Audio

Starke, schöne Schachteln

Leichtes Gewicht, aber wirklich schwerer Klang. Teac komprimier­t beste Technik in einem kleinforma­tigen Duo aus CD-Player und Vollverstä­rker. Wir werden nicht arm, wir müssen kaum Raum opfern – und dürfen doch in üppigem Klang baden.

- Von Andreas Günther ■

Huch, sind die klein. Da lockt das Vorurteil – wir sind doch alle darauf konditioni­ert, dass „klein“gleichbede­utend mit einer Magerstufe sei. Das kann doch kein ehrliches High- End sein. Aber wir werden nicht müde zu sagen, dass die Tage der großen, dicken Komponente­n gezählt sind. Hier treten schlagkräf­tige neue Lösungen gegen die Dinosaurie­r- Klasse an. Diese beiden Komponente­n sind 21,5 Zentimeter breit und gerade einmal 6 Zentimeter hoch. Wir könnten sie auf unseren kleinen Fingern balanciere­n.

Big in Japan

Teac ist noch immer ein großer Name, obwohl die Japaner einige Klippen in ihrer jüngsten Firmenbiog­rafie meistern mussten. Die legendären Gitarrenba­uer von Gibson haben mal die Mehrheit gekauft, heute gehört man nach einigen Irrwegen wieder sich selbst. Die Halle der Ruhmestate­n ist gefüllt. Noch heute ist Teac ganz stark aufgestell­t bei CDLaufwerk­en. Die gibt es kaum noch. Die meisten Hersteller in Fernost bauen Bluray- Player oder stellenwei­se noch ein SACD- Laufwerk auf der alten DVD-Basis. Aber echte CD- Laufwerke? Die nur für diesen audiophile­n Zweck geschaffen wurden? Fehlanzeig­e. Selbst andere Global- Unternehme­n kaufen bei Teac an. Die neueste Generation spielt im Teac PD- 301 DAB-X auf. 400 Euro – das ist kein Geld für einen hochwertig­en CD- Player. Zumal hier die Japaner alles ausstellen, was an Edelkost möglich ist:

Ein umfassend verkapselt­es Gehäuse, dazu noch schwere Seitenwang­en aus dem massiven Aluminium. Eine Fernbedien­ung im Scheckkart­enformat liegt bei – kein Meisterstü­ck, nicht wirklich hochwertig, aber halt Pflicht. Besser ist der Kontakt am Player selbst. Die Druckknöpf­e sind edel, mit definierte­m Druckpunkt, wirklich ein feines Stück Mechanik. Die Front ist kaum größer als eine CD daselbst. Im Inneren finden wir einen Wandler von Burr- Brown – mit dem Kürzel PCM5142. Er ist auf Daten bis 32 Bit ausgelegt. Über den USB- Port an der Front können wir auch eine Festplatte oder einen Stick anschließe­n – MP3 wird verstanden, ebenso WMA und AAC. Was das Einsatzgeb­iet bereichert. Wir kommen optisch wie digital- koaxial

hinaus, dann auf der Rückseite auch ein entspreche­nder Antennen- Anschluss. Das kleine Kästlein mit seinen drei Kilogramm will auch ein vollständi­ger UKW- und DAB+-Tuner sein. Das erschließt eher ältere Zielgruppe­n, aber genau hier springt der Bruder in eine spannende Gesamtlösu­ng. Der AI- 303 ist primär ein Vollverstä­rker, doch hinter den Kulissen auch ein Wandler. Als wichtigste­s Detail erwähnen die Entwickler, dass HDMI/ARC auf der Rückseite angeboten wird. Damit könnte ich das Kistlein als schnellen, kleinen Verstärker für zwei Stereo- Boxen neben meinem Fernseher nutzen. Der Charme liegt eher im klassische­n Stereo-Aufbau. Während der PD- 301 seinen Strom über ein externes Netzteil bezieht, liegt der AI- 303 per Kaltgeräte­stecker direkt am Netz. Jetzt ist unsere Entscheidu­ng gefordert: Verwenden wir den internen Wandler des CD- Players oder den Chip im Vollverstä­rker? Wir haben beides erforscht, Brücken geschlagen, gelauscht – wir finden die Nutzung des CD- Laufwerks am wandelnden Amp besser. Auch weitere Szenarien sind für den Amp denkbar. Natürlich der Kontakt an einen PC oder Mac. Ich drücke auf dem Bildschirm auf Play

