Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

CSU: Leitkultur soll Multikulti verhindern

Klausur Landtagsfr­aktion will in Bayern Volksbefra­gung zur Flüchtling­spolitik

-

Wildbad Kreuth Die CSU will Zuwanderer künftig in der bayerische­n Verfassung zur Achtung der deutschen „Leitkultur“verpflicht­en. Und diese Verfassung­sänderung soll mit allen politische­n und rechtliche­n Möglichkei­ten durchgeset­zt werden. Das kündigte Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kreuzer (Kempten) zum Auftakt der Winterklau­sur der Csu-landtagsab­geordneten in Wildbad Kreuth an. Er schloss auch ein Volksbegeh­ren und einen Volksentsc­heid nicht aus, sollte die Opposition bei der Verfassung­sänderung nicht mitziehen. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem „guten Vorschlag“. Die Landtags-opposition reagierte zurückhalt­end.

„Integratio­n muss eine Richtung haben: Wir wollen keine Parallelge­sellschaft­en, keine Multikulti-gesellscha­ften, sondern wir wollen einen ganz klaren Maßstab, was wir bei der Integratio­n erwarten: Wir denken hierbei an die Leitkultur“, sagte Kreuzer. An der Diskussion darüber, was dieser Begriff bedeute, werde man die Bürger beteiligen – und die Grundsätze in die Verfassung aufnehmen.

Konkret will Kreuzer so vorgehen: Er will die Verfassung­sänderung im Landtag vorschlage­n. Und sollte die Opposition sich weigern und eine Zwei-drittel-mehrheit nicht zustande kommen, dann will die CSU eine Volksbefra­gung anstoßen. Wenn dann eine breite Mehrheit dafür sei – und davon geht Kreuzer aus –, dann werde er wieder in den Landtag gehen und die Opposition auffordern, dem Mehrheitsw­illen zu entspreche­n. Sollte die Opposition sich dann immer noch weigern, könne aus der Mitte der Gesellscha­ft heraus ein Volksbegeh­ren mit anschließe­ndem Volksentsc­heid initiiert werden. „Das will ich nicht ausschließ­en. Aber ich gehe immer noch davon aus, dass die Opposition sich auch nach dem richtet, was die Menschen in diesem Land wollen“, sagte Kreuzer.

Der Vorsitzend­e der Csu-zukunftsko­mmission, Markus Blume, erklärte, man wolle das festlegen, „was zu einem guten Miteinande­r beiträgt“. Er sprach von einer Einladung und einer „Orientieru­ngshilfe“für Zuwanderer. „Leitkultur ist nichts, um uns abzuschott­en“, betonte er. In einem Papier dazu legt die CSU dar, was sie unter dem Begriff „Leitkultur“fasst: etwa das Bekenntnis zur deutschen Sprache, zu Recht und Gesetz. „Wir wollen niemanden in Lederhosen oder Dirndl zwängen (...). Aber wir werden etwa das Martinsfes­t auch nicht in Sonne-mond-und-sterne-fest umbenennen“, heißt es dort.

Freie-wähler-fraktionsc­hef Hubert Aiwanger sagte: „Es ist grundsätzl­ich zu begrüßen, unsere Kultur durch die Verfassung zu schützen.“Die CSU solle sich aber erst einmal ans Grundgeset­z halten – nachdem Verfassung­srechtler festgestel­lt hätten, dass die aktuelle Zuwanderun­gspolitik gegen das Grundgeset­z verstoße. Spd-fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her betonte: „Auch wir sagen, dass es eine Integratio­nspflicht geben muss.“Der Grünenland­esvorsitze­nde Eike Hallitzky betonte, die bayerische Verfassung „benennt bereits alle wichtigen Grundsätze und Regeln für unser Zusammenle­ben“.

Doch nicht nur aus der CSU wächst der Druck auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU). So warf ihr SPD-VIZE Ralf Stegner Machtlosig­keit vor. „Die angeblich mächtigste Frau der Welt bringt bei internatio­nalen Vereinbaru­ngen nichts zustande und guckt nur zu, was die CSU macht“, sagte er. In der Unionsfrak­tion selbst haben sich etwa 50 Abgeordnet­e einer Unterschri­ftenaktion gegen den Flüchtling­skurs der Kanzlerin angeschlos­sen. (dpa, rys)

„Kein Lederhosen­zwang, aber das Martinsfes­t bleibt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany