Starke, schöne Schachteln
Leichtes Gewicht, aber wirklich schwerer Klang. Teac komprimiert beste Technik in einem kleinformatigen Duo aus CD-Player und Vollverstärker. Wir werden nicht arm, wir müssen kaum Raum opfern – und dürfen doch in üppigem Klang baden.
Huch, sind die klein. Da lockt das Vorurteil – wir sind doch alle darauf konditioniert, dass „klein“gleichbedeutend mit einer Magerstufe sei. Das kann doch kein ehrliches High- End sein. Aber wir werden nicht müde zu sagen, dass die Tage der großen, dicken Komponenten gezählt sind. Hier treten schlagkräftige neue Lösungen gegen die Dinosaurier- Klasse an. Diese beiden Komponenten sind 21,5 Zentimeter breit und gerade einmal 6 Zentimeter hoch. Wir könnten sie auf unseren kleinen Fingern balancieren.
Big in Japan
Teac ist noch immer ein großer Name, obwohl die Japaner einige Klippen in ihrer jüngsten Firmenbiografie meistern mussten. Die legendären Gitarrenbauer von Gibson haben mal die Mehrheit gekauft, heute gehört man nach einigen Irrwegen wieder sich selbst. Die Halle der Ruhmestaten ist gefüllt. Noch heute ist Teac ganz stark aufgestellt bei CDLaufwerken. Die gibt es kaum noch. Die meisten Hersteller in Fernost bauen Bluray- Player oder stellenweise noch ein SACD- Laufwerk auf der alten DVD-Basis. Aber echte CD- Laufwerke? Die nur für diesen audiophilen Zweck geschaffen wurden? Fehlanzeige. Selbst andere Global- Unternehmen kaufen bei Teac an. Die neueste Generation spielt im Teac PD- 301 DAB-X auf. 400 Euro – das ist kein Geld für einen hochwertigen CD- Player. Zumal hier die Japaner alles ausstellen, was an Edelkost möglich ist:
Ein umfassend verkapseltes Gehäuse, dazu noch schwere Seitenwangen aus dem massiven Aluminium. Eine Fernbedienung im Scheckkartenformat liegt bei – kein Meisterstück, nicht wirklich hochwertig, aber halt Pflicht. Besser ist der Kontakt am Player selbst. Die Druckknöpfe sind edel, mit definiertem Druckpunkt, wirklich ein feines Stück Mechanik. Die Front ist kaum größer als eine CD daselbst. Im Inneren finden wir einen Wandler von Burr- Brown – mit dem Kürzel PCM5142. Er ist auf Daten bis 32 Bit ausgelegt. Über den USB- Port an der Front können wir auch eine Festplatte oder einen Stick anschließen – MP3 wird verstanden, ebenso WMA und AAC. Was das Einsatzgebiet bereichert. Wir kommen optisch wie digital- koaxial
hinaus, dann auf der Rückseite auch ein entsprechender Antennen- Anschluss. Das kleine Kästlein mit seinen drei Kilogramm will auch ein vollständiger UKW- und DAB+-Tuner sein. Das erschließt eher ältere Zielgruppen, aber genau hier springt der Bruder in eine spannende Gesamtlösung. Der AI- 303 ist primär ein Vollverstärker, doch hinter den Kulissen auch ein Wandler. Als wichtigstes Detail erwähnen die Entwickler, dass HDMI/ARC auf der Rückseite angeboten wird. Damit könnte ich das Kistlein als schnellen, kleinen Verstärker für zwei Stereo- Boxen neben meinem Fernseher nutzen. Der Charme liegt eher im klassischen Stereo-Aufbau. Während der PD- 301 seinen Strom über ein externes Netzteil bezieht, liegt der AI- 303 per Kaltgerätestecker direkt am Netz. Jetzt ist unsere Entscheidung gefordert: Verwenden wir den internen Wandler des CD- Players oder den Chip im Vollverstärker? Wir haben beides erforscht, Brücken geschlagen, gelauscht – wir finden die Nutzung des CD- Laufwerks am wandelnden Amp besser. Auch weitere Szenarien sind für den Amp denkbar. Natürlich der Kontakt an einen PC oder Mac. Ich drücke auf dem Bildschirm auf Play
– und der kleine Teac versteht meine Daten in PCM bis 32 Bit und 384 Kilohertz, sogar DSD512 wäre keine Fremdsprache. MQA kann ebenfalls decodiert werden – aber das ist Glaubenssache und eher ein Markt in Asien. Im Siegeszug nahm uns der Kopfhörer-Verstärker an der Front – da herrschte
Finesse, ein aus den tiefen Mitten aufgebautes Klangbild, tolle Bodenhaftung, komplett stressfrei. Erstaunlich für das Konzept und eine gelungene Erweiterung der minimalistischen Strategie. Auch Bluetooth bekommen wir hinzu, das muss selbstverständlich sein, ebenso der hochauflösende Codec in aptX HD. Das glauben wir, das hören wir – doch tiefer interessiert uns die Kraftaufbereitung für die Lautsprecher. Doppelte 50 Watt verspricht Teac, das Messlabor bestätigt es. Wir ahnen es: Das müssen Class- D- Endstufen sein. Die könnte Teac selbst entwickeln. Doch es handelt sich um die berühmten Ncore- Leistungsverstärker von Hypex. Dahinter stehen Niederländer, die schlichtweg die beste Software, Hardware und Entwicklergemeinschaft aufgebaut haben. Seit über 30 Jahren sind die Profis im Geschäft, und sie waren nie besser. In Malaysia wird gefertigt, was hohen Output bei verträglichen Preisen garantiert.
