Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Doch eine Lösung für Übergangsklassen?
Bildung Schulen mobilisieren Raum-reserven für das Spezialangebot für Migranten. Trotzdem bleibt das Thema für die Stadt eine große Herausforderung – aber nicht nur wegen der Flüchtlinge
Eine gute Nachricht hat Bildungsreferent Hermann Köhler: Die Schulen können doch noch Räume für Übergangsklassen für Migranten zur Verfügung stellen. „Wir haben die letzten Reserven mobilisiert“, sagt er. Im Moment gebe es im Grund- und Mittelschulbereich 44 Übergangsklassen; diese können weiter ausgebaut werden. Die Entwicklung ist rasant. Waren es zum Schuljahresbeginn 2009 drei Übergangsklassen, gab es 2013 schon 21, 2015 dann 39 – mit 650 Kindern. Das entspricht einer Dimension von zweieinhalb Grundschulen. Allerdings ist dies nicht in erster Linie auf Asylbewerber zurückzuführen. Deren Anteil in den Klassen stieg zwar 20 auf 30 Prozent, doch die restlichen Schüler stammen großteils aus südosteuropäischen Eu-staaten.
An Berufsschulen ist der Anteil der Asylbewerber höher. In Augsburg gibt es 13 Klassen, und zwar an den Berufsschulen II (u. a. Gastro, Ernährung) und VI (Bau). 200 Schüler stehen auf der Warteliste. Ab März soll die Zahl der Klassen um acht wachsen; um die Schulen zu entlasten, übernehmen dies auch Bildungsträger. Außerdem ist geplant, weitere Schulen einzubeziehen – auch, um andere Berufsfelder anbieten zu können.
Die Regierung von Schwaben sieht in Augsburg ab September 24 Klassen vor. Dieses Ziel ist laut Köhler nicht zu schaffen. Er schließt hier und an anderen Schularten je- doch selbst Schichtunterricht – vormittags und nachmittags – nicht mehr aus. Weitere Möglichkeiten wären Anmietungen, die jedoch teuer kommen, oder Container, die wiederum eine lange Lieferfrist haben. Auch Erweiterungsbauten ziehen sich – schon wegen des Genehmigungsverfahren – in die Länge.
Außerdem gibt es ein Personalproblem. Für Grund- und Mittelschulen ist der Staat zuständig, für die Augsburger Berufsschulen die Kommune. Die Suche nach Lehrern gestaltet sich schwer. Wie das Kultusministerium mitteilte, gibt es zu wenig Grund-, Mittel- und Berufsschullehrer. Gymnasial- und Realschullehrer sollten in die Bresche springen, bei ihnen herrsche allerdings kein großes Interesse. Angevon strebt ist, wegen all dieser Herausforderungen ein Sonderprogramm Schulen im städtischen Haushalt 2016 zu verankern. Bei der Stadt ist Asyl inzwischen eine Querschnittsaufgabe. Die zuständigen Referenten (Bereiche Bildung, Soziales, Integration und Ordnung) tagen regelmäßig gemeinsam, das nächste Mal am kommenden Freitag.
Das Konzept von Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen sieht vor, dass die Kinder nach maximal zwei Jahren ausreichend Deutsch können, um in eine Regelklasse zu wechseln. An Berufsschulen ist das erste Jahr dem Sprachunterricht gewidmet, das zweite dient zur Berufsorientierung. Problem ist, dass viele junge Asylbewerber schnell arbeiten und Geld verdienen möchten, um ihre Familien in der Heimat zu unterstützen oder Schulden bei Schleusern zurückzuzahlen. Außerdem sind die Deutschkenntnisse der jungen Männer meistens nicht ausreichend für eine Fachausbildung. Jobs wie Altenpflege wiederum sind nicht begehrt, weil man damit nach einer Rückkehr nach Afghanistan oder Senegal keine Stelle finden würde.
In Augsburg gibt es neben Grund-, Mittel- und Berufsschulen weitere Angebote für Migranten: Die Abendrealschule hat bereits eine Internationale Klasse eingerichtet. Ab September ist das Peutinger schwabenweit einziger Standort für eine Ü-klasse am Gymnasium. Auch das Bayernkolleg möchte eine Klasse für Migranten anbieten.