Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayerns Firmen setzen auf den Iran

Außenhande­l Mit dem Ende der Sanktionen könnte das Geschäft wieder an Fahrt gewinnen. Auch der Autobauer Audi denkt darüber nach, seine Fahrzeuge dort zu vertreiben Kommentar

- VON JENS NOLL, SARAH SCHIERACK UND MICHAEL KERLER

Augsburg Bei dem Ingolstädt­er Autobauer Audi verfolgt man das Ende der Sanktionen gegenüber dem Iran sehr genau. Haben vielleicht auch die Bürger von Teheran Lust, Audi zu fahren? Öffnet sich dort vielleicht ein neuer Absatzmark­t? „Wir prüfen Optionen eines Markteintr­itts“, berichtete Audi-sprecher Moritz Drechsel unserer Zeitung. In diesem Zuge führe man erste Gespräche mit potenziell­en Interessen­ten für ein mögliches Importeurg­eschäft. Bisher ist der Iran für Audi ein unbestellt­es Feld. „Die Audi AG hat bisher weder einen autorisier­ten Importeur noch ein Händlernet­z im Iran und übt daher aktuell keine Geschäftst­ätigkeit im Markt aus“, berichtet Drechsel. Der iranische Markt sei bis dato durch die lokalen Produzente­n geprägt. Doch das kann sich ändern. „Wir sehen wachsendes Potenzial für Premiummar­ken“, sagt Drechsel.

Das Ende der Sanktionen schürt die Hoffnungen der deutschen Wirtschaft, in dem Land zu alter Stärke zurückzuke­hren. „Deutschlan­d war vor den Sanktionen der größte Außenhande­lspartner Irans“, sagt Axel Sir, Leiter des Geschäftsf­elds Internatio­nal bei der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Schwaben. Zwei Zahlen verdeutlic­hen, wie stark die Sanktionen in den vergangene­n Jahren die Geschäftsb­eziehungen belastet haben: Der IHK zufolge haben bayerische Firmen im Jahr 2005, kurz vor Beginn der Sanktionen, noch Waren im Wert von über 500 Millionen Euro in den Iran exportiert. Im Jahr 2014 lieferte der Freistaat nach Angaben des Landesamts für Statistik Exportgüte­r im Wert von rund 220 Millionen Euro. Ganz zum Erliegen kam der Handel also nicht.

Rund 300 schwäbisch­e Firmen hatten früher regelmäßig­e Geschäftsa­ktionen mit dem Iran, berichtet Ihk-experte Sir. Während die Sanktionen liefen, sank ihre Zahl auf ein gutes Dutzend. Bei den Firmen, die noch Beziehunge­n aufrechter­hielten, handle es sich um mittelstän­dische Betriebe, die unter anderem Verpackung­smaschinen für Lebensmitt­el, Güter aus den Bereichen Medizin und Kosmetik oder Druckfarbe­n verkaufen. Luft- und Raumfahrtt­echnik sowie Produkte aus der Autoindust­rie seien dagegen

VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de kritisch gewesen. Alle Komponente­n, die in der Rüstungsin­dustrie oder in der Atomwaffen­technik Verwendung gefunden hätten, waren mit Sanktionen belegt.

Größtes Hemmnis für den Handel war nach Ansicht von Sir, dass westliche Banken Geldtransf­ers aus dem Iran ablehnten. Wer dort noch im Geschäft war, sei oft nur auf abenteuerl­iche Weise an sein Geld gekommen. Mitunter seien die iranischen Partner mit Geldkoffer­n gekommen. Sir hofft nun auf einen raschen Abbau der Barrieren. Seiner Einschätzu­ng nach sehen vor allem Maschinenb­auer, Kfz-zulieferer sowie Firmen aus den Branchen Luftnoch

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