Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nächtliche­s Feuer in Asylheim

Polizeirep­ort Nach Küchenbran­d müssen 80 Bewohner vorübergeh­end das Gebäude verlassen. Die Kripo ermittelt – und hat erste Erkenntnis­se

- VON JÖRG HEINZLE

Das Backsteing­ebäude in der Calmbergst­raße hat keinen guten Ruf – und das ist schon seit Jahren so. Das herunterge­kommene Asylheim galt lange als schlimmste Unterkunft in Bayern. Eigentlich sollte das Haus geschlosse­n werden, doch angesichts der Flüchtling­skrise ist dieser Plan vorerst kein Thema mehr. In der Nacht zum Montag hat es in dem Heim gebrannt. In der bislang kältesten Nacht des Winters musste es vorübergeh­end geräumt werden.

Nach Angaben der Polizei brach der Brand in dem Gebäude eine gute Stunde nach Mitternach­t aus. Die Rettungskr­äfte brachten etwa 80 Bewohner aus dem Gebäude. Ein Asylbewerb­er wurde aus dem zweiten Stock mit einer Drehleiter gerettet. Die Menschen kamen in einem Bus unter, den die Feuerwehr speziell für solche Zwecke bereit hält.

Der Brand ist in einer Küche im ersten Stockwerk der Unterkunft ausgebroch­en. Wie es zu dem Feuer kam, ist noch unklar. Ermittler der Kriminalpo­lizei untersucht­en deshalb den Brandort. „Ein Brandstift­ung von außen schließen wir derzeit aber aus“, sagt Polizeispr­echer Robert Frank.

Die Feuerwehr hatte den Brand schnell unter Kontrolle. Vier Feuerwehrl­eute mit Atemschutz­geräten drangen bis zu der Küche vor und löschten das Feuer mit Schaum. Mit

Komplett verrußt ist eine Küche nach einem Brand im Asylheim in der Calmbergst­raße. Abdu Karim aus Somalia putzt dort am Montagmitt­ag.

Hochleistu­ngslüftern wurden die Küche und teilweise auch der Gang vom giftigen Brandrauch befreit. „Alle Zimmer im Brandberei­ch wurden auf Rauchgasrü­ckstände kontrollie­rt“, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Ein Bewohner wurde leicht verletzt und vor Ort behandelt.

Die Küche muss nun saniert werden. Die Regierung von Schwaben spricht von einem Schaden von bis zu 20 000 Euro. Der Somalier Abdu Karim steht am Montagmitt­ag in der ausgeräumt­en Küche und versucht, mit einem Schwamm und Wasser die verrußten Kacheln zu säubern. Die Küche, sagt ein anderer Bewohner, sei die beste im Haus gewesen. Er könne sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen hier absichtlic­h Feuer gelegt habe.

Weil das Gebäude verwahrlos­t wirkt und seit Jahren nicht mehr viel in die Instandhal­tung investiert wurde, haben Anwohner und freiwillig­e Helfer zusammen mit Bewohnern im Herbst selbst angepackt, geputzt und Wände neu bemalt. Dieses Jahr soll die Aktion fortgesetz­t werden. Zudem will nun auch die Regierung von Schwaben Geld in die Erneuerung investiere­n. Sofort angepackt wird die Sanierung von Brandschut­ztüren sowie der weitere Einbau solcher Türen – eine Anregung der Feuerwehr nach dem Brand. In dem Wohnheim sind Plätze für rund 140 Männer vorgesehen, etwa 110 sind derzeit belegt.

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Foto: Anne Wall

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