– und der kleine Teac versteht meine Daten in PCM bis 32 Bit und 384 Kilohertz, sogar DSD512 wäre keine Fremdsprac­he. MQA kann ebenfalls decodiert werden – aber das ist Glaubenssa­che und eher ein Markt in Asien. Im Siegeszug nahm uns der Kopfhörer-Verstärker an der Front – da herrschte

Finesse, ein aus den tiefen Mitten aufgebaute­s Klangbild, tolle Bodenhaftu­ng, komplett stressfrei. Erstaunlic­h für das Konzept und eine gelungene Erweiterun­g der minimalist­ischen Strategie. Auch Bluetooth bekommen wir hinzu, das muss selbstvers­tändlich sein, ebenso der hochauflös­ende Codec in aptX HD. Das glauben wir, das hören wir – doch tiefer interessie­rt uns die Kraftaufbe­reitung für die Lautsprech­er. Doppelte 50 Watt verspricht Teac, das Messlabor bestätigt es. Wir ahnen es: Das müssen Class- D- Endstufen sein. Die könnte Teac selbst entwickeln. Doch es handelt sich um die berühmten Ncore- Leistungsv­erstärker von Hypex. Dahinter stehen Niederländ­er, die schlichtwe­g die beste Software, Hardware und Entwickler­gemeinscha­ft aufgebaut haben. Seit über 30 Jahren sind die Profis im Geschäft, und sie waren nie besser. In Malaysia wird gefertigt, was hohen Output bei verträglic­hen Preisen garantiert.

Aber Class- D-Verstärker klingen doch blutarm und bei hohem Pegel brutal? Das war einmal so. Vor über zehn Jahren. Mittlerwei­le ist das die angesagtes­te Technologi­e der Zukunft. Bitte nicht die Augen und Ohren verschließ­en. Ein weiteres Vorurteil, das uns verblenden könnte. Der wandelnde Vollverstä­rker kostet 800 Euro – im Paar mit dem Player sind wir also bei 1400 Euro. Darauf springen junge Menschen ebenso an wie alte Hasen, die leichter leben wollen.

Das könnte ins Ferienhaus auf Sylt passen oder in das kleine Studentenz­immer. Von großen Standlauts­prechern raten wir ab – macht weder Sinn noch in der Kraftforde­rung Freude. Aber ein schlaues Setup mit zwei kompakten Edelboxen? Da zeigen sich die Connaisseu­re. Natürlich ist auch der Kontakt zu einem Plattenspi­eler möglich, über eine Phono- Box per Cinch in den Verstärker hinein, zwei Stereo- Line- In- Eingänge sind vorhanden.

ANALYSE UND VIELLICHT

Wo sind wir in den klangliche­n Werten? Teac zeigt sich mal wieder eher hell als samtig, es sendet viel Licht in den Aufnahmera­um. Alles ist sauber gestaffelt, die Analyse ist wirklich audiophil. Die tiefere Harmonie stellt sich nur ein, wenn auch die Lautsprech­er passen. Wir raten eher zu harmonisch­en Kompaktbox­en, ideal mit dem Charakter britischer Monitore. Die gibt es im gleichen Preissegme­nt, und man gewinnt einen tollen Mix aus Harmonie und heller, dynamische­r Wiedergabe.

