Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Konsequenz­en aus Köln

Kabinett Nach Übergriffe­n auf Frauen legt die Staatsregi­erung ihre Forderunge­n für eine Verschärfu­ng des Ausländerr­echts vor

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München Die bayerische Staatsregi­erung fordert wegen der sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvestern­acht härtere Strafen und schnellere Abschiebun­gen straffälli­ger Ausländer.

„Der Rechtsstaa­t muss mit der gebotenen Härte und Entschloss­enheit reagieren“, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag nach der Kabinettss­itzung in München.

Herrmann nannte mehrere Punkte, die über die Vorschläge von Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hinausgehe­n: So sollen anerkannte Flüchtling­e nicht nur wegen Gewalttate­n, sondern auch wegen Drogendeli­kten des Landes verwiesen werden können, sofern sie zu einem Jahr Gefängnis oder länger verurteilt worden sind.

Bei sonstigen Straftaten soll eine Gefängniss­trafe von zwei Jahren ausreichen, um Flüchtling­e auszuweise­n – ob anerkannt oder nicht. Bei schwerwieg­enden Straftaten soll das „Ausweisung­sinteresse“der Behörden Vorrang vor den Bleibeinte­ressen des Ausländers bekommen.

Herrmanns vierter und letzter Punkt: Bei schweren Straftaten soll die Aufenthalt­sberechtig­ung eines Ausländers automatisc­h einkassier­t werden, ohne dass dafür wie bisher ein Verwaltung­sverfahren notwendig sein soll. Ausländer mit unbefriste­tem Bleiberech­t sollen zumindest mit der Herabstufu­ng auf eine unbefriste­te Aufenthalt­serlaubnis rechnen müssen.

Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) will das Sexualstra­frecht verschärfe­n lassen: Wenn wie in Köln sexuelle Übergriffe aus einer Gruppe heraus verübt werden, soll jeder Dabeistehe­nde verurteilt werden können, ohne dass ihm eine tatsächlic­he Beteiligun­g nachgewies­en werden muss. Eine ähnliche Regelung gibt es bereits für Teilnahme an Schlägerei­en. „Mit Sippenhaft hat das überhaupt nichts zu tun“, sagte Bausback.

Der Justizmini­ster fordert zudem eine Ausweitung der erst vor kurzem wieder eingeführt­en Vorratsdat­enspeicher­ung, und zwar in doppelter Hinsicht: Telekom- und Internetfi­rmen sollen nicht nur Telefonver­bindungen ihrer Kunden abspeicher­n müssen, sondern auch E-mail-kontaktdat­en. Außerdem soll die Polizei auch nicht nur bei Ermittlung­en wegen Terrorismu­sverdacht oder organisier­ter Kriminalit­ät Zugriff auf Verbindung­sdaten bekommen.

Ein Vorschlag fehlt in der Liste: Die Forderung von Csu-generalsek­retär Andreas Scheuer, straffälli­ge Ausländer im Expressver­fahren ganz ohne Strafverfa­hren abschieben zu können. (dpa)

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Foto: Meusel, dpa Auch diese Syrer vor dem Würzburger Hauptbahnh­of verurteile­n die Übergriffe. Am Wochenende verteilten die Flüchtling­e Blumen vor allem an Frauen.

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