Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sie spricht für alle Gymnasiast­en in Bayern

Porträt Acelya Asia Aktas vom Stetten-institut ist seit Herbst Landesschü­lerspreche­rin und hat dabei ein großes Pensum zu leisten. Was die 16-Jährige nach dem Abi machen und warum sie später in die Politik gehen will

- VON MIRIAM ZISSLER

Sich einbringen, ein Thema kontrovers diskutiere­n und auch einfach mit anpacken, das hat Acelya Asia Aktas zu Hause gelernt. Da ist sie stolz darauf. Ihre Mutter hat sich als Alleinerzi­ehende ohne große Hilfe um ihren sechs Jahre älteren Bruder und um sie gekümmert, hat ihr Medizinstu­dium durchgezog­en und arbeitet heute als Frauenärzt­in in Stadtberge­n und im Josefinum.

Acelya Asia Aktas wurde von ihrer Mutter gefördert, aber auch gefordert. „Sie hat uns schon immer viel Vertrauen geschenkt. Wir haben gesehen, wie sie sich für uns durch das Leben geboxt hat und wollen es genauso machen“, sagt sie. Den Schriftzug „Yarnlar Bizim“haben sich ihr Bruder und sie in der Schrift ihrer Mutter auf den Unterarm tätowiert. „Das ist türkisch und bedeutet so viel wie ,die Zukunft gehört uns‘“, sagt die Schülerin. Ihre Mutter habe ihren Kindern immer wieder diesen Satz gesagt. Heute leben sie ihn.

Acelya Asia Aktas scheint momentan nichts zu viel zu sein. Die 16-Jährige mit türkischen Wurzeln ist im September nach ihrem Abschluss von der Realschule auf das Gymnasium des Stetten-instituts gewechselt. Dort war sie bereits im Vorfeld zur Schülerspr­echerin gewählt worden. Und nicht nur das: Inzwischen haben sich weitere Ämter dazugesell­t. Im Herbst wurde sie zur Bezirkssch­ülersprech­erin gewählt und schließlic­h auch noch bei der Landesschü­lerkonfere­nz in München zur Landesschü­lerspreche­rin der Gymnasien.

Sie absolviert­e die Realschule problemlos und beendete sie mit einem Einserschn­itt. „Meine Mutter wollte mir wegen des G8 mehr Freiräume schaffen und hat gemeint, dass ich später irgendwann immer noch das Abitur nachmachen kann.“Sie nutzte ihre Zeit für sinnvolle Aktivitäte­n. Zuerst engagierte sie sich als Schulsanit­äterin, dann war sie Teil der Schulband und schließlic­h Schulsprec­herin der Realschule.

Der Einsatz für die Interessen der Schüler, Organisati­on von Hilfsproje­kten und Schulparty­s, das macht der aufgeweckt­en jungen Frau ein-

Acelya Asia Aktas spricht für alle bayerische­n Gymnasiast­en. Später möchte sie Politikeri­n werden.

fach Spaß. Es kommt auch nicht von ungefähr. „Ich war schon in der Realschule sowohl Klassen-, als auch Schüler- und Bezirkssch­ülersprech­er“, sagt sie und lacht.

Einer ihrer Grundsätze: Man kann zwar Revolution brüllen, aber man muss auch etwas dafür tun, wenn man etwas bewegen will. Im vergangene­n Jahr half sie und die Schülermit­verantwort­ung (SMV) bei der Organisati­on des Projekts „10000“an ihrer Schule mit. Damals liefen Schülerinn­en der Stetten-realschule und des Stettengym­nasiums sowie Lehrkräfte so viele Runden auf einer Ein-kilometer-strecke im Wittelsbac­her Park, bis die Strecke von 10 000 Kilometer überwunden wurde.

„Ich war begeistert zu sehen, was alles erreicht werden kann“, sagt sie. Von dem Geld, das sich die Schüler für jede gelaufene Runde sponsern ließen, wurden unter anderem junge unbegleite­te Flüchtling­e unterstütz­t.

In ihrer Funktion als Landesschü­lerspreche­rin kümmert sie sich um andere Themen. Sie setzt sich beispielsw­eise dafür ein, dass das Schreiben am Computer mit dem Zehn-finger-system in den Lehrplan mit aufgenomme­n wird. Sie ist für die Abschaffun­g des Jahrgangss­tufentests und für die Einführung von Schülertic­kets im Öffentlich­en Personenna­hverkehr. „Ich verstehe nicht, warum man Schüler als Geldquelle nutzen muss? Bei den Studenten gibt es auch in vielen Städten, wie auch in Augsburg, ein Solidartic­ket“, betont sie und erzählt vom „Schoko-ticket“, einem Jahresabo der Rheinbahn, wo Schüler aller Altersklas­sen und Schularten dasselbe für ihr Ticket zahlen.

Alle paar Wochen fährt sie als Landesschü­lerspreche­rin zu einer Sitzung nach München, fährt nach Kochel am See oder nach Erding, um einen Kongress oder eine Schule zu besuchen. „Ich besuche die Schulen, die sich um den Schul-innovation­spreis bewerben, um mir selber ein Bild davon zu machen.“Dass sie erst 16 Jahre alt ist? Kein Problem. Dass sie gerade erst aufs Gymnasigem­einsam um gewechselt ist? Ebenfalls kein Problem. „Ich hab mir schon überlegt, ob ich mir das dieses Jahr zumuten will. Aber meine Noten sind weiterhin gut. Es gehört schon eine gewisse Arbeitsein­stellung dazu, um das Pensum bewältigen zu können“, sagt sie.

Und es bleibt auch noch Zeit für sie selber: Dann spielt sie gerne Klavier oder zeichnet Tattoo-vorlagen. Nach dem Abitur will sie erst einmal die Welt sehen und bei einem „Work&travel“-programm in Australien mitmachen. Danach studieren. Und dann will Acelya Asia Aktas in die Politik gehen. „Die richtige Partei habe ich zwar noch nicht gefunden. Aber ich will mich weiter für andere einbringen“, sagt die junge Frau.

Ein Ziel: Schülertic­ket im Nahverkehr

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Foto: Peter Fastl

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