Aber Class- D-Verstärker klingen doch blutarm und bei hohem Pegel brutal? Das war einmal so. Vor über zehn Jahren. Mittlerweile ist das die angesagteste Technologie der Zukunft. Bitte nicht die Augen und Ohren verschließen. Ein weiteres Vorurteil, das uns verblenden könnte. Der wandelnde Vollverstärker kostet 800 Euro – im Paar mit dem Player sind wir also bei 1400 Euro. Darauf springen junge Menschen ebenso an wie alte Hasen, die leichter leben wollen.
Das könnte ins Ferienhaus auf Sylt passen oder in das kleine Studentenzimmer. Von großen Standlautsprechern raten wir ab – macht weder Sinn noch in der Kraftforderung Freude. Aber ein schlaues Setup mit zwei kompakten Edelboxen? Da zeigen sich die Connaisseure. Natürlich ist auch der Kontakt zu einem Plattenspieler möglich, über eine Phono- Box per Cinch in den Verstärker hinein, zwei Stereo- Line- In- Eingänge sind vorhanden.
ANALYSE UND VIELLICHT
Wo sind wir in den klanglichen Werten? Teac zeigt sich mal wieder eher hell als samtig, es sendet viel Licht in den Aufnahmeraum. Alles ist sauber gestaffelt, die Analyse ist wirklich audiophil. Die tiefere Harmonie stellt sich nur ein, wenn auch die Lautsprecher passen. Wir raten eher zu harmonischen Kompaktboxen, ideal mit dem Charakter britischer Monitore. Die gibt es im gleichen Preissegment, und man gewinnt einen tollen Mix aus Harmonie und heller, dynamischer Wiedergabe.
Das Problem dürfte vielen AUDIOLesern nicht ganz unbekannt sein: Die Hauptanlage samt Plattensammlung nimmt im Heim von Vinylfans viel Raum ein. Was aber, wenn Partner oder Kinder auch einmal schwarz lauschen wollen? Oder ein zweites Zimmer für den analogen Hörgenuss taugen soll? Betonung auf Genuss, die Ansprüche an das Spielgerät also schon weit über die 99- Euro- Plastikbomber aus dem Supermarkt hinausgewachsen sind? Im Gegensatz zur Ressource Platz, von der möglichst wenig verbraucht werden soll? Oder was können eigentlich Vinylnovizen machen, wenn sie gleich auf hohem Niveau einsteigen, aber kein Zweitabitur in Montage, Installation und Entzerrung/ Vorverstärkung machen wollen? Und eigentlich keine große Anlage, sondern nur einen Kopfhörer bespielen möchten? Viele Fragen. VPI hätte eine Antwort darauf. Die US- Amerikaner können nicht nur höchste High- End- Himmel etwa mit ihrem Superhelden „Avenger“erobern. Sondern das Team aus Cliffwood, New Jersey, offeriert mit dem schlicht „Player“genannten Player einen echten Problemlöser zu erheblich erschwinglicherem Preis. Der deutsche Vertrieb Audio Reference bietet das gute Stück für exakt 2699 Euro an. Stolzer Preis, indes: Dieser Player sieht doch – wie das Bild oben zeigt – schon wie ein richtig schmucker High- End- Plattenspieler aus. Und hat doch noch einiges mehr zu bieten.