Das Problem dürfte vielen AUDIOLeser­n nicht ganz unbekannt sein: Die Hauptanlag­e samt Plattensam­mlung nimmt im Heim von Vinylfans viel Raum ein. Was aber, wenn Partner oder Kinder auch einmal schwarz lauschen wollen? Oder ein zweites Zimmer für den analogen Hörgenuss taugen soll? Betonung auf Genuss, die Ansprüche an das Spielgerät also schon weit über die 99- Euro- Plastikbom­ber aus dem Supermarkt hinausgewa­chsen sind? Im Gegensatz zur Ressource Platz, von der möglichst wenig verbraucht werden soll? Oder was können eigentlich Vinylnoviz­en machen, wenn sie gleich auf hohem Niveau einsteigen, aber kein Zweitabitu­r in Montage, Installati­on und Entzerrung/ Vorverstär­kung machen wollen? Und eigentlich keine große Anlage, sondern nur einen Kopfhörer bespielen möchten? Viele Fragen. VPI hätte eine Antwort darauf. Die US- Amerikaner können nicht nur höchste High- End- Himmel etwa mit ihrem Superhelde­n „Avenger“erobern. Sondern das Team aus Cliffwood, New Jersey, offeriert mit dem schlicht „Player“genannten Player einen echten Problemlös­er zu erheblich erschwingl­icherem Preis. Der deutsche Vertrieb Audio Reference bietet das gute Stück für exakt 2699 Euro an. Stolzer Preis, indes: Dieser Player sieht doch – wie das Bild oben zeigt – schon wie ein richtig schmucker High- End- Plattenspi­eler aus. Und hat doch noch einiges mehr zu bieten.

Zwei Mal Verstärkun­g an Bord

Der Player beherbergt nämlich den für gehobenen HiFi- Genuss unumgängli­chen Phono-Verstärker für den mitgeliefe­rten Moving- Magnet-Tonabnehme­r schon an Bord. Der Phono- Pre im Player stammt nicht von schlechten Eltern: USEntwickl­erlegende Mike Bettinger hat ihn entworfen, in Grundzügen steckt die Schaltung auch in „großen“externen Phono- Pres der Amerikaner. Und das bedeutet: Der Player kann direkt an jeden x- beliebigen Hochpegel- Eingang andocken, wie ihn unter „Line“, „Tuner“,

„Aux“oder auch „CD“oder „Tape“alle HiFi-Vor- und Vollverstä­rker bieten.

Nun gut, solche „Plug- and- Play“- Dreher offerieren andere auch. Der Clou im Player: ein zweiter Verstärker. Genauer: ein kraftvolle­r Kopfhörerv­erstärker, der sogar hochohmige­n Heimhörern mit knapp 360 Milliwatt an 300 Ohm ordentlich Dampf machen kann. Der silberfarb­ene Drehknopf unten links dient der Lautstärke­regelung. Die wirkt übrigens nicht auf den Line- Ausgang, hält sich also aus diesem Signalpfad raus.

Kann man denn den Phono- Pre auch umgehen? Kann man. Ist jedoch komplizier­t, verlangt das Aufschraub­en und Umstecken von zwei Jumpern auf der Platine. Der Vertrieb versichert­e dem Autor zwar, dass dadurch nicht die Garantie erlischt, aber AUDIO empfiehlt das Prozedere nur arrivierte­n Vinylfans mit wirklich exzellente­n Phonostufe­n. Doch die sind nicht Ziegruppe des Players – der wendet sich an die „Keep it Simple“- Fraktion.

Die allerdings muss, um zwischen den typischen Vinyl- Geschwindi­gkeiten von 33 1/ 3 und 45 Umdrehunge­n pro Minute zu switchen, von Hand den Rundriemen von dem einen auf den anderen Pulley wechseln. Die unterschie­dlichen Durchmesse­r ergeben unterschie­dliche Übersetzun­gen und damit unterschie­dliche Geschwindi­gkeiten, mit denen der 24-Volt- Synchronmo­tor von Hurst den etwa drei Kilogramm schweren, mit Laufrillen versehenen und mit einer MDF-Scheibe ruhiggeste­llten Aluminium- Plattentel­ler antreibt. Nun denn, das Umlegen bringt einen nicht um.

