Remaster DES MONATS
Progressive Rock Rush Signals – 40th Anniversary Edition Mercury/ Universal (Box- Set: CD, LP, BD, vier Singles 7“, Hardcover-Buch 40 Seiten; auch als CD und Picture Disc, Dolby-Atmos-Abmischung auch digital)
Der Rush-Reissue-Reigen dreht weiter. Nachdem anlässlich des jeweils 40. Geburtstags schon diverse Alben des progressiven Power-Trios aus Kanada in opulenten Box-Sets wiederveröffentlicht wurden, ist nun „Signals“dran. Das neunte Studioalbum erschien im September 1982. Für einige Fans standen die Signale da schon auf rot, denn den eingeschlagenen Weg zu mehr elektronischen Sounds und mehr Synthesizern, zu kompakteren Songs und Reggae-Referenzen wollten sie nicht mitgehen. Wie fast immer im Rock wurde die stilistische Öffnung als Weiterentwicklung vermarktet. Die einen schrien darauf pflichtschuldig Verrat an den Zeitgeist, wofür einige Hardcore-Anhänger auch Äußerlichkeiten wie die neue schnittige Kurzhaarfrisur von Gitarrist Alex Lifeson hielten; die anderen bejubelten ebenso pflichtbewust die flexible Fortschrittlichkeit. Langzeit-Produzent Terry Brown ging die schon zu weit – nach dem Abschluss der Aufnahmen trennten sich die Wege, dem Vernehmen nach friedfertig.
40 Jahre später hört sich das alles längst nicht mehr so dramatisch an. Klar dominieren Synthies die Klangkulisse, doch in Sachen Songwriting waren Bassist, Keyboarder und Sänger Geddy Lee, Drummer und Textdichter Neil Peart und Lifeson noch immer gut unterwegs auf dem spätestens mit „Moving Pictures“(1981) eingeschlagenen Kurs zwischen proggigem Anspruch und poppiger Eingänglichkeit. Und wer da immer monierte, die Gitarre würde zu sehr verdrängt, sei auf Lifesons behände Beiträge etwa zu „The Analog Kid“verwiesen. Seite 1 endete damals mit „Digital Man“– dem Song, in dem zusammen mit „New World Man“die Anklänge an The Police die Toleranz der konservativen Fans besonders strapazierten. Im abschließenden „Countdown“durfte die Band sogar Sprachaufnahmen vom Start des Space Shuttle 1981 übernehmen.
Die acht Songs des Originalalbums mit dem ikonischen Cover mit Dalmatiner und Hydrant erklingen innerhalb der „SuperDeluxe-Edition“im schon 2015 erfolgten Remastering aus den Abbey Road Studios – damals auch schon auf LP gepresst. Insofern bringen die CD und die halfspeed-geschnittene, in Tschechien per DMM gepresste und in ein neues Artwork gehüllte LP klangmäßig nichts Neues, der Sound wirkt dank vertretbarer Kompression etwas kraft- und druckvoller als beim etwas dünnblütigen Original.
Für die Blu-ray mischte Richard Chycki von den Multitracks eine Dolby-Atmos-Version in 48kHz/24Bit und eine 96kHz/24BitDolby TrueHD 5.1, dazu das bekannte Hochbit-Stereo-Master in 48kHz/24Bit. Die mehrkanaligen Fassungen machen auf entsprechenden Anlagen richtig Laune, denn die Raumeffekte sind hier gut gesetzt. Cool sind auch die Promo-Videos von „Subdivision“und „Countdown“sowie das 40-seitige Hardcover-Buch. Originaldesigner Hugh Syme lieferte Skizzen, Lithografien und neue Hüllen für die vier ebenfalls beiliegenden 7“-Vinyl-Singles, die den sonst kaum erhältlichen „Single Edit“von „The Weapon“sowie Live-Aufnahmen von „Red Barchetta“und „Vital Signs“(von „Moving Pictures“) jetzt wieder verfügbar machen. Das alles zusammen macht ordentlich was her, keine Frage. Ob dieses wahrlich repräsentative Box-Set die aufgerufenen 280 Euro wert ist, müssen am Ende jedoch die Rush-Fans entscheiden.
Lothar Brandt
Rush: Moving Pictures (1981), The Police: Zenyatta Mondatta (1980)