Zwei Mal Verstärkung an Bord
Der Player beherbergt nämlich den für gehobenen HiFi- Genuss unumgänglichen Phono-Verstärker für den mitgelieferten Moving- Magnet-Tonabnehmer schon an Bord. Der Phono- Pre im Player stammt nicht von schlechten Eltern: USEntwicklerlegende Mike Bettinger hat ihn entworfen, in Grundzügen steckt die Schaltung auch in „großen“externen Phono- Pres der Amerikaner. Und das bedeutet: Der Player kann direkt an jeden x- beliebigen Hochpegel- Eingang andocken, wie ihn unter „Line“, „Tuner“,
„Aux“oder auch „CD“oder „Tape“alle HiFi-Vor- und Vollverstärker bieten.
Nun gut, solche „Plug- and- Play“- Dreher offerieren andere auch. Der Clou im Player: ein zweiter Verstärker. Genauer: ein kraftvoller Kopfhörerverstärker, der sogar hochohmigen Heimhörern mit knapp 360 Milliwatt an 300 Ohm ordentlich Dampf machen kann. Der silberfarbene Drehknopf unten links dient der Lautstärkeregelung. Die wirkt übrigens nicht auf den Line- Ausgang, hält sich also aus diesem Signalpfad raus.
Kann man denn den Phono- Pre auch umgehen? Kann man. Ist jedoch kompliziert, verlangt das Aufschrauben und Umstecken von zwei Jumpern auf der Platine. Der Vertrieb versicherte dem Autor zwar, dass dadurch nicht die Garantie erlischt, aber AUDIO empfiehlt das Prozedere nur arrivierten Vinylfans mit wirklich exzellenten Phonostufen. Doch die sind nicht Ziegruppe des Players – der wendet sich an die „Keep it Simple“- Fraktion.
Die allerdings muss, um zwischen den typischen Vinyl- Geschwindigkeiten von 33 1/ 3 und 45 Umdrehungen pro Minute zu switchen, von Hand den Rundriemen von dem einen auf den anderen Pulley wechseln. Die unterschiedlichen Durchmesser ergeben unterschiedliche Übersetzungen und damit unterschiedliche Geschwindigkeiten, mit denen der 24-Volt- Synchronmotor von Hurst den etwa drei Kilogramm schweren, mit Laufrillen versehenen und mit einer MDF-Scheibe ruhiggestellten Aluminium- Plattenteller antreibt. Nun denn, das Umlegen bringt einen nicht um.
Viel Spielfreude an Deck
Das Plug- and- Play- Glück komplettiert der wirklich perfekt am Headshell des 10-Zoll- Edelstahl-Tonarms montierte Tonabnehmer VPI Shirley. Diesen MMPickup lässt sich VPI von Audio Technica auf der Basis von dessen Klassiker VM95E bauen. Ein früheres, vom Autor für das Schweizer Supplement AUDIO SWISS getestetes Player- Modell hatte
noch das Ortofon 2M Red verbaut. Vinylerfahrene AUDIO- Leser wittern TuningOptionen: Bessere ( Austausch)- Nadel am AT oder gleich ein höherwertiges Ortofon 2M wie das Black. Oder hochwertige Cinch- Anschlusskabel oder eine bessere als die beigelegte Filzmatte. Stopp! Alles möglich, aber hier geht es um das, was direkt aus der Verpackung wirklich sehr schnell und einfach aufgebaut sowie angeschlossen ist. Das ist ein Plattenspieler, der ordentlich Spielfreude an Deck bringt. Die Hörtester hatten die neue Scheibe der Blues Company „ United Nations Of Blues“aufgelegt und sofort viel Spaß. Die Bassimpulse kamen knackig, die Stimmen – in mehreren Titeln dürfen die sonst im Background trällernden Soul Sistaz ans Hauptmikro – sauber unterscheidbar. Da war Drive drin. Auch im mit pustefixen Bläsern geschmückten, instrumentalen „La- La- Land“.
Das war natürlich eine Steilvorlage für eine weitere Spitzenscheibe aus deutschen Landen. Stoppoks „Happy End im La- La- Land“wurde gerade auf DoppelLP wiederveröffentlicht (Seite 129). Nachdem die Jury emotionalen Tiefgang mit „Wie tief kann man sehen“ausgelotet hatte, ließ sie die „Dumpfbacke“mit strammen Pegeln in den Hörraum blasen. Und da zeigte sich, dass VPI mit dem Player eben nicht nur den Convenience- Faktor liefert, sondern auch jahrzehntelanges Know-how im Plattenspielerbau. Da schmierte nichts in belangloses Plärren ab, sondern die Raumabbildung blieb stabil und die Konturen scharf. Sogar mit großen Orchestern ließ sich der Player nicht aus der Fassung bringen, was dann auch die Klasse des eingebauten Phono- Pres belegte.
Klare Sache: Problemlöser gesucht – Player gefunden.