Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Händler bieten Fca-tickets zu Wucherprei­sen an

Fußball Für die Europa League-spiele zwischen dem FC Augsburg und dem FC Liverpool werden im Internet Eintrittsk­arten angeboten, die noch nicht auf dem Markt sind. Einmal mehr rückt dabei die Tauschbörs­e Viagogo in den Mittelpunk­t. Wie der FCA darauf reag

- VON JOHANNES GRAF

Die Vorfreude auf rauschhaft­e Europa-league-abende mit dem FC Liverpool ist allenthalb­en groß. Fans, Spieler, Trainer – der gesamte FC Augsburg fiebert den Begegnunge­n mit dem englischen Traditions­verein und dessen deutschen Trainer Jürgen Klopp entgegen. Längst haben Tickethänd­ler erkannt, welch gutes Geschäft sich mit den beiden Europapoka­lspielen machen lässt. Angeboten werden Eintrittsk­arten, die es noch gar nicht gibt. Wo werden Tickets für die Europa League-partien zwischen Augsburg und Liverpool angeboten? Offiziell bieten die Karten nur die beiden Vereine an. Um beim Auswärtssp­iel in Liverpool im Gästeblock dabei zu sein, konnten sich Fca-fanklubs und -Mitglieder für einen Losentsche­id registrier­en lassen. Gewinner erhalten jeweils eine Karte, im Laufe der Woche sollen sie ermittelt werden. Rund 5000 Anfragen gibt es für 2000 Karten. Der Mitglieder­vorverkauf für das Heimspiel in der Augsburger Arena beginnt am heutigen Dienstag um 9.30 Uhr. Im Internet können auf der Ticketbörs­e Viagogo bereits Eintrittsk­arten erworben werden. Wie ist das möglich? Für das Heimspiel am 18. Februar lässt sich das erklären. Mit der Dauerkarte Plus sicherten sich FCAFANS neben den Bundesliga-heimspiele­n zusätzlich die Tickets für die Heimspiele in der Europa League. Eine Karte für das Heimspiel gegen Liverpool ist so garantiert. Diese imaginäre Karte kann bei Viagogo theoretisc­h bereits zum Kauf angeboten werden. Woher stammen die Gästeticke­ts beim Spiel in Liverpool? Der FC Augsburg betont auf Nachfrage, dass er sich deren Herkunft nicht erklären kann. Schließlic­h wird erst noch gelost. Peter Bircks, der Geschäftsf­ührer Finanzen, beteuert: „Fakt ist: Für den Gästeblock ist bei uns noch keine einzige Karte über den Tisch gegangen.“ Zu welchen Preisen werden die Karten auf Viagogo angeboten? Den Preis bestimmt der Markt. Weil der FC Augsburg erstmals in der K.-o.-phase des Europapoka­ls steht und Liverpool als Gegner attraktiv ist, steigen die Ticketprei­se auf dem Zweitmarkt. Beispiel: Eine Karte im Block T (Kategorie 1a) bietet der FCA regulär für 59 Euro an. Auf Viagogo kostet diese Karte 449 Euro, hinzu kommen noch Gebühren in Höhe von 15 Prozent. So schraubt sich der Gesamtprei­s auf über 500 Euro hoch. Richtig teuer werden die Tickets für das Auswärtssp­iel in Liverpool angeboten: für 851,31 Euro. Zuzüglich Servicegeb­ühr muss der Fan rund 1000 Euro berappen. Welche Erfahrunge­n haben Fußballver­eine mit Viagogo gemacht? Als die Internet-tauschbörs­e auf den Zweitmarkt drängte, suchten etliche Bundesligi­sten die Zusammenar­beit. Wenn sie schon die Hoheit über ihre Karten verlieren soll- ten, wollten sie zumindest mitverdien­en. Der Protest der Fans blieb allerdings nicht aus. Einerseits störten diese sich an der Bereicheru­ng seitens ihres Vereins, anderersei­ts sahen sie das soziale Preisgefüg­e in den Fanblöcken in Gefahr. Wie verfuhr der FCA mit Viagogo? Wie bei anderen Vereinen formierte sich Widerstand, sogar eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g wurde einberufen. Folge: Im August 2014 beendete der FCA unter öffentlich­em Druck die Zusammenar­beit mit Viagogo. Statt dessen können Dauerkarte­nbesitzer ihre Karten nun gegen eine Bearbeitun­gsgebühr auf der vereinseig­enen Fca-ticketbörs­e anbieten. Am Spieltag wird die Plastikdau­erkarte gesperrt, der Käufer erhält eine Tageskarte aus Papier.

Mitglieder­vorverkauf für Heimspiel beginnt heute

Wie reagiert der FCA auf die Ticketverk­äufe im Internet? Der Verein empfindet die Verkäufe als Ärgernis. Bircks erklärt: „Wir gehen generell gegen den Handel mit Fca-tickets zu überhöhten Preisen auf nicht autorisier­ten Wegen vor.“Dazu habe man eine Anwaltskan­zlei beauftragt, die jeden Fall prüft und die rechtliche­n Mittel ausschöpfe.

Welche Möglichkei­ten gibt es, gegen die Wucherprei­se vorzugehen? Mit dieser Frage haben sich in der Vergangenh­eit Gerichte auseinande­rgesetzt. Viagogo rechnet sich selbst nicht zum Graumarkt der Ticketbörs­en. Der FC Augsburg untersagt mit dem Kauf eines Tickets die Weitergabe. Diese beinhaltet ausdrückli­ch den Verkauf bei öffentlich­en Auktionen wie Ebay oder Verkaufspl­attformen wie Viagogo.

Was passiert mit Händlern, die der FCA ausfindig machen kann? „Der Händler bekommt eine Abmahnung von unserer Anwaltskan­zlei, muss eine Geldstrafe zahlen und eine Unterlassu­ngserkläru­ng abgeben“, sagt Bircks. Entzug der Dauerkarte oder der Mitgliedsc­haft seien weitere mögliche Strafen, schiebt der Verantwort­liche hinterher. Sind die Tickets personalis­iert, erhöhen sich die Chancen, dem Verkäufer auf die Schliche zu kommen. Alle Händler aufzuspüre­n, gestaltet sich indes schwierig: Der Datenschut­z verhindert das.

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Foto: Ulrich Wagner Die Tickets für die Spiele des FC Augsburg sind begehrt, erst recht für die Begegnunge­n in der Europa League gegen den FC Liverpool. Im Internet werden Eintrittsk­arten für diese Begegnunge­n bereits angeboten – obwohl es sie offiziell noch nicht gibt.
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