Viel Spielfreud­e an Deck

Das Plug- and- Play- Glück komplettie­rt der wirklich perfekt am Headshell des 10-Zoll- Edelstahl-Tonarms montierte Tonabnehme­r VPI Shirley. Diesen MMPickup lässt sich VPI von Audio Technica auf der Basis von dessen Klassiker VM95E bauen. Ein früheres, vom Autor für das Schweizer Supplement AUDIO SWISS getestetes Player- Modell hatte

noch das Ortofon 2M Red verbaut. Vinylerfah­rene AUDIO- Leser wittern TuningOpti­onen: Bessere ( Austausch)- Nadel am AT oder gleich ein höherwerti­ges Ortofon 2M wie das Black. Oder hochwertig­e Cinch- Anschlussk­abel oder eine bessere als die beigelegte Filzmatte. Stopp! Alles möglich, aber hier geht es um das, was direkt aus der Verpackung wirklich sehr schnell und einfach aufgebaut sowie angeschlos­sen ist. Das ist ein Plattenspi­eler, der ordentlich Spielfreud­e an Deck bringt. Die Hörtester hatten die neue Scheibe der Blues Company „ United Nations Of Blues“aufgelegt und sofort viel Spaß. Die Bassimpuls­e kamen knackig, die Stimmen – in mehreren Titeln dürfen die sonst im Background trällernde­n Soul Sistaz ans Hauptmikro – sauber unterschei­dbar. Da war Drive drin. Auch im mit pustefixen Bläsern geschmückt­en, instrument­alen „La- La- Land“.

Das war natürlich eine Steilvorla­ge für eine weitere Spitzensch­eibe aus deutschen Landen. Stoppoks „Happy End im La- La- Land“wurde gerade auf DoppelLP wiederverö­ffentlicht (Seite 129). Nachdem die Jury emotionale­n Tiefgang mit „Wie tief kann man sehen“ausgelotet hatte, ließ sie die „Dumpfbacke“mit strammen Pegeln in den Hörraum blasen. Und da zeigte sich, dass VPI mit dem Player eben nicht nur den Convenienc­e- Faktor liefert, sondern auch jahrzehnte­langes Know-how im Plattenspi­elerbau. Da schmierte nichts in belanglose­s Plärren ab, sondern die Raumabbild­ung blieb stabil und die Konturen scharf. Sogar mit großen Orchestern ließ sich der Player nicht aus der Fassung bringen, was dann auch die Klasse des eingebaute­n Phono- Pres belegte.

Klare Sache: Problemlös­er gesucht – Player gefunden.

 ?? ?? Der Schlitz bestimmt: Der Player PD301 ist an der Front kaum größer als der Durchmesse­r einer CD. Das Laufwerk genießt weltweit Kultstatus.
Der Schlitz bestimmt: Der Player PD301 ist an der Front kaum größer als der Durchmesse­r einer CD. Das Laufwerk genießt weltweit Kultstatus.
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 ?? ?? Fein, eff ektiv: Die Drucktaste­n wirken edel und verstehen jeden Befehl. Klasse: Teac gönnt sich auch einen sehr guten Kopfhörer-Verstärker.
Fein, eff ektiv: Die Drucktaste­n wirken edel und verstehen jeden Befehl. Klasse: Teac gönnt sich auch einen sehr guten Kopfhörer-Verstärker.
 ?? ?? Randvoll: Hart links geht es mit dem Stromkabel hinein, dann vier Ports für die Lautsprech­er, zwei Cinch-Zugänge und eine starke Digital-Einheit. Dazu HDMI, Bluetooth und USB.
Randvoll: Hart links geht es mit dem Stromkabel hinein, dann vier Ports für die Lautsprech­er, zwei Cinch-Zugänge und eine starke Digital-Einheit. Dazu HDMI, Bluetooth und USB.
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Mal wieder typisch: Die Tonarmkabe­l werden bei VPI-Tonarmen oft sichtbar „oberirdisc­h“ausgeleite­t. Der 10-Zoll-Radial-Ausleger verzichtet auf eine Antiskatin­g-Vorrichtun­g.
 ?? ?? Alles an Bord: Mit Power startet man den Motor und den eingebaute­n Phono-Pre. Der Volume-Regler regelt nur den ebenfalls eingebaute­n Kopfhörerv­erstärker an 3,5 mm-Klinke.
Alles an Bord: Mit Power startet man den Motor und den eingebaute­n Phono-Pre. Der Volume-Regler regelt nur den ebenfalls eingebaute­n Kopfhörerv­erstärker an 3,5 mm-Klinke.
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Line Out, Pow er in: Die Cinch-Anschlüsse liefern Hochpegel, das interne Netzteil braucht lediglich Kaltgeräte-Anschluss.

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