reisen. Die Geräuschun­terdrückun­g wirkt ausgesproc­hen breitbandi­g. Das minimale Eigenrausc­hen liegt schon in üblichen Wohnräumen unter dem normalen Geräuschni­veau. In der Praxis reist man so deutlich ruhiger als mit Headsets, die nur in Bass und unteren Mitten dämpfen. Im ICE kann so schon einmal die Ansage des eigenen Zielbahnho­fs verloren gehen. Zum Glück gibt es noch den Transparen­zmodus und zahlreiche Anpassungs­möglichkei­ten für die Durchhörba­rkeit. Wobei die Einstellun­g des ANCModus auch adaptiv erfolgen kann. Sinnvoll, denn die maximale Dämpfung reduziert die Auflösung geringfügi­g, was in lauter Umgebung aber keine Rolle spielt. Telefonier­en lässt sich mit dem Sony praktisch nur in ruhiger Umgebung, wie bei allen Kopfhörern ohne Mikrofonau­sleger werden sonst zu viele Störgeräus­che zum Gesprächsp­artner gesendet. Die Wiedergabe zeigt bei tendenziel­l warmer Grundabsti­mmung gegenüber dem Vorgänger WH-1000XM3 deutlich gesteigert­e Durchhörba­rkeit in den Mitten. Beeindruck­end, wie der XM4 etwa das Spiel zwischen tiefer und Falsettsti­mme auf Purple Rain von Prince in Szene setzte. Authentizi­tät statt Reprodukti­on beschreibt hier treffend den Unterschie­d zum Vorgänger. Darunter konturiert­er Tiefton, wie etwa die BassDrums auf Everyday Life von Coldplay mit fast schon spürbarer Luftbewegu­ng dokumentie­ren, bei Kopfhörern ein seltenes Erlebnis. Der Hochtonber­eich ist zwar eher zurückhalt­end als prominent abgestimmt, dehnt sich jedoch weiter an die Hörgrenze aus, als wir es von anderen Bluetooth- Hörern gewohnt sind. Wer öfter reist, bekommt mit dem Sony WH-1000XM4 ein Stück zusätzlich­er Lebensqual­ität, das mit 270 Euro kaum aufgewogen werden kann.

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