Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stuttgart ruft Feinstaub-alarm aus
Bürger sollen auf Autos verzichten
Stuttgart Als erste Stadt in Deutschland hat Stuttgart einen Feinstaubalarm ausgerufen. Seit gestern appelliert die Stadt an ihre rund 610 000 Bürger, in den nächsten Tagen freiwillig aufs Auto zu verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Seit Sonntagabend sollen außerdem sogenannte Komfortkamine, die lediglich als zusätzliche Wärmequelle dienen, nicht genutzt werden.
Die Landeshauptstadt Badenwürttembergs kämpft seit langem mit erhöhten Feinstaubwerten. Der zulässige Eu-grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wird regelmäßig überschritten. Vor allem die Lage in einem Talkessel sorgt dafür, dass bei einer bestimmten Wetterlage der Luftaustausch problematisch ist.
Umweltschützer sehen die jetzige Aktion aber kritisch. Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe ist der Feinstaub-alarm eine „Placebomaßnahme“ohne Wirkung. „Appelle bringen nichts“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Das Land und die Stadt Stuttgart schreckten mit Blick auf die Autoindustrie vor obligatorischen Schritten gegen die gesundheitsschädlichen Emissionen zurück, meinte Resch. „Das ist ein Kniefall vor Daimler.“Besonders gefährdet vom Feinstaub seien Kinder, Kranke und alte Menschen.
Der Naturschutzbund meinte: „Stuttgart darf nicht das deutsche Peking werden.“In der chinesischen Hauptstadt hatte starker Smog den Menschen zuletzt im Dezember zu schaffen gemacht. Zeitweise wurde die höchste Smogalarmstufe „Rot“in Kraft gesetzt, was unter anderem Fahrverbote zur Folge hatte.