Tragik und Ruhm
Maria Callas überzeugte als Sängerin mit einer hart erarbeiteten, alle Regelfächer sprengenden Bandbreite, belebte beinahe im Alleingang die Opernwelt des Belcanto wieder, erklomm binnen weniger Jahre eine unfassbare, himmelsnahe Höhe – und stürzte als Superstar dann ab in ein zurückgezogenes, ja isoliertes Leben. Sie entwickelte sich vom kurzsichtigen, pummeligen Entlein zum strahlend schönen Schwan mit Modelfigur, begehrt von der halben Männerwelt. Die unglückliche Ehe mit dem 28 Jahre älteren, italienischen Industriellen Giovanni Battista Meneghini (deshalb steht in den Besetzunglisten der Frühzeit oft Maria Mengehini Callas) tat ihrer Kunst keinen Abbruch. Ob und wie sie ihre leidenschaftliche, unerreichte, berückende Darstellung unglücklicher Frauenfiguren beeinflusste, darüber kann nur spekuliert werden. Maria Callas wurde zum Weltstar, berühmt für ihre Stimme und zunehmend auch wegen ihrer Allüren. Opernhausleiter und Plattenproduzenten litten unter ihrer Wankelmütigkeit und ihren Absagen, Callas selbst unter ihren unbarmherzigen Ansprüchen an sich und ihren Gesang, der jene wohl zum Teil mit bedingte. 1959 dann der Wendepunkt: Der griechische Superreiche und Supermacho Aristoteles Onassis spannte sie Meneghini bei einer Kreuzfahrt aus, weigerte sich aber, sie zu heiraten. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, ob Maria Callas einen 1960 unmittelbar nach der Geburt gestorbenen Sohn des griechischen Reeders zur Welt brachte oder nicht. Die Sängerin ist öfter im Jetset zu sehen als auf der Opernbühne oder im Studio, ihre Stimme lässt unüberhörbar nach. 1965 dann der letzte Gesangsauftritt. Onassis lässt sie fallen, als er seine Eroberungsgelüste auf die amerikanische Präsidentenwitwe Jackie Kennedy richtet. Nach missglückten Comeback-Versuchen stirbt Maria Callas 1977 mit nur 53 Jahren einsam in Paris. Offiziell an einem Herzinfarkt, menschlich sicher an gebrochenem Herzen.