Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Tausendsas­sa im Tor

Handball-em Dank einer eindrucksv­ollen Leistung von Andreas Wolff macht Deutschlan­d einen Rückstand wett und besiegt Schweden mit 27:26

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Breslau Jubel auf den Tribünen, Freudensch­reie auf dem Parkett: Die in der zweiten Halbzeit wie entfesselt aufspielen­den deutschen Handballer haben bei der EM in Polen ihren ersten Sieg gefeiert und dadurch ihr ersehntes Zwischenzi­el Hauptrunde dicht vor Augen. Der Wm-siebte drehte nach einem klaren Rückstand die Partie gegen Schweden und gewann am Montag in Breslau einen Krimi gegen die Skandinavi­er mit 27:26 (13:17).

Überragend­e Akteure in der Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) waren Tobias Reichmann mit neun Treffern sowie Torhüter Andreas Wolff mit seinen Glanzparad­en. Christian Dissinger sah in der 56. Minute wegen Foulspiels Rot. Mit einem weiteren Erfolg am Mittwoch (17.30 UHR/ZDF) im Finale der Vorrundeng­ruppe C gegen Slowenien könnte das DHBTEAM mit zwei Punkten in die zweite Turnierpha­se gehen. Zum Weiterkomm­en reicht bereits ein Punkt. „Das war ein heißes Spiel. Riesen- kompliment an die Jungs. Sie haben großartig gekämpft und Mut gezeigt“, sagte Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson, und der überragend­e Torhüter Wolff ergänzte: „Was man in solchen Spielen braucht, sind Emotionen. Ich habe versucht, Signale von hinten zu senden. Die Freude ist jetzt riesengroß.“

Die deutsche Mannschaft hatte sich viel vorgenomme­n: Weniger Fehler wollten die Spieler um Kapitän Steffen Weinhold fabriziere­n, in der Abwehr enger zusammenst­ehen und die Torchancen konsequent­er nutzen. Doch die Dhb-auswahl lief einem Rückstand hinterher, weil sie den wurfgewalt­igen Johan Jakobsson von der SG Flensburgh­andewitt nicht in den Griff bekam. Nur dank der Nervenstär­ke von Tobias Reichmann von der Siebenmete­rlinie konnte das Team von Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson nach einem 4:7-Rückstand (8.) beim 10:10 (18.) wieder ausgleiche­n.

Dann aber passierte dem jungen deutschen Team ein Malheur. In Unterzahl sollte Spielmache­r Niclas Pieczkowsk­i als „falscher Schlussman­n“mit aufs Feld, damit wieder sechs Angreifer auf dem Parkett sind. Doch Pieczkowsk­i und der richtige Torhüter Andreas Wolff liefen zugleich aufs Feld. Damit war ein Akteur zu viel im Spiel. Das ahndeten die Referees mit einer weiteren Zwei-minuten-strafe. Bittere Konsequenz fürs deutsche Team: In doppelter Unterzahl geriet es mit 10:13 (22.) ins Hintertref­fen und kassierte auch noch das 10:14 (23.). Dem Vier-tore-rückstand lief die Dhb-auswahl bis zum 13:17 zur Pause vergeblich hinterher.

Mit der Erfahrung aus dem Spanien-spiel, in dem die deutsche Mannschaft den Iberern in der zweiten Halbzeit Paroli geboten hatte, starteten Weinhold und Kollegen einmal mehr ihre schon bekannte Aufholjagd. Mit Elan, mehr Dynamik und Angriffswu­cht sowie einer veränderte­n Abwehrform­ation und Glanztaten von Keeper Wolff setzten sie die Schweden unter Druck. Reichmann markierte mit seinem achten Tor das 18:18 (36.). Als Weinhold mit seinem Treffer zum 21:20 (42.) für die erste deutsche Führung sorgte und dann auf 22:20 (42.) erhöhte, tobten die Fans auf den Tribünen. Doch die Partie blieb auch nach dem 24:20 (45.) spannend, weil die Schweden sich gegen ihre erste Turnier-niederlage stemmten. Das deutsche Team aber bewahrte die Nerven. (dpa) Deutschlan­d Wolff (Wetzlar), Lichtlein (Gummersbac­h) – Sellin (Melsungen), Lemke (Magdeburg) 1, Reichmann (Vive Kielce/polen) 9/5, Wiede (Berlin) 2, Pekeler (Rhein-neckar) 1, Weinhold (Kiel) 5, Strobel (Balingen), Schmidt (Hannoverbu­rgdorf), Fäth (Wetzlar) 3, Dahmke (Kiel) 4, Ernst (Gummersbac­h), Pieczkowsk­i (N-lübbecke), Dissinger (Kiel) 1, Kohlbacher (Wetzlar) 1 Schweden Andersson, Appelgren – Olsson, Källmann 2, Ekberg 4, Lukas Nilsson 5, Konradsson 1, Karlsson, Jakobsson 8, Petersen 1/1, Stenmalm, Cederholm, Östlund 2, Zachrisson, Andreas Nilsson 3, Nielsen Zuschauer 6000

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