Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie der Ölmarkt sich entwickelt

Energie Iran will seine Ausfuhren schnellstm­öglich um eine halbe Million Barrel je Tag steigern

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Frankfurt am Main Mit Blick auf den Ölmarkt könnte der Zeitpunkt kaum ungünstige­r sein: Iran darf nach der Aufhebung von Handelsbes­chränkunge­n, die wegen seines Atomprogra­mms auferlegt wurden, wieder mehr Rohöl ausführen. Was für die sanktionsg­eplagte Wirtschaft Irans eine gute Botschaft ist, könnte die Lage am Rohölmarkt noch weiter zuspitzen. Dort befinden sich die Preise im Sturzflug, und ein Ende ist nicht absehbar: Welche Bevor der Streit über das iranische Atomprogra­mm eskalierte, war Iran ein sehr wichtiger Ölförderer. Im Ölkartell Opec (Organisati­on Erdöl exportiere­nder Länder) war es nach Saudi-arabien, dem mit Abstand mächtigste­n Mitgliedsl­and, lange Zeit der größte Produzent. Infolge

Rolle

spielt

Iran am

Ölmarkt? der Handelssan­ktionen fiel das Land in der Bedeutung aber zurück. Zuletzt lag die Tagesprodu­ktion bei weniger als drei Millionen Barrel (je 159 Liter), verglichen mit mehr als zehn Millionen Fass pro Tag in Saudi-arabien. In der Opec rangiert Iran zurzeit an fünfter Stelle. Wie will Iran auf die Sanktionsa­ufhebung reagieren? Die Ankündigun­g der Europäisch­en Union vom Wochenende, Einfuhrver­bote für iranisches Rohöl aufzuheben, kam nicht überrasche­nd. Weil Iran seinen Verpflicht­ungen aus dem Atomabkomm­en laut der Aufsichtsb­ehörde IAEA nachgekomm­en ist, war eine rasche Aufhebung der Sanktionen bereits erwartet worden. Das Land hat im Vorgriff bereits angekündig­t, seine Ausfuhren schnell um eine halbe Million Barrel je Tag steigern zu wollen. Ob eine rasche Erhöhung von Produktion und Ausfuhr gelingt, ist unter Experten aber umstritten. Zunächst muss etwa die Ölindustri­e modernisie­rt werden. Auch Irans Präsident Hassan Ruhani betont, ein kurzfristi­ger Boom sei unrealisti­sch. Welche Folgen hat eine Rückkehr Irans an den Ölmarkt? Eine erhebliche, denn die Welt schwimmt bereits in Rohöl. Die Opec produziert etwa eine Million Barrel je Tag mehr, als nachgefrag­t wird. Wichtigste­r Grund dafür ist ein Preiskampf, mit dem vor allem Saudi-arabien seine Marktantei­le verteidige­n will. Das richtet sich in erster Linie gegen aufstreben­de Produzente­n aus den USA, die ihre Förderung durch die umstritten­e Fracking-technologi­e stark erhöht haben. Aber auch andere größere Förderländ­er wie Russland oder Kanada pumpen immer mehr Öl in den Markt. Das hat die Weltmarktp­reise für Rohöl auf den tiefsten Stand seit über zwölf Jahren einbrechen lassen. Derzeit liegt er unter 30 Dollar, verglichen mit 110 Dollar Mitte 2014. Was bedeutet der Ölpreisver­fall für die Weltwirtsc­haft? Die Folgen sind zweischnei­dig, weil es Gewinner und Verlierer gibt. Zu den Profiteure­n zählen Verbrauche­r sowie Unternehme­n in Ölimportlä­ndern wie Deutschlan­d. Holger Schmieding, Chefvolksw­irt der Privatbank Berenberg, sagt: „Für die Welt als Ganzes ist die zusätzlich­e Versorgung mit Öl ein Segen.“Verlierer sind Unternehme­n und Länder, die an dem Verkauf von Rohöl verdienen. Das kann zu zahlreiche­n Problemen führen, weil Firmen Personal abbauen und Staaten Sozialausg­aben kürzen müssen. (dpa)

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Simone A. Mayer

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In Köln zeigt die Möbelmesse, was in ist. Etwa große Bäder.

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