Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Große Chance für Deutschland
Das Atom-abkommen mit dem Iran ist ein historischer Erfolg der Diplomatie. Die Machthaber in Teheran haben erkannt, dass die Menschen nicht mehr bereit sind, die Konsumentbehrungen durch das Embargo zu erdulden. Die Bevölkerung giert nach westlichen Produkten und ist in hohem Maße unzufrieden mit Billigwaren aus Asien. Produkte made in Germany werden seit langem herbeigesehnt.
Die Iraner sind es leid, in Bussen aus China zu sitzen, in die es hineinregnet. Viele wollen bald vernünftige Autos fahren und nicht mangelhafte Billigmodelle aus nationaler Produktion. Das eröffnet deutschen Fahrzeugherstellern auf dem Markt mit rund 80 Millionen Menschen enorme Chancen. Dabei begnügen sich die Mächtigen im Iran nicht mit der reinen Einfuhr deutscher Waren. Sie verlangen von Konzernen wie Daimler oder MAN, in ihrem Land auch zu produzieren und Jobs zu schaffen. Heimische Unternehmen müssen sich also anstrengen, um mit den gut ausgebildeten und cleveren Persern ins Geschäft zu kommen.
Auf alle Fälle haben selbst die geistlichen Führer im Iran kapiert, dass sie nur durch mehr Wohlstand für Ruhe in der Bevölkerung sorgen können. Sie heben den Deckel ein wenig an, damit der Dampf des Zorns entweichen kann. Und vielleicht gibt es sogar die Chance, dass sich das gewalttätige Regime durch Handel wandelt. Die Menschen im Iran haben es verdient. Viele – und gerade auch Frauen – wollen endlich mehr Freiheit. und Raumfahrt, Bau und Infrastruktur, Logistik und Ernährung großes Potenzial. Das kann auch Jürgen Weiß bestätigen. Der Unternehmer ist Vorsitzender der Region Nordwest-schwaben beim bayme vbm, vertritt also die heimischen Metall- und Elektroarbeitgeber. „Wir erwarten durchaus positive Effekte“, betont er. Man wolle versuchen, an die guten Beziehungen vor dem Beginn der Sanktionen anzuknüpfen. Ihk-experte Sir geht davon aus, dass schon im ersten Quartal ein Anlaufen der Handelsbeziehungen zu erwarten ist. Zum Anbahnen neuer Geschäftsbeziehungen plane die IHK eine Unternehmerreise und eine Kooperation mit der iranischen Handelskammer.
Eine rund 100-köpfige Unternehmerdelegation aus Teheran soll außerdem bereits Mitte Februar nach München kommen. Eingeladen hat sie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, kurz vbw. Schon Anfang November hat der Verband gemeinsam mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft ein Büro in Teheran eröffnet. „Die vbw steht in den Startlöchern“, sagt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die heimischen Unternehmen sind seiner Ansicht nach bestens gerüstet, um auf dem neuen Markt zu bestehen. „Das Angebotsportfolio der bayerischen Wirtschaft passt genau auf die Nachfrage vor Ort“, betont er. Vor allem im Maschinenbau bestehen gute Perspektiven, sagte er unserer Zeitung. Bereits heute würden knapp 30 Prozent der bayerischen Exporte in den Iran auf diesen Bereich entfallen. „Zudem wächst die Nachfrage nach unseren Produkten im Bereich der Energieeffizienz und des Klimaschutzes“, sagt Brossardt.